Heidi Goëss-Horten
ORF
ORF
Chronik

Heidi Goess-Horten gestorben

Die Kunstsammlerin, Milliardärswitwe und Ehrenpräsidentin des EC KAC Heidi Goess-Horten ist tot. Die Wahlkärntnerin starb am Sonntag in den frühen Morgenstunden im Alter von 81 Jahren in ihrem Haus am Wörthersee.

Heidi Goess-Horten wurde am 13. Februar 1941 in Wien als Heidi Jelinek geboren. Sie arbeitete als Sekretärin einer Filiale der Firma Ideal Standard Registerkassen in Wien und lernte 19-jährig in einer Hotelbar in Velden am Wörthersee den 32 Jahre älteren deutschen Kaufhausbesitzer Helmut Horten kennen, den sie im Jahr 1966 heiratete. Mit ihm teilte sie das große Interesse an Kunst. Gemeinsam legten die beiden in den 1970er Jahren die Basis für ihre umfangreiche Kunstsammlung, begleitet von zahlreichen Atelierbesuchen und Reisen, um Kunst vor Ort zu erleben und in ihrem Entstehen zu begreifen. Schon damals fanden hochkarätige Werke Eingang in die Privatsammlung.

schwarz-weiß Foto von Heid Goess-Horten bei Ausstellung
ORF

Gutachten als Versuch einer Entlastung

Als Helmut Horten 1987 starb, erbte Heidi Horten das gesamte Vermögen des Milliardärs und gründete wenige Jahre später die Helmut Horten Stiftung.

Bis zuletzt wurde über die Herkunft des Geldes öffentlich debattiert, weil Helmut Horten die „Arisierung“ in der Nazi-Zeit vorangetrieben haben soll. Ein Gutachten der Familie widerlegte das weitgehend, Nutznießer sei er aber gewesen. Entgegen dem Ergebnis dieses Gutachtens ortete die Historikerin Heidemarie Uhl der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zuletzt gegenüber dem „kulturMontag" jedenfalls “brutale Arisierungsvorgänge“.

Fotos von Heide Horten und ihrem Ehemann Helmuth Horten
ORF

1994 heiratete sie den französischen Blumengroßhändler Jean-Marc Charmat, von dem sie sich später wieder scheiden ließ. 2015 heiratete sie schließlich Karl Goess, dessen Nachnamen sie in ihrem Doppelnamen führte.

Leidenschaftliche Kunstsammlerin

Seit den 1980er Jahren erweiterte Horten in Zusammenarbeit mit Agnes Husslein-Arco, die nun auch als Direktorin der Heidi Horten Collection fungiert, ihre umfassende Kunstsammlung mit Werken des 20. Jahrhunderts bis hin zur zeitgenössischen Kunst.

ARCHIVBILD VOM 12.12.2019 Heidi Goess-Horten mit Hund vor Bild aus ihrer Kunstsammlung
APA/OURIEL MORGENSZTERN
Heidi Goess-Horten 2019

In der Privatsammlung finden sich u. a. Werke von Gustav Klimt, Egon Schiele, Edgar Degas und Pablo Picasso. Sie besaß auch zahlreiche Werke des deutschen Expressionismus, der italienischen Avantgarde und der Pop-Art.

Ausstellung „Open“ im Privatmuseum „Heidi Horten Collection“ in Wien
APA/Helmut Fohringer
Ausstellung im Hanuschhof

Erste Schau in eigenem Museum Anfang Juni eröffnet

Einen großen Teil der Sammlung präsentierte sie erstmals im Jahr 2018 im Leopold Museum mit der Ausstellung „WOW!“, die knapp 360.000 Besucher anzog. Aus diesem Erfolg resultierte laut Angaben der Milliardärin der Wunsch, ihre Sammlung dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2019 gab sie ihre Pläne für ein eigenes Museum in Wien bekannt. Als Standort wurde der ehemalige Hanuschhof nahe der Albertina gefunden. Die Architekten „The Next Enterprise“ adaptierten das Gebäude, das schließlich am 3. Juni mit der ersten Ausstellung „OPEN“ eröffnete.

Heidi Horten mit dem Landesorden in Gold rechts neben ihr Landeshauptmann Peter Kaiser
ORF
Horten 2019 bei der Verleihung des Landesordens in Gold

Trägerin des Kärntner Landesordens in Gold

2019 wurde Goess-Horten im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung der Kärntner Landesorden in Gold verliehen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) würdigte in seiner Ansprache damals das Engagement der Milliardärin in den Bereichen Medizin, Sport und Tierschutz. Er bezeichnete die Verleihung als „sichtbare Auszeichnung für jemanden, der für das Land und die Menschen im Land viel getan hat“.

