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Chronik

Vermisster nach Unwetter tot aufgefunden

Heftige Unwetter in der Nacht auf Mittwoch haben im Bezirk Villach-Land schwerste Schäden angerichtet. Arriach ist von der Außenwelt abgeschnitten, weder von Himmelberg noch von Treffen aus erreichbar. Ein in Treffen vermisster Mann wurde tot aufgefunden, ein zweiter Vermisster wurde unverletzt gefunden. Der Zivilschutzalarm bleibt bis Donnerstag aufrecht.

Der 82 Jahre alte Mann wurde mitten im Ortskern von Treffen vermisst. Seine Garage wurde völlig vermurt. Hilfstrupps mit Suchhunden suchten das Gebiet ab und konnten zu Mittag den Leichnam des Mannes finden. „Der Mann wurde vom Pöllinger Bach mitgerissen und muss nun geborgen werden“, bestätigte Bezirkshauptmann Bernd Riepan.

Ein vermisster Autofahrer, der sich um 4.00 Uhr noch selbst bei der Landesalarm- und Warnzentrale gemeldet und gesagt hatte, dass er in Klamm zwischen den Muren eingeklemmt sei wurde am Abend unverletzt am Verditz aufgefunden. Wie der Mann auf das Verditz kam könne man noch nicht sagen, so Riepan.

Helikopter fliegen ganze Nacht

Die Flugeinsatzstelle Klagenfurt informierte, dass in der Nacht auf Donnerstag und vor allem am 30.6. zwei bis drei Hubschrauber der Polizei und drei Hubschrauber des Bundesheeres im Katastrophengebiet in Einsatz stehen werden und dabei teilweise in geringer Flughöhe die Flüge absolvieren. Private Drohnenflüge sind im Katastrophengebiet daher unbedingt zu vermeiden, da dadurch das Sicherheitsrisiko für die Hubschrauberbesatzungen enorm.

Große Gefahr durch reißende Bäche

Mittwochfrüh wurde in Arriach Zivilschutzalarm ausgerufen. Die Menschen wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben und dort Schutz zu suchen. Die Gefahr durch reißende Bäche war sehr groß. Im Ortsteil Laastadt drohte ein Hang abzurutschen, Häuser wurden evakuiert und die Bewohner in Sicherheit gebracht. Zu etwa 20 Häusern bestand bis Nachmittag kein Zugang, bestätigte Bürgermeister Gerald Ebner. Mit dem Hubschrauber wurden mehrere Menschen ausgeflogen. Am Mittwochabend konnte Riepan nicht sagen, um wie viele Gehöfte es sich genau handle. Am Donnerstag wolle man sich ein genaueres Bild machen, wenn man durch Behelfstraßen zu den Gehöften kommen könne.

Am Mittwochvormittag konnte auch eine Person von den Einsatzkräften aus den Trümmern eines Gebäudes lebend gerettet werden. Die geretteten Menschen werden vor Ort in Treffen in einem Bereithalteraum durch das Rote Kreuz betreut. Der Zivilschutzalarm bleibt aufrecht.

Auch der Rettungshubschrauber RK1 wird über die Nacht einsatzbereit sein. „Falls sich in den von der Außenwelt abgeschnittenen Gebieten während der Nachtstunden tatsächlich ein Notfall ereignet, können wir binnen weniger Minuten notfallmedizinische Hilfe aus der Luft anbieten", so ARA-Geschäftsführer Thomas Jank.

Flugaufnahme Überschwemmung Arriach
Flugpolizei

117 Liter Niederschlag in zwölf Stunden

In den vergangenen zwölf Stunden gab es in Arriach 117 Liter Niederschlag. Das ist fast so viel, wie sonst innerhalb eines ganzen Monats fällt, sagte Gerhard Hohenwarter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Klagenfurt: „Damit hat es hier in nur wenigen Stunden so viel geregnet wie in einem durchschnittlichen gesamten Juni.“ Statistisch gesehen könne man von einem Ereignis sprechen, das ungefähr alle 100 Jahre zu erwarten ist, erklärte Hohenwarter.

Landesstraße an mehreren Stellen weggerissen

Markus Müller von der Freiwilligen Feuerwehr Arriach sagte gegenüber dem ORF Kärnten, der größte Schaden betreffe die Landesstraße, die durch das Gegendtal bis nach Arriach führt: „Sie ist an mehreren Stellen komplett weggerissen.“ Die Ortsteile Hundsdorf und Laastadt seien besonders stark betroffen. Am späten Nachmittag konnte zumindest die Wasserversorgung wieder hergestellt werden.

In Abstimmung mit der Gemeinde soll nun versucht werden, mit verschiedenen Pumpwerken Trinkwasser in die Region zu liefern. Zusätzlich soll ein Erkundungsflug mit dem Polizeihubschrauber auch weitere Erkenntnisse bringen. Mit dabei ist auch eine Ärztin, die notwendige Medikamente zur Patientenversorgung mitführt, sagte Müller.

