Filtergerät bei Probenstelle
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Umwelt

Kärntner Prototyp für Mikroplastik-Messung

Seit Ende 2021 findet in Kärnten eine Studie statt, die herausfinden soll, wie sehr Kärntens Gewässer durch Mikroplastik verunreinigt sind. Dazu wird das Wasser durch eigens entwickelte Filter geleitet, die Rückstände ausgesiebt und untersucht. Bis Herbst soll es Ergebnisse geben.

Mikroplastik sind kleinste Kunststoffreste, die durch Waschen von Textilien, Absplittern von Farbe oder durch Vermüllung in die Umwelt gelangen und sie zunehmend belasten. Auch in vielen Kosmetika sind Mikro- oder Nanoplastikteilchen enthalten. Welche Folgen die Verschmutzung für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen und Tieren hat, ist noch unklar – mehr dazu in Studie zu Mikroplastik in Kärntner Flüssen.

Die Filtervorrichtung
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Probenentnahme in Rosegg

Filtern dauert mehrere Stunden

Um die Rückstände, die kleiner als Sandkörner sind, aus den heimischen Gewässern filtern zu können, entwickelten Gewässeraufsicht und Ökologen des Landes ein eigenes Filtergerät samt Pumpe. Thomas Millonig von der Gewässeraufsicht sagte, man entnehme Wasser aus dem Gewässer, bringe es an Land, filtriere es dort und schütte es wieder zurück.

Filter in der eigens gebauten Vorrichtung
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Zweimal wird die Probe gefiltert

Zweimal läuft das Wasser über Filter, so werden Kleinstteile mit bis zu 50 Mikrometern ausgesiebt. Die Rückstände werden anschließend an das Umweltbundesamt nach Wien zur Auswertung geschickt. Um aussagekräftiges Material zu bekommen, müssen mindestens 15.000 Liter Wasser bei jeder Probeentnahme untersucht und gefiltert werden – das brauche Zeit, so Millonig: „Bei trüben Gewässern dauert die Probenentahme fünf bis sieben Stunden pro Probe, wenn das Wasser relativ klar ist, sind wir in vier bis viereinhalb Stunden fertig.“ Mindestens 15.000 Liter Wasser müssen bei jeder Entnahme gefiltert und untersucht werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen.

Kleinteile im Filter
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Kleinteile und Mikroplastik bleiben zurück

Entnahmen auch bei Betrieben

Pro Gewässer nehme man an drei Stellen Proben bis zu einer Tiefe von 1,5 Metern, um die gesamte Schicht abzubilden, so Millonig. Man wolle auch sehen, ob die Werte über die Breite des Gewässers gleich seien oder zum Beispiel in Ufernähe höher oder auch in der Flussmitte.

Studie über Mikroplastik in Gewässern

Gewässerökologe Thomas Friedl sagte, die Beprobung werde an sechs Fließgewässern quer durch Kärnten vorgenommen, insgesamt habe man elf Probenstellen. Eine davon an der Drau beim Eintritt nach Kärnten in Oberdrauburg, eine andere in Lavamünd, wo die Drau Kärnten wieder verlasse. Eine weitere Stelle befindet sich am Werkskanal des Draukraftwerks in Rosegg. Man hoffe, dass man grobe Berechnungen machen könne, wie viel an Mikroplastik pro Jahr in Kärnten in die Fließgewässer eingebracht werden, so Friedl.

Untersucht werden nicht nur naturnahe Abschnitte, sondern auch Stellen, die sich unterhalb von plastikverarbeitenden und auch abfallwirtschaftlichen Betrieben befinden. Auch in Bereichen in der Nähe von Kläranlagen werden Proben gezogen. Erste Ergebnisse der Untersuchungen werden im Herbst erwartet. Anhand der Ergebnisse sollen dann auch Normen und Grenzwerte für ganz Österreich festgelegt werden.

In Gewässern und Böden zu finden

Forscher der Universität Wien untersuchten in den Jahren 2010 bis 2012 Uferbereiche der Donau zwischen Wien und Bratislava und fanden pro 1.000 Kubikmeter Wasser durchschnittlich 317 Plastikteilchen, aber lediglich 275 Fischlarven (Quelle: Wikipedia). Mikroplastik landet aber nicht nur in Gewässern, sondern durch Klärschlamme und Sedimenten auch im Boden und somit auf Feldern und Weiden.