Wirtschaft

Insolvenzen im ersten Halbjahr verdoppelt

Laut einer aktuellen Hochrechnung des KSV1870 waren im ersten Halbjahr 2022 in Kärnten 112 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Das sind um 143,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, aber etwa um 46 Insolvenzfälle weniger als im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der CoV-Krise.

Die Hälfte aller Firmenpleiten betrifft den Handel, die Bauwirtschaft, die Unternehmensbezogene Dienstleistungen und die Tourismusbranche bzw. Gastronomie. Parallel dazu verdoppelten sich auch die vorläufigen Passiva mit 23 Mio. Euro. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Hispano Suiza Engineering GmbH, Villach mit Passiva von 4,5 Mio. Euro – mehr dazu in Millionenkonkurs für Villacher Luxusauto.

61 Fälle mangels Masse abgewiesen

Im ersten Halbjahr 2022 wurden 51 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Zusätzlich führten 61 weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner nicht zu eröffneten Verfahren. „In Summe sind 112 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 23 Millionen Euro insolvent“, so Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Klagenfurt.

Die Abweisungen mangels kostendeckenden Vermögens hätten sich mit 177,3 Prozent verdreifacht und die Zahl der Eröffnungen habe sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt, plus 112,5 Prozent. Seit April des Jahres sei auch eine Steigerung bei den Gläubigeranträgen beobachtbar. Mehr als die Hälfte der April-Juni eröffneten Fälle wurden aufgrund ihrer Anträge eröffnet. Es zeigt sich, dass Sozialversicherungsträger und Finanzämter nun wieder Insolvenzanträge stellen. Das Niveau sei aber nach wie vor sehr niedrig.

Zwei Konkursfälle mit Millionenpassiva

Für die Verdoppelung der Passiva sind vor allem zwei Fälle verantwortlich, neben Hispano Suiza mit Passiva von 4,5 Millionen Euro auch das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Innerkremser Seilbahnengesellschaft mit Passiva von 3,3 Millionen Euro. Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Bereich des Handels, der Bauwirtschaft, der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, und der Tourismusbranche und Gastronomie das Kärntner Insolvenzgeschehen.

Kärnten auf Platz fünf

Im Bundeslandvergleich liegt Kärnten auf Platz fünf. Es verzeichnen alle neun Bundesländer deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Zum Ausblick sagte der KSV, die vielfältigen Krisensituationen werden immer mehr zur Herkulesaufgabe für die heimische Wirtschaft. Aber obwohl die Sorgen der Unternehmen aktuell eher größer als kleiner werden, zeigen sich die Betriebe durchaus optimistisch, den Berg an Herausforderungen zu bewältigen, so Wiesler-Hofer. Trotzdem sei davon auszugehen, dass die jüngsten Insolvenzentwicklungen in Richtung Jahresende ihre Fortsetzung finden werden.