„Wir in Arriach schaffen das“

Da auch die Mobilfunkverbindung nicht stabil ist und es auch beim Festnetz immer wieder zu Unterbrechungen kommt, aber viele Familien besorgte Angehörige außerhalb haben, richtete Müller via Radio aus: „Sie müssen keine Sorge haben. Wir in Arriach schaffen das.“

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Schäden Töbring Kraftwerk
ORF/Petra Haas
Schäden Töbring Kraftwerk
Schäden Töbring Kraftwerk
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Schäden Töbring Kraftwerk
Schäden Töbring Kraftwerk
ORF/Petra Haas
Schäden Töbring Kraftwerk
Schäden Töbring Kraftwerk
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Container in Bach
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Reißender Bach in Treffen
ORF/Peter Matha
Reißender Bach in Treffen
Unwetter Treffen Bach Bagger
ORF/Glantschnig
Der Bach muss ausgeschaufelt werden
Geröll vor Häusern in Treffen
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Geröll vor Häusern in Treffen
Verkehrsschild liegt am Boden
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Trefgen Schutt Straße
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Treffen Bach Unwetter Bagger
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Aufräumarbeiten Töbring Bagger
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Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren
Treffen nach Mure
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Treffen nach Mure
Vermurung in Treffen
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Entwurzelte Bäume
Verklausung Töbring
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Verklausung Töbring
Wasserrettung vor Unwettereinsatz
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Wasserrettung vor Unwettereinsatz
Rotes Kreuz Katastrophendienst
Rotes Kreuz
Das Rote Kreuz hilft vor Ort
Überflutung Treffen
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Überflutung in Treffen
Töbring nach Unwetter
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Töbring nach Unwetter
Töbringer Bach Unwetter Hochwasser
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Töbringer Bach
Treffnerbach Töbring
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Straßensperre in Töbring wegen Überflutung
Treffnerbach in Töbring
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Töbringer Bach führt Hochwasser
Treffnerbach Töbring
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Treffnerbach in Töbring
Nebengebäude weggerissen
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Weggerissenes Nebengebäude
Zestörter Container Treffen
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Töbringerbach Treffen
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Über Ufer getretener Töbringer Bach
Treffnerbach Töbring Unwetter Vermurung
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Treffnerbach
Treffen am Ossiacher See Überflutung
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Überflutung in Treffen am Ossiacher See
Überfluteter Wegweiser Villach
ORF/Peter Matha
Überfluteter Wegweiser

Das Bundesheer unterstützt die Aufräumarbeiten mit 100 Soldatinnen und Soldaten und mit schwerem Gerät. Auch aus der Luft wurde im Laufe des Nachmittags Unterstützung zugesichert. Man stehe in engem Kontakt mit Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner (SPÖ) sowie mit Bezirkshauptmann Bernd Riepan.

Dieser bestätigte zu Mittag im ORF-Kärnten-Interview, in der Gemeinde Treffen am Ossiacher See schwere Schäden gebe. Die Aufarbeitung werde einige Zeit in Anspruch nehmen und viel Geld kosten, so Riepan.

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Ossiacher See Hochwasser
Christian Wascher
Überschwemmungen rund um den Ossiacher See
Überschwemmter Campingplatz in Annenheim
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Überschwemmter Campingplatz in Annenheim
Überschwemmter Parkplatz vor Supermarkt in Annenheim
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Überschwemmter Parkplatz vor Supermark
Gesperrte Straße in Richtung Annenheim
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Gesperrte Straße in Richtung Annenheim
Überschwemmter Campingplatz in Annenheim
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Überschwemmter Campingplatz
Abgedeckte Kirche Annenheim
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Zivilschutzalarm auch in Treffen

In Treffen wurde noch in der Nacht eine Zivilschutzwarnung ausgegeben, die zu einem Zivilschutzalarm ausgeweitet wurde. Die Bewohner wurden aufgefordert, in den Häusern zu bleiben – im Freien herrsche Lebensgefahr.

Die Wassermassen verwüsteten Felder, Straßen und Häuser. Im gesamten Gemeindegebiet kam die Stromversorgung zum Erliegen. In Kärnten waren am Mittwochnachmittag rund 2.900 Haushalte ohne Strom. In Arriach und Treffen gab es am Nachmittag etwa 1.400 betroffene Haushalte, daran werde sich laut KELAG bis Donnerstag auch nichts ändern. Insgesamt stehen 150 Monteure im Einsatz, die am Donnerstag bereits um 5.00 Uhr weiterarbeiten werden. 7.500 Haushalte im Raum Villach und im Gegendtal waren Mittwochfrüh ohne Strom. Mit insgesamt fünf Hubschraubern wolle man die Stromversorgung schnellstmöglich wieder herstellen.

