Gefundene Anlage in Mühldorf
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Wissenschaft

Bemerkenswerte Römerfunde im Mölltal

Nach dem Fund eines 2000 Jahre alten Badehauses in Mühldorf im Mölltal sind Archäologen auf der Suche nach weiteren Spuren der Kelten und Römer. Sie betrieben mit dort abgebautem Silber auch einen intensiven Handel und lebten davon recht gut. Das zeigen Funde von Speiseresten.

Ans Tageslicht kamen in der Haselangerwiese in Mühldorf bisher Bronzemünzen, Kleiderspangen und auch selten dokumentierte Ziegel mit dem Stempel des Firmenchefs von damals. Für Grabungsleiter Stefan Pircher vom Forschungsnetzwerk Innsbruck das Highlight bisher: „Der Ziegel trägt eine Stempelaufschrift, es ist in Spiegelschrift zu lesen ‚Marce‘, das ist die Abkürzung für Marcellus. Er war ein Ziegelhersteller in der Antike. Der Ziegel ist rund 1.800 Jahre alt.“

Ziegel mit Inschrift des Herstellers
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1.800 Jahre alter Ziegel

Badehaus und Fußbodenheizung

Pircher ist mit seinem Team schon seit 2018 beim Graben, um der Lebensweise der Kelten auf den Grund zu gehen. Ganz besondere Bedeutung hat ein entdecktes Badehaus, in dem sich unter anderem die Bergleute, die hier vor 2.000 Jahren Silber abgebaut hatten, von ihren Strapazen erholen konnten.

Ausgrabungen in Mühldorf

Die Römer, die die Gebiete von den Kelten erobert und das Badehaus errichtet hatten, wussten, dass man eine Bodenheizung braucht, um es das ganze Jahr über warm zu haben, so Pircher: „Außerhalb des Bades hat es Feuerstellen gegeben, die Rauchgase sind unter den Fußboden geströmt. In der Ecke des Bades war ein Kamin, über den die Rauchgase abgeleitet wurden.“

Reste eines römischen Badehauses
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Reste des römischen Badehauses

„Konnten sich optimal versorgen“

Die Funde aus der Siedlung werden im Kulturzentrum in Mühldorf quasi in einem mobilen Labor von Experten aus der Schweiz begutachtet, um Rückschlüsse ziehen zu können, was die Kelten und Römer damals aßen. Fleisch vom Rotwild, vom Schaf und auch viel Getreide, aber auch Makrelen aus dem Mittelmeer.

Handelswege funktionierten

Ein Zeichen dafür, dass die Handelswege intensiv genutzt wurden, so Sabine Deschler-Erb von der Arbeitsgruppe Archäozoologie der Universität Basel: „Die Versorgungslage scheint gut gewesen zu sein, sie konnten sich optimal versorgen. Vermutlich eine Folge des Silberbergbaus, sie hatten Geld und konnten sich andere Lebensmittel leisten.“

Ausgrabungen in Mühldorf
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Ausgrabungen in Mühldorf

Die archäologischen Grabungsarbeiten werden auf Initiative der Nockregion finanziell unterstützt, auch mehrere Männer und Frauen die über das AMS vermittelt werden, können hier einer geregelten Tätigkeit nachgehen.