Modell KAC Eishalle Goess-Horten Arena
StadtKommunikation/Christian Rosenzopf

Viele medizinische Einrichtungen hätten von Zuwendungen Goess-Hortens profitiert, und weder das Klagenfurter Tierschutzkompetenzzentrum TIKO noch das Eishockeyteam KAC würden ohne das Engagement der Ausgezeichneten in der Form bestehen können, wie sie es heute tun.

Heidi Goess-Horten vor KAC-Spielern
ORF
Heidi Goess-Horten vor Spielern des EC KAC

Mäzenin des KAC

Seit 2010 war Heidi Goess-Horten Ehrenpräsidentin des Eishockeyclubs KAC, seit 2021 die Präsidentin. General Manager Oliver Pilloni zeigte sich „zutiefst erschüttert über das Ableben unserer Präsidentin, Gönnerin und Freundin. Die persönlichen Gespräche mit ihr werden mir abgehen“, so der Geschäftsführer.

Die aktuelle, rund 9,6 Millionen teure Generalsanierung der Stadthalle Klagenfurt – Heimstätte des KAC – geht zur Hälfte auf ihre Kosten. Die erneuerte Eishalle werde auch ihren Namen tragen, sagte Pilloni. Für ihren Herzensclub öffnete sie im großen Stil ihr Portemonnaie. Laut Medienberichten unterstützte sie den KAC in diesem Jahrtausend jährlich mit gut drei Mio. Euro.

Reaktionen

Als eine „äußerst interessierte Kunstsammlerin und bekennende Kunstliebhaberin“ bezeichnete Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer die verstorbene Milliardärin.

In einer Aussendung der Heidi Horten Collection hieß es, Horten sei „eine großzügige, warmherzige und kluge Dame“ gewesen, und sie werde "durch ihr vielseitiges Engagement vor allem für die Kunst und den Sport, insbesondere als Präsidentin des KAC, in Erinnerung bleiben. In memoriam der Stifterin des Museums entschied man sich dazu, von Montag, 13.6., bis Sonntag, 19.6., mit Ausnahme des Schließtags am Dienstag freien Eintritt in das Museum zu gewähren.

Auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) würdigte das Engagement der Milliardärin: Goess-Horten hätte viel für das Land und seine Menschen getan. Ob es medizinische Geräte und Einrichtungen waren, ihre Unterstützung für Tiere wie beispielsweise beim Klagenfurter Tierschutzzentrum (TIKO) oder ihre Liebe zum KAC, von den Zuwendungen und dem Engagement hätten alle profitiert, so Kaiser.

Auch Markus Perdacher, der Bürgermeister von Maria Wörth, zeigte sich betroffen. Goess-Horten sei über Jahrzehnte eine große Gönnerin der Gemeinde gewesen.

Heidi Goess-Horten gestorben

Die Kunstsammlerin, Milliardärswitwe und Ehrenpräsidentin des EC KAC Heidi Goess-Horten ist tot. Die Wahlkärntnerin starb am Sonntag in den frühen Morgenstunden im Alter von 81 Jahren in ihrem Haus am Wörthersee.

Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) sagte in einer Aussendung: „Ohne die Unterstützung von Heidi Goess-Horten wären viele wichtige Infrastrukturprojekte der Landeshauptstadt gar nicht möglich gewesen“, etwa die Eishalle in Klagenfurt. Die Hälfte der Kosten für die Sanierung der Eishalle übernahm Goess-Horten.

Der Vizepräsident des Eishockeyvereins und langjährige Freund von Horten, Hellmuth Reichel, sagte im ORF-Interview: „Ohne ihr Wirken wären beim Verein bei Weitem nicht diese Entwicklungen möglich gewesen. Für uns war alle erfreulich, dass sie mit Herz und Seele dabei war.“

Betroffen zeigte sich auch die Präsidentin des Klagenfurter Tierheims TIKO, Tara Geltner. Ohne die mehr als zehn Millionen Euro an Spendengeldern von Heidi Goess-Horten wäre das Tierheim so nicht möglich gewesen.

Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, das Wirken von Goess-Horten werde auch noch in der Zukunft von großer Bedeutung für Kärnten und über die Grenzen hinaus sein.