Buch Juwelen der Kulturgeschichte Stadtgemeinde Ferlach
ORF/Irmgard Ceesay
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Freizeit

Ferlachs Naturjuwele und Marterln

Fünf Jahre lang hat der pensionierte HTL-Lehrer Rainer Adamik Ferlachs Kultur- und Naturjuwele genauer erforscht. Es entstand daraus ein Buch, in dem er Naturschätze, Denkmäler und Bildstöcke aus seiner Heimatregion vorstellt. Viele Informationen erhielt der Autor von der Ferlacher Bevölkerung.

Adamik ist 76 Jahre alt und unterrichtete Mechanik, für Geschichte interessierte er sich früher nur wenig. Alles begann damit, dass er von einem alten Büchsenmacher-Lehrer gezeigt bekam, wie man früher in Ferlach Gewehre herstellt hatte: „Er hat mich in seine Werkstätte geführt und das hat mich einfach interessiert. So bin ich von der Geschichte der Büchsenmacher auf die Geschichte von Ferlach gestoßen.“

Es keimte in ihm der Wunsch, sich näher damit auseinanderzusetzen und ein Buch darüber zu schreiben. Es trägt den Titel „Juwelen der Kulturlandschaften in der Stadtgemeinde Ferlach“.

Bildstöcke als antike Wegweiser

Adamik erklärte, dass Marterln im Rosental als „Kreuze“ bezeichnet werden: „Sie hatten als Wegweiser hier eine historisch wertvolle Tradition. In der Richtung, in die bei einem Bildstock das Heiligenbild gezeigt hat, befand sich die nächste Kirche mit dem gleichen Namen.“ Daran orientierten sich früher die Wanderer und Pilger.

Er selbst unternahm schon zwei Pilgerreisen nach Santiago de Compostela und interessierte sich für das Thema. „Beim Erforschen der einzelnen Kreuze habe ich gemerkt, dass es noch viele schöne andere Sachen im Bereich von Ferlach gibt, über die es wert wäre zu schreiben.“

Rainer Adamik
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Rainer Adamik

Jedes Marterl erzählt eine Geschichte

Über hundert Marterln gibt es in der Gemeinde Ferlach, erzählt der Autor und fügte lachend hinzu: „Wenn ich gewusst hätte, wie viele es sind, hätte ich vielleicht gar nicht damit angefangen.“ Alleine entlang der Loiblstraße, von Unterbergen bis hinauf, gibt es 20 Bildstöcke, die an unzählige Ereignisse erinnern: „Dass jemand hinunter gefallen ist oder dass jemand gut über den Loibl kam.“

„Ich schreibe nach dem Hörensagen“

Die Geschichten hinter den Bildstöcken und dass es nur wenig Literatur darüber gibt, weckte den Forschergeist von Adamik: „Ich bin kein wissenschaftlich anerkannter Historiker, weil ich nach dem Hörensagen schreibe. Das wollen die echten Historiker nicht hören. Für sie gilt nur das geschriebene Wort. Aber es geht hier nicht anders. Man muss sich auf das verlassen, was die Leute einem erzählen.“

Buch Juwelen der Kulturlandschaft Stadtgemeinde Ferlach
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Das Buch gibt es beim Tourismusverband Ferlach und beim Autor selbst

Der ehemalige HTL-Lehrer sprach im Zuge seiner Recherchen viel mit den Leuten. Das eine oder andere Mal stieß er dabei allerdings an Grenzen: „Der Hauptspruch, den ich immer wieder hörte, war: ‚Den hättest du fragen sollen, aber der ist schon gestorben‘.“ So fragte er sich durch, wer ihm heute noch helfen und Informationen geben könne: „Ich kam oft auf vier, fünf Leute, bis ich endlich jemanden fand, der tatsächlich etwas wusste.“

