Christian Kresse ist Geschäftsführer der Kärnten Werbung
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Wirtschaft

Kärnten Werbung: Kresse abgelöst

Christian Kresse ist am Freitag nach zwölf Jahren als Geschäftsführer der Kärnten Werbung abgelöst worden, das hat die Generalversammlung entschieden. Sein Nachfolger wird Klaus Ehrenbrandtner. Der Eigentümervertreter des Landes, die Kärntner Beteiligungsverwaltung (LBV), stimmte gegen Kresse.

Das Land Kärnten hält über die KBV 60 Prozent an der Kärnten Werbung, 40 Prozent teilen sich Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer. Eigentümervertreter Martin Payer von der KBV konnte die Entscheidung am Freitag also alleine durchziehen und Kresse absetzen. Er bleibt dabei, dass ein anderer Bewerber, nämlich Klaus Ehrenbrandtner im Hearing eindeutig besser abgeschnitten habe. Er habe Zukunftsmärkte bearbeitet. Der Kärntner Tourismus habe sich in den letzten zehn Jahren außerdem im Vergleich zu den anderen Bundesländern nicht so gut entwickelt, so Payer.

Entscheidung gegen Wirtschaftskammer

Politisch zuständig für die Kärnten Werbung ist Tourismusreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP). Zurufe habe es keine gegeben, sagte Payer. Jedenfalls fiel die Entscheidung aber gegen die ebenfalls ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer. Deren Vertreter, der Touristiker Josef Petritsch, wäre für den Verbleib von Kresse gewesen. In schwierigen Zeiten brauche es Stabilität, sagte er: "Wir müssen es zur Kenntnis nehmen, dass die KBV über uns drübergefahren ist und über die Tourismuswirtschaft. Entscheidungen gegen die Tourismuswirtschaft dürfe es künftig nicht mehr geben, so Petritsch.

Auch AK war für Kresse

Auch die Arbeiterkammer-Vertreterin wäre für den Verbleib von Christian Kresse gewesen. Kresse sagte nach seiner Absetzung, er habe in der Vergangenheit viele Tourismusleitprojekte ins Leben gerufen, wie den Alpen-Adria-Trail. In den Pandemiejahren seien die Nächtigungszahlen im österreichischen Spitzenfeld gelegen. Kresse sagte, er habe ständig versucht, die Tourismuswirtschaft in die Entscheidungen einzubinden. Die Nähe zur Politik sei nie sein primäres Ziel gewesen, offenbar seien andere Parameter nun wichtiger geworden, gegen die er sich zur Wehr gesetzt habe. „Das muss ich zur Kenntnis nehmen.“

Klaus Ehrenbrandtner
Helga Rader
Klaus Ehrenbrandtner

Erfahrener Touristiker

Sein Nachfolger Ehrenbrandtner tritt sein Amt Anfang Jänner an. Er gilt als erfahrener Touristiker und Marketing-Profi. Er war 19 Jahre lang für die Österreich Werbung international im Einsatz, darunter als Marketingleiter für Deutschland, Marktmanager für Großbritannien sowie für die arabischen Golfstaaten und als Regionalmanager für Asien. Zusätzlich ist er seit zwölf Jahren als Lektor für Internationales und Digitales Marketing an Hochschulen in Europa und Asien tätig, aktuell an der FH Kärnten. Der gebürtige Salzburger lebt seit vier Jahren in Kärnten. Er ist seither als Berater der Trigon Entwicklungsberatung mit Schwerpunkt auf Tourismus-, Standort- und Organisationsentwicklung tätig.

Zur neuen Aufgabe sagte er: „Mir ist eine ganzheitliche Tourismusentwicklung wichtig, die einen sichtbaren Beitrag zur positiven Entwicklung des Lebensraumes in Kärnten beiträgt. Dabei müssen wir die Bedürfnisse von Gästen, Gastgebern, Arbeitskräften und Bewohnern gleichermaßen berücksichtigen.“

SPÖ will Änderungen im Aufsichtsrat

SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser sagte am Freitag in einer Aussendung, die KBV verwalte zahlreiche Beteiligungen des Landes Kärnten an touristischen Unternehmen, diese wichtige Säule der KBV spiegle sich allerdings in der Zusammensetzung der Gremien nicht wider. Man beantrage daher eine Gesetzesänderung in der kommenden Landtagssitzung am 21. Juli. Im Aufsichtsrat der KBV solle ein Vertreter der Tourismuswirtschaft bzw. ein Vertreter der Tourismusverbände Sitz und Stimme haben. Außerdem werde man veranlassen, dass die Geschäftsführung der KBV künftig den Aufsichtsrat zu konsultieren habe, bevor Handlungen in jenen Unternehmen gesetzt werden, an denen die KBV Beteiligungen halte, so Seiser.

FPÖ: Leistungen entscheidend

FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer sagte in einer Reaktion, nicht die Person des Geschäftsführers sei entscheidend, sondern die Leistungen der Kärnten Werbung für den Tourismus und die Betriebe. Daran werde de neue Chef zu messen sein. Tatsache sei aber, dass ÖVP-Tourismuslandesrat Schuschnig die schlechten Tourismuszahlen nicht allein auf Kresse schieben und sich abputzen könne, denn die ÖVP sei seit zehn Jahren selbst in der Landesregierung für den Tourismus verantwortlich. Es müsse nun endlich die versprochene Reform der Kärnten Werbung im Sinne der Betriebe und Regionen geben, so Angerer.

TK: Brücken wieder aufbauen

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer dankte in einer Aussendung dem scheidenden Kärnten Werbung-Chef Christian Kresse für seinen bisherigen Einsatz und wünschte gleichzeitig dem am Freitag bestimmten Nachfolger Klaus Ehrenbrandtner alles erdenklich Gute: „Die vergangenen Tage und Wochen haben einmal mehr gezeigt, welch tiefe Gräben im Kärntner Tourismus vorhanden sind. Das spiegelte sich auch heute in der Kampfabstimmung, die Ehrenbrandtner als Sieger hervorbrachte, wider." Vordringlichste Aufgabe des neuen Kärnten Werbung-Geschäftsführers sei jetzt, abgebrochene Brücken wieder aufzubauen.

Kritik von den Tourismusregionen

In einer Aussendung kritisieren Vertreter der Tourismusregionen die Vorgänge rund um die Bestellung des neuen Chefs der Kärnten Werbung: „Für uns ist es völlig unverständlich und enttäuschend, dass trotz der klaren Signale, die Tourismusregionen in die Entscheidungsfindung einzubinden, es heute in der Generalversammlung der Kärnten Werbung zu einer finalen Abstimmung gegen die Intentionen der Tourismuswirtschaft gekommen ist. Wir stellen fest, dass man mit den Tourismusregionen und Tourismusverbänden nicht spricht und sie auch nicht einbindet. Der Tourismusreferent glänzt durch Abwesenheit und die Tourismuswirtschaft fühlt sich durch ihn in dieser Sache nicht vertreten. Es ist nicht nachvollziehbar, dass es der Vorstand der K-BV alleine in der Hand hat, solche Entscheidungen, ohne Rücksicht auf die Betroffenen, durchzuziehen.“ Es sei unumgänglich, die Tourismusverbände an der Kärnten Werbung zu beteiligen, das solle nun die logische Konsequenz sein.