Blumenwiese in einem Garten
Michael Hallegger
Michael Hallegger
Umwelt

Lebensraum Wiese massiv gefährdet

Bunte Wiesen sind eine Seltenheit geworden, denn in den letzten Jahrzehnten mussten sie Bautätigkeiten weichen oder sie wurden zu oft gemäht, um den Kühen Futter bieten zu können. In der Gemeinde Köttmannsdorf wurde daher eine wissenschaftliche „Wiesen-Studie“ erstellt. Dabei wurden seltene Pflanzenarten entdeckt.

Bereits vor 25 Jahren wurde in Köttmannsdorf eine Initiative für den Artenschutz gestartet. „Angefangen hat es damit, dass wir bemerkt haben, dass die Zwergohreulen bei uns immer seltener auftreten. Sie haben ganz bestimmte Ansprüche an den Lebensraum. Sie brauchen vor allem Streuobstwiesen“, erzählte Helmut Zwander vom Naturwissenschaftlichen Verein in Kärnten.

Laut Zwander hat man festgestellt, „dass es einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang dieses sympathischen Vogels und den Biotop-Verlusten in Österreich gibt.“ Unter Biotop versteht man einen bestimmten Lebensraum einer Lebensgemeinschaft in einem Gebiet. 488 verschiedene Biotop-Typen werden in Österreich von Wissenschaftlern unterschieden.

Bunte Blumen in einer Wiese
Michael Hallegger
Bunte Wiesenblumen

Zwander sagte weiters: „Von den 488 haben 383 einen Naturschutzwert. Wenn wir einen Blick auf die Wiesen machen, dann sehen wir, wie gefährdet dieser Lebensraum ist.“ 61 verschiedene Grünland-Biotop-Typen gibt es in Österreich, zu denen auch die Wiesen gehören, so Zwander: „Darunter sind 58 schutzwürdige Wiesentypen, die wir in Kärnten haben, etwa die Magerwiesen, Magerweiden, Pfeifengrasfeuchtwiesen oder die Streuobstwiesen. Und da kann man sich nicht einfach zurücklehnen, da muss etwas getan werden.“

Kleiner Fuchs
Helmut Zwander
Kleiner Fuchs auf Blüten

Pilotprojekt in Köttmannsdorf

In der Gemeinde Köttmannsdorf schlug man daher vor 25 Jahren einen neuen Weg ein: Einige Wiesen wurden erst später gemäht oder es wurde auf Düngung verzichtet und spezielles Saatgut verwendet. Um genau über den Zustand der Wiesen Bescheid zu wissen, erforschte Michael Hallegger von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) die Wiesen in Köttmannsdorf. „Ich habe 85 Wiesen und Weiden untersucht. Dabei suche ich mir jeweils einen repräsentativen Fleck aus, dann markiere ich ein fünf Mal fünf Meter großes Feld“, sagte Hallegger.

Auf diesem Feld findet er heraus, wie häufig die einzelnen Arten vertreten seien, so Hallegger: „Insgesamt bin ich auf 393 unterschiedliche Arten gestoßen, darunter befinden sich über 30 geschützte oder geförderte Arten.“

Steile Flächen werden seltener bewirtschaftet

Hallegger schreibt derzeit seine Masterarbeit über die Artenvielfalt in der Gemeinde Köttmannsdorf. Fest steht bereits, dass es in Köttmannsdorf sehr viele artenreiche Wiesen gibt. „Bedingt ist es durch die Kleinfeldigkeit der Landschaft und die steilen Flächen. Problematisch ist es aber, dass es nicht mehr viele Menschen gibt, die es sich antun wollen, die steilen und artenreichen Wiesen zu mähen – weil es sich oft nicht auszahlt, das Heu von dort zu ernten.“

Durch verschiedene Initiativen versucht man jetzt, die Artenvielfalt in der Gemeinde zu erhalten. So wurde etwa ein Wiesenwettbewerb eingeführt, um die artenreichste Wiese zu prämieren.

Überraschende Funde

Im Zuge der Forschungen wurde so manche Überraschung entdeckt. „Michael Hallegger hat auf meiner Hauswiese eine Pflanze gefunden, nur 15 Meter von meinem Schlafzimmerfenster entfernt. Dabei handelt es sich um einen extrem seltenen Farn: Die Natternzunge, die in Kärnten vom Aussterben bedroht ist. Das ist eine Sensation“, sagte Zwander.

Der 25 Jahre lange Einsatz für den Artenschutz in Köttmannsdorf habe sich in jedem Fall bezahlt gemacht, so Zwander: „Es ist uns allen bewusst geworden, welchen Reichtum wir haben, dieser Reichtum bleibt aber nicht von selber erhalten. Wichtig sind die Pflege und das Nicht-Überdüngern. Außerdem müssen wir den Bauern nachhaltig eine Abgeltung dafür geben, dass sie sich die Arbeit antun. Ohne die Landwirte und Bauern geht es nicht.“

Bunte Blumenwiese vor einem Haus
Michael Hallegger
Blumenwiese vor einem Haus

Deshalb blickt Zwander optimistisch in die Zukunft. „Der erste Schritt ist das Bewusstwerden über die Schönheit und Artenvielfalt der Gemeinde. Die Gemeinde ist stolz darauf, dass wir hier so ein kleines Paradies haben und dieses Paradies wollen wir an unsere Kinder weitergeben.“