Gewaltschutzzentrum
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Chronik

Häusliche Gewalt nimmt zu

Im vergangenen Jahr haben mehr als 1.200 Personen Beratungen der Opferschutzstelle im Gewaltschutzzentrum Kärnten in Anspruch genommen, etwas mehr als im Jahr davor. 814 Betretungsverbote sprach die Polizei 2020 nach Übergriffen in Partnerschaften aus. Das sind um 17 Prozent mehr als im Jahr davor.

Seit 20 Jahren unterstützt das Gewaltschutzzentrum in Klagenfurt Betroffene mit Beratungen bei häuslicher Gewalt, sexuellen Übergriffen und Stalking. 40 Prozent aller Gewalttaten in Partnerschaften finden in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen statt, sagt Leiterin Roswitha Bucher: „Das ist eine Lebensphase, in der die Familiengründung und die Abhängigkeit ein Thema wird, weil kleine Kinder da sind.“

Emotionale und finanzielle Abhängigkeit oft Auslöser

Die emotionale Abhängigkeit sei ebenfalls wesentlich höher, wenn man gemeinsam eine Familie gegründet, ein Haus gebaut oder gemeinsam eine Wohnung bezogen habe. „Das deutet wieder darauf hin, dass Abhängigkeit eine der Hauptursachen oder Gefahren für häusliche Gewalt ist.“

Umso wichtiger sei für Betroffene finanzielle Unabhängigkeit. Dafür brauche es leistbaren Wohnraum genauso wie den Zugang zu Kinderbetreuung, sagt Bucher.

Beratung nach Übergriffen als erster Schritt

Seit vergangenen September müssen Gewalttäter – sogenannte „Gefährder“ – verpflichtend eine sechsstündige Beratung absolvieren. Roswitha Bucher sieht das positiv, auch wenn diese nicht in jedem Fall etwas bringe. Man dürfe nicht die Illusion haben, dass ein Gewalttäter nach der Gewaltpräventionsberatung nicht mehr gewalttätig sei.

Sie bringe aber auch etwas in der Prävention von Gewalt. Zudem sei es ein Signal an die Opfer, dass der Täter an sich arbeiten müsse. Gewalt sei zwar nie zu hundert Prozent verhinderbar, aber doch in vielen Fällen, sagt Roswitha Bucher.