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ORF/Iris Hofmeister
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Politik

Kaiser zu Energiekrise und Teuerungen

Die EU-Kommission empfiehlt Einsparungen beim Energieverbrauch um 15 Prozent. LH Peter Kaiser (SPÖ) sprach sich am Mittwochabend in der Zeit im Bild 2 für Temporeduktionen auf Autobahnen aus. Auch amtliche Preiskontrollen bei Lebensmitteln oder Miet-Oberpreis-Grenzen gegen die Teuerung müssten diskutiert werden, sagt Kaiser.

Nach konkreten Energie-Einsparungspläne gefragt, sagte Kaiser, man werde im Fall eines Gas-Notstandes priorisieren müssen. Es werde um Bereiche gehen, wo hohe Energieaufwände gegeben seien, wie etwa die Beheizung von Schwimmbädern und Schulen. Hätte er die Wahl, würde er lieber wichtige Industriebetriebe am Laufen halten und dafür eine Temporeduzierung um einige km/h anstreben, so Kaiser im Gespräch mit Martin Thür.

Landeshauptmann Kaiser zur Energiekrise

Der EU-Gasnotfallplan sieht in den kommenden Monaten Einsparungen von jeweils 15 Prozent vor. In Österreich werden Ideen gesammelt, wo eingespart werden könnte. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ist dazu zu Gast im Studio und spricht über Maßnahmen, wie beispielsweise Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Deckelungen sollen Teuerung abfedern

Es gebe mehrere Möglichkeiten, Lebensmittel leistbarer zu machen, führte Kaiser weiter aus: „Entweder, man macht etwas mit der Steuer – das ist eine bundesweite Entscheidung – oder man sagt, es darf der Preis für meine Semmel, der in meiner Bäckerei von 0,20 auf 0,30 Euro angestiegen ist, eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Das ist die Leistbarkeit. Es gilt hier, dass die Bundesregierung abwägt, welches der bessere Weg ist.“

Generell gehe es ihm darum, auch bei der Teuerungswelle „die Ärmsten zu schützen und zu schauen, dass auch die Mittelschicht nicht unter die Räder kommt“, so Kaiser. So sollen die durchschnittlichen Verbrauche, die ein Haushalt in Kärnten benötigt, leistbar zur Verfügung gestellt werden. Bei Mehrverbrauchen könnten dann auch höhere Tarife kommen, sagte der Kärntner Landeshauptmann.

VCÖ für Temporeduktion auf Autobahnen und Landstraßen

Die Mobilitätsorganisation VCÖ begrüßt den Vorschlag des Kärntner Landeshauptmannes, die Tempolimits zu reduzieren. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes würde ein PKW, der statt 130 nur 100 km/h fährt, 23 Prozent weniger Sprit verbrauchen. „Niedrigere Tempolimits sind eine Maßnahme, die einfach und schnell umsetzbar sind, wenig kosten, aber einen sehr großen und vielfachen Nutzen bringen“, so Michael Schwendinger vom VCÖ.

In der momentanen Situation gehe es darum, Energie zu sparen, wo immer es möglich sei, so Schwendinger. Ein Tempolimit sei hier ein einfacher aber wirksamer Schritt. Bei einer Reduktion von 130 auf 110 km/h sinke der Verbrauch um 17, bei 100 km/h sogar um 23 Prozent. Für Freilandstraßen spricht sich der VCÖ daher für Tempo 80 statt 100 aus.

Reichweite um fast ein Drittel erhöht

Analog dazu sinkt auch der CO2-Ausstoß. Ein Pkw, der bei 130 km/h sieben Liter pro 100 Kilometer verbraucht, benötigt bei 110 Km/h nur 5,8 Liter und bei Tempo 100 nur 5,4 Liter. Oder anders formuliert: Mit einer 50 Liter Tankfüllung kommt dieser Pkw mit Tempo 130 714 Kilometer, mit Tempo 100 hingegen 925 Kilometer weit.

Der Sachstandsbericht Mobilität des Umweltbundesamtes habe für das Jahr 2019 bei einer Temporeduktion auf 100 km/h das österreichweite Reduktionspotenzial mit 460.000 Tonnen CO2 angegeben, das entspreche einer Reduktion des Spritverbrauchs um rund 180 Millionen Liter pro Jahr und einer Ersparnis bei heutigen Spritpreisen von 360 Millionen Euro.

Das Team Kärnten lehnte in einer Aussendung eine Temporeduktion ab. Parteichef Gerhard Köfer sagte, wer langsamer fahren will, könne das jederzeit tun: „Von einer generellen Senkung der Limits halten wir nichts und wir werden uns dagegen politisch ganz klar zur Wehr setzen.“

Erste temporäre Tempolimits vor 50 Jahren

Schon 1973 wurde unter dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) als Reaktion auf die erste Ölkrise ein temporäres Tempolimit von 100 km/h eingeführt. „Wir befinden uns heute in einer noch größeren Energiekrise, gleichzeitig in einer sich verschärfenden Klimakrise. Wir müssen alle Möglichkeiten des Energiesparens nutzen, um die gefährliche Abhängigkeit von fossilen Energieimporten – und dazu zählen auch die Erdölimporte – zu reduzieren“, warnte Schwendinger.