Wertvolle Hinweise von Bevölkerung erhalten

Manchmal bekam er für ein Marterl fünf Namen gesagt: „Es kann aber nur einen geben, der es aufstellte. Das war der erste Name. Ich musste mit vielen Leuten reden, um darauf zu kommen, aber das macht mir ohnehin Spaß“, sagt der Hobby-Historiker. Er könne auch lästig sein, bis er zu den gewünschten Informationen komme, sagt er von sich selbst, obwohl es ihm fern liege, den Leuten auf die Nerven zu gehen: „Ich habe aber niemanden gehabt, der gesagt hat, dass ich etwas nicht schreiben darf. Alle waren sofort einverstanden.“

Auf 118 Seiten präsentiert Adamik in seinem Buch besondere Orte in der Stadtgemeinde Ferlach. Es ist bereits sein fünftes Buch. Viele Informationen bekam der Autor von der Ferlacher Bevölkerung: „Ich muss sehr dankbar sein. Es war für mich eine große Hilfe.“

Meerauge Bodental Vogelperspektive
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Das Meerauge im Bodental

Wissenswertes über das Naturjuwel Meerauge

In dem Buch geht es nicht nur um bauliche Besonderheiten, sondern auch um Naturschätze, wie beispielsweise das „Meerauge“ im Bodental. Adamik: „In der Eiszeit, wo hier noch alles vereist war, entstanden Mulden, als der Gletscher zurück ging. Eines dieser Löcher wurde mit Grundwasser gefüllt. Weil dieses Wasser so eine markant-schöne Farbe hat erhielt es den Begriff Meerauge und es entstanden Sagen rundherum. Alles, was sonst noch so dazu gehört, habe ich versucht in meinem Buch festzuhalten.“

Buch Juwelen der Kulturlandschaft Stadtgemeinde Ferlach
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Denkmal erinnert an Maler Anton Gregoritsch

Ein Denkmal, das in Ferlach steht, ist dem bekannten Maler Anton Gregoritsch gewidmet. Er lebte von 1868 bis 1923. Seine Bilder erzielen bei Versteigerungen nach wie vor einen hohen Wert. Das Denkmal, das seine Freunde nach seinem Tod für ihn machen ließen, zeigt eine trauernde Frau: „Es ist ein Kunstguss aus Kupfer, also eine recht wertvolle Arbeit. Diese Trauende stand zuerst bei seinem Grab. Es wurde dann von seinen Nachkommen aufgelöst und so steht sie noch heute am Beginn des Friedhofes von Ferlach.“

Marterl Ferlach
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Neuer Bildstock als künftiges Fotomotiv

Die kleine Kreuzkappelle von Laiplach, die eigentlich ein Marterl ist, liegt Autor Adamik besonders am Herzen: „Dieser Bildstock hat jetzt seinen dritten Standort. Er war in einem schlechten Zustand. Der Maler Hans-Gerhard Kalian aus Kirschentheuer wollte dafür moderne Bilder malen, wenn der Kulturring Ferlach, als Initiator den Bildstock saniert.“ Das geschah mittlerweile und der Bildstock hat nun ein neues Dach. Die Bilder kommen schon bald hinein: „Dann haben wir einen neuen, schönen Bildstock, der noch dazu für Historama einen großen Wert hat. Er steht unmittelbar neben den Geleisen. Viele wissen ja, dass der von einer Dampflock angetriebene Bummelzug im Sommer fährt und ich denke, viele Leute, die damit unterwegs sein werden, werden ihn fotografieren.“

Heizhaus von Kappl

Auch ein weiters Bauwerk, das Rainer Adamik präsentiert, hat mit der Eisenbahn zu tun: Das Heizhaus von Kappl, das auf der Strecke von Ferlach bis Weizelsdorf liegt. Acht Mal fuhr die Stichbahn früher untertags hin und her: „Es gab den Begriff des Ruhefeuers. Ein Mann in diesem kleinen Heizhaus feuerte immer so viel, dass der Dampf erhalten blieb. Es hätte zwölf Stunden gedauert, um die Lokomotive wieder aufzuheizen.“

Mehr Informationen, aber auch Bilder über all dieses baulichen Besonderheiten und Naturschätze findet man im Buch „Juwelen der Kulturlandschaft in der Stadtgemeinde Ferlach“. Erhältlich ist es im Tourismusbüro in Ferlach und über den Autor persönlich.