Zu Mittag fand eine Begehung am Pöllinger Bach statt, der mitten durch das Ortszentrum von Treffen fließt und eine Schneise der Zerstörung durch den Ort zog: Meterhoch Schlamm, Geröll, umgestürzte Baumstämme und die Asphaltdecke der Gemeindestraße wurde stark beschädigt.

Pöllinger Bach als „Nadelöhr“

Einsatzkräfte, Anrainer und zahlreiche Freiwillige sind seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt Keller, Garagen und Erdgeschoße vom meterhohen Schlamm zu befreien. Auch mehrere Bagger – unter anderem vom Bundesheer – schaufeln pausenlos Schlamm und Geröll aus dem Bachbett. Der Pöllinger Bach gilt nach wie vor als das Nadelöhr, das die Einsatzkräfte daran hindert, zu den vielen Schadstellen im Gemeindegebiet von Treffen und weiter hinaus in der Klamm bzw. in Arriach vorzudringen.

Heftige Unwetter in Kärnten

Kärnten war in der Nacht zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit von starken Gewittern betroffen. Es wurden schwere Schäden angerichtet.

Klaus Glanznig, Bürgermeister der Gemeinde Treffen, berichtete von einer großen Hilfsbereitschaft. Alle Nachbargemeinden hätten Unterstützung angeboten. Vorerst gelte es, das Nadelöhr am Pöllinger Bach zu beseitigen.

Man habe am Mittwoch sehr hart gearbeitet, um das Nadelöhr, also die Durchfahrtsstraße durch Treffen, freizzubekommen, sagte Riepan. Er sei zuversichtlich, dass man die Straße noch am Mittwochabend frei bekomme und dass man die Einsatzkräft am Donnerstag in die weiteren Einsatzgebiete bringen könne.

Zivilschutalarm bleibt bis Donnerstag

„Wir beraten gerade im Krisenstab, wann der Zivilschutzalarm aufgehoben werden kann“, sagte Bezirkshauptmann Bernd Riepan. Sobald sich die Wittereung stabilisiere, werde es vermutlich keinen Grund mehr geben diesen Alarm aufrecht zu halten, so Riepan. Ausgenommen seien aber einsturzgefährdete Häuser, die dann evakuiert werden müssen. Am Nachmittag gab Riepan bekannt, dass der Zivilschutzalarm in Treffen und Arriach bis Donnerstag aufrecht bleiben soll.

Landesrat Daniel Fellner betonte zudem, dass keine freiwilligen Helfer in die betroffenen Gebiete kommen sollen. Man habe genügend Einsatzkräfte vor Ort und unkoordinierte Helfer könnten die Situation erschweren. Zudem sei es zur Zeit kaum möglich mit Schaufeln zu helfen, das gehe nur mit Baggern.

Containerbergung Treffner Bach

Landeshauptmann Kaiser bricht Brüsselbesuch ab

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der sich gerade in Brüssel befindet wurde ebenfalls von den Ereignissen in Treffen und Arriach informiert. Über Düsselsdorf und München machte er sich auf den Weg in das betroffene Gebiet. „Ich möchte heute am späten Abend noch zu den Einsatzkräften stoßen“, so Kaiser. Auch Landesrat Martin Gruber (ÖVP) war in Treffen und machte sich ein Bild von der Situation.

Die evangelische Kirche und Diakonie Katastrophenhilfe stellen 20.000 Euro für Soforthilfe für Menschen in den von den Unwettern in Kärnten, Oberösterreich und Salzburg schwer getroffenen Gemeinden zur Verfügung. Auch das Rote Kreuz ruft zu Spenden auf. Die Stadt Klagenfurt vereinbarte schnelle und unbürokratische Hilfsmöglichkeiten.

Mobiler Hochwasserschutz im Gurktal aufgebaut

Neben Treffen und Arriach waren die Feuerwehren am Mittwoch auch im oberen Gurktal im Einsatz. Der Gurk-Fluss führt nach den großen Regenmengen sehr viel Wasser. Zwischen Gurk und Straßburg wurde der mobile Hochwasserschutz aufgebaut. Damit konnte laut Landesalarm- und Warnzentrale Schlimmeres verhindert werden. Auch in Villach müssen derzeit viele Keller ausgepumpt werden. Insgesamt verzeichnete die LAWZ seit Dienstag 430 Feuerwehreinsätze.

Wasserspar-Appell in Köttmannsdorf

In Köttmannsdorf ruft die Gemeinde zum Wassersparen auf, speziell was die Bewässerung des Rasens oder das Auffüllen von Swimmingpools betrifft. Der Verbrauch sei in den letzten Wochen stark gestiegen, so Bürgermeister Josef Liendl. Die Pumpleistung habe nachgelassen. Mit dem Einbau neuer Pumpen sollte das Problem aber nächste Woche behoben sein, so Liendl.