Gottfried und Ingrid Bachler
Ingrid & Gottfried Bachler
Ingrid & Gottfried Bachler
Leute

Bekanntes Lokal Bachler schließt

Ingrid und Gottfried Bachler sind zwei Kreative, die für Haubenküche und Weingenuss stehen. Nach rund 40 Jahren schließen sie Ende Juni ihr Kulturgasthaus Bachler in Althofen. Sie sind seit 43 Jahren verheiratet und immer noch verbindet sie die Liebe zu besonderen Genüssen.

Der Á la carte Betrieb wird eingestellt, aber es wird ein sanftes Ausgleiten für die beiden leidenschaftlichen Gastronomen. Denn Catering, Wein- und Käseseminare sowie kulinarische Reisen sollen weiterhin angeboten werden. Ingrid und Gottfried Bachler lernten einander bereits in der Schule kennen. Beide besuchten die Handelsakademie in Feldkirchen und für Gottfried Bachler war es Liebe auf den ersten Blick, sagte Ingrid Bachler: „Er hat schon am zweiten Tag gesagt, Dich werde ich mal heiraten. Ich hab ihn damals nur angesehen und gesagt, lass mich in Ruhe. Aber: Gut Ding braucht Weile. Er war so ein Anti-Sportler und ich sportlich, war daher eher mit sportlichen Menschen unterwegs.“

Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick

Nach der Matura trennten sich ihre Wege. Gottfried Bachler ging nach Wien, Ingrid Bachler blieb in Kärnten. Der Kontakt brach aber nie ganz ab und irgendwann dachte sich Ingrid: „Eigentlich ist er doch ein toller Bursche. Er war auch immer für Überraschungen gut. So war es auch bei unserem gemeinsamen Einstieg in die Selbstständigkeit.“

Denn eines Tages sagte Gottfried Bachler, er hätte da so eine Idee: „Auf der Hochrindl wurde ein Hotel zur Verpachtung ausgeschrieben. Ich hab mich beworben und offensichtlich haben sie sonst niemanden gefunden, weil vier Tage vor der Eröffnung sind die dann zu mir gekommen, um zu verhandeln. Dann hab ich gesagt, ich muss zuerst zu meiner Freundin fahren und sie fragen, ob sie mitmacht.“

Gottfried und Ingrid Bachler 2005
ORF
Gottfried und Ingrid Bachler 2005 bei einer Veranstaltung

Nach kurzer Diskussion entschieden sich die beiden, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und eröffneten das Hotel mit Restaurant, obwohl beide keine gastronomische Vorerfahrung hatten. Das war im Mai 1979, vier Jahre lang pachteten sie den Betrieb. Danach zog es die Weinakademikerin und den Haubenkoch weiter.

Von der Villa Fürchterlich zum Gourmetrestaurant

In Althofen wollten sie eine Tante besuchen. Auf dem Weg dorthin kamen sie an einem alten Haus vorbei. „Das Haus hat fürchterlich ausgesehen und im Ort auch den Namen Villa Fürchterlich gehabt,“ so Ingrid Bachler. Ein halbes Jahr später stand es zum Verkauf und die beiden schlugen mit ihrem ersten selbstverdienten Geld zu, sanierten die Villa und eröffneten ihr Restaurant- der erste Schritt zu ihrer Kochphilosophie, sagte Gottfried Bachler: „Wir sind belächelt worden weil wir immer schon wissen wollten, woher die Produkte kommen. Wir haben immer alle Bauern gekannt. Am Anfang haben wir mit einem Fotografen Bilder von den Bauern und ihren Ställen gemacht und die Fotos aufgehängt damit man sieht, wie die Produzenten aussehen und wie es dort aussieht. Aber das hat zunächst niemanden interessiert.“

Gottfried Bachler in seiner Küche
ORF
Gottfried Bachler hat sich alles selbst beigebracht

Gottfried Bachler ist Autodidakt-Haubenkoch, stürzte sich ganz unbedarft ins Abenteuer Gastronomie. Denn, wie er sagt, er erfüllt die wichtigste Voraussetzung dafür, er esse gerne: „Da ist der Wunsch aufgekommen, selbst Hand anzulegen. Als wir in Althofen waren, wurden dann unsere drei Töchter geboren. Die Ingrid war viel bei den Kindern und ich war im Service. Als die Kinder größer waren, übernahm Ingrid das Service und ich ging in die Küche und hab mit dem damaligen Koch die Übergabe geplant und dann ging es los.“

Autodidakt in der Küche

Vieles schaute sich Gottfried Bachler ab, einiges lernte er blutig dazu. Kochkurse verweigerte er und entwickelte eigenständige Rezepte, mit Hilfe seiner Frau. Das Produkt am Teller ist der „Star“, wie er sagt. Auf Verzierungen und Umrandungen kann er verzichten. Drei Komponenten am Teller müssen zusammenpassen und sich ergänzen, diesen Tipp von einem Koch nahm sich Gottfried Bachler zu Herzen: „So kam eines zum anderen und wir haben mittlerweile 600 Rezepte in unserem Fundus die wir dann über die Kochschulen mit den Leuten ausprobiert haben. Ein Kollege hat einmal gesagt, wieso gibst Du deine Rezepte her. Dann hab ich gesagt, das sind die Rezepte von gestern, die von morgen entwickeln wir gerade.“

Ingrid und Gottfried Bachler in ihrem Restaurant
ORF
Alle neuen Rezepte werden von Ingrid Bachler getestet

Als Haubenkoch probiert Gottfried Bachler alles aus, was schmeckt. Seine Frau Ingrid absolvierte eine Ausbildung zur Diplom-Sommeliere und ist eine von zwei Weinakademikerinnen Kärntens. Außerdem ist sie die Gründerin und Obfrau vom Marktplatz Mittelkärnten, dem 57 regionale Betriebe angehören: „Wir ergänzen uns da super, weil wir alles aus- und vorkosten. Und es kommt schon vor, dass ich sage, das geht gar nicht. Das verbindet uns, wir kommunizieren immer miteinander und sind uns nicht immer einig. Aber schlussendlich passt es für den Gast.“

Slow-Food schon seit 30 Jahren

Sie sei stolz, dass sie immer bei ihrer Linie geblieben sind. Auch die Slow-Food-Geschichte war für sie ein besonderes Erlebnis: „Wir sind seit 1989 bei Slow Food Österreich die Nummer eins und zwei, weil wir durch Zufall über Slow Food unseren ersten Fernsehbericht bekommen haben.“ Man lebe mitten im Paradies mit einer enormen Fülle von Produkten, so Gottfried Bachler, der mittlerweile auch Obmann des Slow-Food-Vereins ist.

Ingrid und Gottfried Bachler
Ingrid & Gottfried Bachler
Das Ehepaar Bachler freut sich nun auf ruhigere Zeiten

Obwohl die Leidenschaft für den guten Geschmack nicht erloschen ist habe man beschlossen, künftig mehr ins Privatleben zu investieren. Wandern und Reisen steht ganz oben auf ihrer Liste. Auch wollen sie künftig mehr Zeit mit ihren beiden Enkelkindern verbringen. Ihr Haubenlokal Bachler in Althofen schließen sie in wenigen Tagen, aber für kulinarische Projekte und Reisen sind die beiden nach wie vor zu haben: „Es wird ein sanfter Rückzug und wir schauen, wie es uns dabei geht.“