Die Alpen sind Lebensraum für 13 Millionen Menschen in acht Ländern – in manchen Regionen vom Tourismus schwer gezeichnet, in anderen nahezu unberührt. Für seinen neuen Film „Alpenland“ begleitete der Kärntner Robert Schabus Menschen, die in den Bergen leben und arbeiten.
Wie geht es den Einheimischen wirklich?
„Für die einen ist es an vielen Orten schwierig geworden, andererseits gibt es Orte, wo es Abwanderung gibt und wo es für junge Menschen schwierig ist, weil die Infrastruktur nicht mehr da ist. An anderen Orten gibt es durch hohe und immer höher werdende Immobilienpreise keine Möglichkeit mehr zu bleiben. Wir schauen uns anhand von mehreren Familien an, wie es den Einheimischen wirklich geht und nicht denen, die dort zu Gast sind. Das ist ein riesen Unterschied.“
Leben als Bergbauer „fast nicht zumutbar“
Schabus spannt den Bogen von einem Ärztepaar im französichen Wintersportort Meribel, das im Sommer kaum etwas zu tun hat, bis hin zu Josef Pacher, Bergbauer im Mölltal. Er sagte, für ihn gehe es sich noch aus, weil er nur noch ein paar Jahre arbeiten müsse bis zur Pension: „Ganz ehrlich gesagt – einem Jungen kann man es fast nicht dazu raten, weiterzumachen. Man wird es nicht verhindern, wenn jemand weitermachen will. Meine Tochter etwa hat auch Interesse daran. Aber wenn sie nicht will werde ich sie nicht drängen, weil es ist fast nicht zumutbar.“
Wachstum nur bis zu einem gewissen Grad sinnvoll
Im Film geht es um das Leben und Überleben der Menschen in den Alpen und die grundsätzliche Frage, wie viel Wachstum diese Region aushält. Schabus sagt, es zeige sich in den Alpen gut, dass Wachstum ein Problem sei: „Das Gelände ist begrenzt. Man kann dort nicht einfach die Flächen verdoppeln, weil das einfach nicht geht. In den Gegenden, wo es funktioniert, sind die Landwirtschaft und Wirtschaft, die dort oben von statten geht, in einem Gleichgewicht.“
Kleines Bergdorf setzt auf Alternative zu Tourismus
Dass man in den Alpen auch ohne Tourismus leben kann, zeigt Robert Schabus am Beispiel Pramana, einem abgelegenen Bergdorf in der Lombardei. Dort produzieren mehr als hundert Firmen seit Generationen Messer und Scheren.
„Jemand der in dem Ort bleibt, steigt in dieses Business ein und überlegt sich nicht, dort ein Hotel aufzumachen. Das ist keine folkloristische Angelegenheit, sondern es wird in die ganze Welt geliefert. Man merkt, es kann auch anders gehen“ – vielleicht im Bewusstsein, dass das Wachstum seine Grenzen haben muss, sagt Robert Schabus. Vielleicht die wichtigste Botschaft im Film „Alpenland“.