Windwurf im Wiederschwinger Graben
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Umwelt

Schwierige Aufarbeitung der Waldschäden

Nach den Unwettern im Gegend- und Gurktal kämpfen Waldbäuerinnen und -bauern mit der Aufarbeitung von mindestens 100.000 Festmeter Schadholz. Je länger das Holz liegen bleibt, desto größer die Wertminderung und die Gefahr von Käferbefall.

Meter für Meter arbeitet sich die Harvester-Holzerntemaschine im Wiederschwinger Graben in der Gemeinde Reichenau voran. Auf 15 Hektar wurde der gesunde Bergmischwald der Familie Krammer zerstört, die Forstarbeit dreier Generationen vernichtet. Auch die Aufräumarbeiten und die Vermarktung des Schadholzes gestalten sich als schwierig, Waldbesitzer Tobias Krammer: „Der Holzpreis ist gesunken, Spritpreise und Reparaturen sind teurer geworden. Es ist keine besonders glückliche Lage im Moment, aber man muss das Beste daraus machen.“

Aufarbeitung der Waldschäden

Die Unwetter im Gegendtal und oberen Gurktal haben nach Schätzungen rund 100.000 Festmeter Schadholz verursacht. Allein im Bezirk Feldkirchen wurden 500 Hektar Wald vernichtet. Je länger das Holz liegen bleibt, desto größer die Wertminderung und die Gefahr von Käferbefall.

Zunächst gilt es, den Forstweg frei zu schneiden, dank ihm ist die Schadholzfläche überhaupt zugänglich und eine rasche Aufarbeitung mittels Harvester möglich. Ansonsten müsste mit teuren und aufwendigen Seilbahnen geerntet werden.

Vorher-Nachher in Ebene Reichenau Unwetter
Landesforstdirektion Kärnten
Reichenau im oberen Gurktal: Links vor dem Unwetter, rechts danach

Kärtner Sägewerke zahlen weniger

Regionale Abnehmerinnen und Abnehmer für das Holz zu finden, die faire Konditionen bieten, sei derzeit kaum möglich, so Tobias Krammer. Das Holz werde nach Salzburg verkauft, weil dort um zehn Prozent mehr als die Kärntner Sägewerksbetriebe geboten werde.

„Ich verstehe das nicht ganz, weil das Einschneiden dieser hunderttausend Festmeter Holz für die Großsägewerke in Kärnten kein Problem ist. 3.000 bis 5.000 Festmeter pro Tag und Sägewerk fallen nicht ins Gewicht. Deswegen verstehe ich auch den Preisrückgang nicht.“

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Windwurf im Wiederschwinger Graben
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Windwurfflächen in Wiederschwing, Gemeinde Reichenau. Alleine im Bezirk Feldkirchen sind 500 Hektar Waldfläche betroffen.
Windwurf in Ebene Reichenau
Landesforstdirektion Kärnten
Windwurffläche in Ebene Reichenau
Die Holzerntemaschine arbeitet sich in den Windwurfflächen Schritt für Schritt vorwärts.
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Schritt für Schritt arbeitet sich die Harvester-Holzerntemaschine durch die Windwurfflächen.
Abgebrochen und entwurzelt liegen unzählie Stämme am Boden
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Baumstämme sind abgebrochen oder wurden entwurzelt.
abrutschende Wurzelteller können zur Gefahr werden
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Wurzelteller können im steilen Gelände abrutschen und zur Gefahr werden.
In Wiedweg sind Bäume auch auf Häuser gestürzt, Dächer wurden beschädigt.
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In Wiedweg bei Bad Kleinkirchheim haben umgestürzte Bäume auch Hausdächer beschädigt.
Windwurffläche in Wiedweg bei Bad Kleinkirchheim
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Windwurffläche nahe einer Siedlung in Wiedweg bei Bad Kleinkirchheim
Windwurfflächen in Wiedweg bei Bad Kleinkirchheim, nahe eines Golfplatzes
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Windwurfflächen in Wiedweg nahe eines Golfplatzes
Windwurffläche in Wiederschwing, Gemeinde Reichenau
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Eine von mehreren betroffenen Windwurfflächen im oberen Gurktal
Mit Seilbahnen muss das Schadholz in unwegsamem Gelände aufgearbeitet werden.
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In unwegsamem Gelände müssen Seilbahnen aufgebaut werden.
Schäden an Forststraßen in Maitratten bei Gnesau
Bezirksforstinspektion Feldkirchen
Auch an Forststraßen wie hier in Maitratten bei Gnesau ist schwerer Schaden entstanden.

