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ORF/Iris Hofmeister
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Wirtschaft

Wie man ein guter Chef wird

70 Prozent der Arbeitnehmer machen laut einer Gallup-Studie Dienst nach Vorschrift. Grund dafür sei vor allem der oder die direkte Vorgesetzte. Der Kärntner Werner Sattlegger hat jüngst ein Buch über die Kunst erfolgreicher Führung veröffentlicht, Titel: „Art of Leadership: Die Kunst reifer Führung“.

Der studierte Jurist arbeitete jahrelang in Führungspositionen in der Industrie, kehrte diesem Karriereweg aber den Rücken. Er habe nie verstanden, warum Manager und Führungskräfte in Selbstverwirklichungsseminare gehen, Bücher über den Sinn des Lebens lesen aber nicht versuchen würden, das in der eigenen Arbeit zu entwickeln. „Daher bin ich – nach einer Zeit der Reifung nach einem Sabbatical und dem Jakobsweg – diesen Weg gegangen. Ich bin glücklich, dass ich viele Jahre Erfahrung in Konzernen auch im Ausland habe und es mit Weiterbildung vertiefen konnte, damit ich heute diese Angebote machen kann.“

Umfrage: 17 Prozent einer Belegschaft „Saboteure“

Heute ist Sattlegger selbstständiger Führungskräfte-Trainer, der Wege aus starren Mustern aufzeigen will. Strukturen geraten ins Wanken, doch noch immer gebe es zu viele schlechte Chefs. Sattlegger verweist auf eine Gallup-Studie unter Beschäftigten: "Nur 15 Prozent der Menschen sind engagiert und fühlen sich mit dem Unternehmen verbunden. 17 Prozent sind Saboteure und arbeiten gegen das Unternehmen. Der Rest macht Dienst nach Vorschrift. Wenn man diese Leute nach ihren Beweggründen befrage, komme immer die Antwort, es sei die schlechte Beziehung zum Vorgesetzten.

Existenzielle Bedrohung für Unternehmen

Es werde nicht zugehört, man bekomme keine Rückmeldung, man werde nicht wertgeschätzt und sehe keine Entwicklungspotenziale. Wenn Firmen diese emotionale, zwischenmenschliche Komponente nicht ausräumen oder glauben, sie könnten das an Berater delegieren, werde das viele Unternehmen in den nächsten zehn Jahren existenziell bedrohen, so Sattlegger.

Werner Sattlegger mit seinem Buch
ORF/Birgit Rumpf-Pukelsheim
Werner Sattlegger

Junge Mitarbeiter versagen oft „blinden Gehorsam“

Empathie werde in Zukunft für Manager wichtiger als Machtbewusstsein und bloße Zahlen sein, glaubt Sattlegger. Denn diese verringere nicht nur den sozialen Flurschaden, unter dem viele Mitarbeiter leiden, sondern auch ökonomische Auswirkungen. Unternehmen, die diese sozialen Aspekte nicht beachten, würden auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. „Vor allem die Jungen lassen sich das die nächsten Jahre nicht mehr gefallen.“

Management bedeute laut Werner Sattlegger oft Pseudo-Geschäftigkeit. Diese toxische Atmosphäre sei schon spürbar, wenn er in Firmen hineingehe: „Man merkt es einfach, wenn man reingeht und es zieht sich alles zusammen. Da können die besten Broschüren liegen und die besten Powerpoint-Folien, denn es wird manipuliert, getratscht, gelogen, diffamiert, in Abwesenheit von anderen über die geredet. Und, weil ein Klima von Angst und Unsicherheit herrscht.“

Chefs müssen nicht „everybodys darling“ sein

Ein Chef oder eine Chefin müsse nicht „everybodys darling“ sein. Das „Hab mich lieb-Syndrom“ hätten viele Chefs, weil sie es jedem Recht machen wollten. „Das ist der direkte Weg in die Sackgasse“, so Sattlegger. Er sage immer, die wichtigste Qualität sei Präsenz, auch nicht immer gleich eine Antwort zu haben, sondern auch zuzugeben, nicht alles zu wissen. „Präsenz zeigt sich vor allem im Zuhören, nicht gleich bewerten, in einer gewissen inneren Klarheit, zu wissen, wo man hin will und in der Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen.“ Das sei deswegen wichtig, weil diese Eigenschaften in Zeiten der Unsicherheit den Menschen Orientierung bringen.

Emotionale Sicherheit „Basis“ für Hochleistungs-Teams

„Emotionale Sicherheit“ ist laut Werner Sattlegger die Basis für Hochleistungs-Teams. Erfolgreiche Firmen schaffen es, solche Teams zu entwickeln. Diese entstünden dann, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gefühl hätten, im Team emotionale Sicherheit zu finden. Dass sie sich trauen, etwas zu sagen, ohne beschämt zu werden oder sich schuldig zu fühlen.

Gerade in Teams, wo es darum gehe, etwas Neues entstehen zu lassen, sei das enorm wichtig, so Sattlegger. Denn das Neue entsteht oft durch Reibung, Konflikt und Widerspruch. Man müsse offen und ehrlich streiten. Richtiges Streiten gehöre zur emotionalen Sicherheit am Arbeitsplatz dazu.