Sprungturm Millstatt
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„Kennst Du Kärnten“

Der Sprungturm von Millstatt

Der knapp 13 Meter hohe Sprungturm im Strandbad Millstatt ist 1931 fertiggestellt worden, heute steht er unter Denkmalschutz. Schon kurz nach seiner Fertigstellung war er eine touristische Attraktion am See. Wegen Mängeln war er viele Jahre gesperrt, 2019 wurde er nach seiner Sanierung neu eröffnet.

Kärnten Guide Gerti Baumberger sagte, es sei nach dem Ersten Weltkrieg eine Zeit der Wende gewesen. Damals habe sich das Bürgertum von der adeligen Gesellschaft so abgehoben, dass es freier leben konnte. Der Sommersport, der zuvor nur der Oberschicht vorbehalten war, wurde nun von Bürgern ausgeübt. Frauen wie Männer aller Schichten durften fortan gemeinsam öffentliche Bäder besuchen.

Trotz dieser neuen Freiheiten waren die wirtschaftlichen Zeiten alles andere als einfach. Dennoch erteilte die Gemeinde den Auftrag zum Bau einer Besonderheit in Millstatt, so Baumberger: „Vorbild war damals der Sprungturm in Pörtschach. 1930 nach Ostern fing man an zu planen und bald auch zu bauen. Die Fertigstellung des Sprungturms war zur Badesaison 1931.“

Fotostrecke mit 4 Bildern

Historische schwarz-weiß Aufnahme des alten Sprungturmes am Millstätter See
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Neuer Sprungturm am Millstätter See
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Neuer Sprungturm am Millstätter See
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Neuer Sprungturm am Millstätter See
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Spezialfirma aus Graz beauftragt

Architekt Arnold Heimann dürfte an diesem Projekt gestalterisch mitgewirkt haben, wird vermutet: „Auf Heimann gehen in Millstatt die Pläne für das Hotel Lindenhof und die Errichtung des ersten öffentlichen Strandbades zurück.“

Gebaut wurde der Turm in Gemeinschaft einer Grazer Baufirma, sowie zwei Bauräten aus Klagenfurt und Villach. Das Bau-Quartett setzte sich für die damalige Zeit hohe Maßstäbe. Für den Sprungturm sollten Baustoffe verwendet werden, die eine fast unbegrenzte Lebensdauer besitzen, so Baumberger. Dieses Bauprofil bekam die Firma AST in Graz. Sie war damals richtungsweisend bei Stahlkonstruktionsbauten nach französischem Patent.

Plattform stand auf Fichtenstämmen

Die Untiefe des Millstätter Sees war dann gleich eine der ersten großen Herausforderungen: „Man entschied sich daher, so zu bauen, dass sich ein Großteil der Grundfläche im Wasser befindet. Die Stahlbetondecke wurde auf 50 Tannenholzpfählen im Wasser aufgesetzt. Diese Holzpfähle waren damals nachweislich schon 80 Jahre alt.“ Die Baukosten betrugen damals 75.000 Schilling, auf heute umgelegt wären das 2,5 Millionen Euro.

Das Wichtigste war der Einbau der sogenannten Adrenalin-Plattformen: „Mehrere horizontale Plattformen wurden in verschiedenen Ebenen eingebaut und das Turmspringen vom Ein-Meter-Brett, vom Drei-Meter-Brett, vom Fünf-Meter-Brett und von höchsten, dem Zehn-Meter-Brett ermöglicht.“

Beliebtes Ansichtskartenmotiv

Dazu kam noch eine steile Wasserrutsche. Fertig war das Wahrzeichen von Millstatt, das schnell auch zum Werbebotschafter für die Gemeinde wurde, sagte Baumberger. Die Attraktion sei als Motiv auf Ansichtskarten und Poststempel gedruckt. Viele Mutige versuchten sich dann als Turmspringer von der Zehn-Meter-Plattform. 2005 waren es dann echte Profis bei der Weltmeisterschaft der Klippenspringer in Millstatt: „Für diesen internationalen Bewerb wurde der Turm auf 22 Meter Höhe aufgebaut.“

Tragischer Unfall 2009

Zu einem tragischen Zwischenfall kam es 2009, als ein 13-Jähriger auf den Turm kletterte und hinuntersprang. Dabei traf er einen Elfjährigen, der gerade unter dem Turm schwamm. Der Elfjährige wurde lebensgefährlich verletzt, überlebte den Unfall aber. Der Turm war vor der Zeit des Unfalls wegen baulicher Mängel monatelang gesperrt. Der zum Zeitpunkt des Unfalls 13-Jährige wurde nach jahrelangem Prozess 2013 schuldig gesprochen.

Sanierung 2019 fertiggestellt

Zehn Jahre lang blieb der Turm gesperrt, bis eine Sanierung beschlossen wurde. Das Anliegen des Spittaler Architekten Jürgen Wirnsberger war, ihn trotz moderner Sicherheitsbestimmungen so wenig wie möglich zu verändern. Die Geländer müssen zum Beispiel gegen ein Übersteigen gesichert sein, Stahlseile verhindern ein Durchrutschen. Die zarte, fast 90 Jahre alte Stahlbetonkonstruktion, war zu erhalten. Olympiasiegerin Anna Gasser eröffnete ihn 2019 mit einem doppelten Rückwärtssalto vom Zehn-Meter-Brett.