Steindorf am Ossiacher See
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Wirtschaft

Zweitwohnsitze bringen kaum Umsatz

„Kalte Betten“ wie Zweitwohnsitze bringen nicht so viel an wirtschaftlichen Impulsen für eine Region wie Beherbergunsbetriebe. Eine Studie zeigt damit eindeutig, was hinter vorgehaltener Hand schon lange gemunkelt wurde. Jeder Hotelgast bringt einer Region mehr Umsatz als der Besitzer eines Zweitwohnsitzes.

Immer mehr einst touristisch genutzte Immobilien und Liegenschaften sind in den vergangenen Jahren zu Zweitwohnsitzprojekten umgewandelt worden. Nur ein Drittel davon wird auch touristisch genutzt, der Rest bleibt dem Markt entzogen. 40.000 Gästebetten hat Kärnten seit dem Jahr 2000 weniger.

Das bedeutet auch, dass viel touristische Wertschöpfung verloren geht, sagte Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP). Die Investition bei Hotels sei größer, aber auch die Ausgabe der Gäste sei hier drei Mal so hoch. Zudem übersteige die Impulswirkung der Hotelgäste jene von Zweitwohnsitzen deutlich und es werde für die Region fast das zehnfache an Wertschöpfung generiert, so Schuschnig.

„95 Prozent weniger Zweitwohnsitzwidmungen“

Gemeindereferent Daniel Fellner (SPÖ) sagte, dass mit dem neuen Raumordnungsgesetz ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde. In den ersten fünf Monaten haben man 95 Prozent weniger Zweitwohnsitzwidmungen als im Vergleichszeitraum der vergangenen Jahre.

Das Problembewusstsein müsse auch auf Gemeindeebene geschärft werden, denn die Gemeinden arbeiten mit einem örtlichen Entwicklungskonzept, wo festgelegt werden soll, welche Zweitwohnsitze entstehen können, sagte Fellner,

Empfehlungen in Studie

Für den Geschäftsführer der Kärnten Werbung, Christian Kresse, ist die Studie eine wichtige fachliche Grundlage für weitere Diskussionen. Man müsse sie Punkt für Punkt betrachten. Je mehr Gästebetten man verliere und je mehr Zweitwohnsitze dazukommen, desto schwieriger werde es, diese zu erhalten.

In der Studie gibt es auch Empfehlungen. Zum Beispiel soll es eine Obergrenze von Zweitwohnsitzen geben, touristische Kernzonen sollen genau definiert und die Gemeinden bei den Prüfungen von Tourismusprojekten unterstützt werden.

Reaktionen der Landespolitik

Olga Voglauer, die Landessprecherin der Grünen Kärnten, sagte, dass entschlossenes Handeln gefordert sei, „um den Wildwuchs der Zweitwohnsitzburgen in Kärnten zu beenden.“

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte, dass ein pauschaler Widerstand nicht helfe. „Zweitwohnsitze sind auch nicht per se der Tod für eine Gemeinde. Dieses Thema ist von Kommune zu Kommune völlig unterschiedlich zu bewerten“, so Köfer.