Hundert Hektar Kahlflächen

Von Windwürfen sind zahlreiche Waldbäuerinnen und Waldbauern in der Region betroffen, zeigt die Schadensbilanz der Bezirksforstinspektion Feldkirchen. Leiter Günther Flaschberger sagte, es ziehe sich vom Wiederschwinger Graben in Patergassen bis nach Ebene Reichenau und auf die Turrach: „Es sind die südexponierten Hänge betroffen. Wir haben sicher hundert Hektar Kahlflächen nach dem Sturm zu bewältigen. Es sind sicher 500 Hektar Wald mit Einzelwürfen betroffen.“

Wer Frächter und Abnehmer findet, arbeitet auf Hochtouren, denn die Zeit drängt. Mit der Hitze wird das Holz zur idealen Brutstätte für Borkenkäfer.

Schäden durch den Borkenkäfer
landesforstdirektion
Im oberen Mölltal waren ganze Berghänge vom Käfer befallen

Schadholz ist ideale Brutstätte für Borkenkäfer

Die Aufarbeitung wird Monate dauern, doch die Zeit drängt. Mit der Hitze wird das Holz hier zur idealen Brutstätte für den Borkenkäfer. Wie schnell die Situation außer Kontrolle geraten kann, wurde im oberen Mölltal sichtbar. Ganze Berghänge waren nach den Unwettern 2018 und 2019 vom Borkenkäfer befallen. Seitdem frisst sich der Käfer unaufhaltsam durch den wertvollen Schutzwald.

Betroffen sind etwa 3.000 Hektar, sagt Ernst-Hans Lackinger von der Bezirksforstinspektion Spittal an der Drau: „Wenn man bedenkt, dass jetzt noch nicht alles sichtbar ist, wird sich die Fläche sicher noch verdoppeln.“

Schwierige Seilbahnbringung von Käferholz in Rangersdorf im Mölltal
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Die Holzernte im steilen Gelände ist gefährlich

Anspruchsvolle Sicherungen nötig

Die Wildbach- und Lawinenverbauung unterstützt die Waldbauern bei der gefährlichen Holzernte im steilen Gelände mit Seilbahnen, Traktoren und Baggerprozessoren von Winklern bis hierher nach Mörtschach.

Um die Flächen freiräumen zu können, mussten Netze aufgespannt und Baumstämme zur Sicherung quer in den Hang gelegt werden, sagt der Förster Florian Ahammer, von der Wildbach- und Lawinenverbauung. Auch Gesteinsbrocken mussten aus dem Gelände gebracht werden, um Felsstürze auf die darunter liegende Siedlung zu verhindern.

Wiederaufbau des Schutzwalds dauert 20 bis 40 Jahre

Mit dem fehlenden Schutzwald erhöht sich nicht nur die Lawinengefahr, auch die Regenabflussmengen werden vom Wald nicht mehr zurückgehalten, sagt Christian Matitz von der Landesforstdirektion. „Das rinnt halt dann zu Tale mit den ganzen Nebenerscheinungen. Mit den abrollenden Steinen und Wurzeltellern ist da auch sicherheitstechnisch einiges zu erwarten. Das Blöde dabei ist, dass die Wiederbewaldung im Schutzwald so 20 bis 40 Jahre dauert.“

Weitere teure Verbauungen werden demnach noch folgen müssen, auch die Gefahrenzonenpläne müssen wohl angepasst werden, heißt es.