Fuchsrote Sandbiene
Johann Neumayer
Johann Neumayer
Tiere

Die summende Welt der Wildbienen

Rund 700 Bienenarten gibt es in Österreich, rund 425 Bienenarten in Kärnten. Die Honigbiene ist nur eine der Arten, alle restlichen Bienen gehören zu den Wildbienen. Dazu zählt auch die Hummel, die meisten sind aber unbekannter wie die Sand-, Mauer- oder Furchenbienen.

Ein Drittel der Wildbienenarten sind Parasiten, zwei Drittel leben alleine. Die Honigbiene, die in einem Staat lebt, ist die Ausnahme. Dann gibt es aber noch eine Zwischenform, dazu gehören die Hummeln, aber auch einige Furchenbienen. Biologe und Wildbienen-Experte Johann Neumayer vom Naturschutzbund Salzburg: „Bienen stammen aus der Verwandtschaft der Wespen. Wespen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Brutfürsorge betreiben und ihre Larven mit Fleisch aufziehen. Die Bienen sind im Laufe der Stammesgeschichte zur Zeit der Dinosaurier dazu übergegangen nicht Fleisch zu füttern, sondern Pollen.“

Gewöhnliche Schmalbiene
Johann Neumayer
Gewöhnliche Schmalbiene

Pflanzen folgten Bienen

Seit zirka 120 Millionen Jahren funktioniert dieses System. Als die Bienen entstanden, entwickelten sich auch höhere Blütenpflanzen entwickelt, die bei der Bestäubung auf Insekten angewiesen waren. Die Vielfalt der Wildbienen ist enorm, weltweit gibt es ungefähr 20.000 Bienenarten, so Neumayer: „Eher sind es mehr, nicht alle sind entdeckt. In Österreich gibt rund 700 nachgewiesene Arten.“ Dazu zählen ca. 44 Hummelarten, 150 Arten Sandbienen, rund 100 Arten Mauerbienen, Mauerbiene, Blattschneiderbienen, Maskenbienen, so Neumayer. Die Vielfalt sehen man auch an der Größe, die kleinsten Bienen seien um die vier Millimeter, die größten seien die Holzbienen mit drei Zentimetern Länge.

Eier in fremden Nestern

Ein Drittel der Wildbienen sind Parasiten. Sie tragen nicht selbst Nektar und Pollen ein, sondern – wie der Kuckuck – schwindeln ihr Ei in ein anderes Nest hinein. Die parasitären Bienen sind sehr angepasst an ihre Wirte: „Weil Insekten hauptsächlich über Duft kommunizieren. Sie können sehr fein riechen, da könnte kein Hund mithalten. Natürlich würde eine Sandbiene sofort merken, wenn ein Parasit wie einen Wespenbiene im Nest war.“

Im Lauf der Evolution passten sich die Parasiten daher so an den Duft der Wirte an, dass diese ihn nicht mehr unterscheiden können. Das sei der Grund für die vielen parasitischen Arten, weil jede davon höchsten bei ein oder zwei anderen Arten die Chance habe, ihre Eier hineinzuschmuggeln.

Zwei Drittel bauen Nester selbst

Zwei Drittel von den 700 in Österreich lebenden Arten sind Nestbauer, die ihre Brut selber versorgen. Die meisten davon sind aber nicht sozial, wie man das von der Honigbiene kennt: „Sondern solitär, das heißt, es kommt zur Paarung, die Männchen sterben dann schnell. Die Weibchen suchen sich ein Nest, das kann im Boden sein, in Totholz oder in Schneckenhäusern, je nach Art.“

Dort werden dann Pollen und Nektar eingetragen, sowie ein Ei hinaufgelegt. Dann wird die erste Zelle verschlossen, erklärt Neumayer: „Solange das Weibchen lebt werden weitere Zellen angelegt, 20 bis 30. Nach einem Monat oder sechs Wochen stirbt das Weibchen. Es lernt seine Nachkommen nie kennen. Erst nach der Überwinterung im nächsten Jahr schlüpfen die Jungbienen.“

Steinhummel auf Löwenzahn
Johann Neumayer
Steinhummel auf einem Löwenzahn

Nur Hummel-Königinnen überwintern

Neumayer ist auch Spezialist für Hummeln. Die Nestgründung erfolge hier solitär. Im Frühjahr seien alle Hummeln groß, das liege daran, dass nur die Königinnen überwintern. „Sie leben dann einige Wochen solitär, ernähren sich, suchen einen Nistplatz. Bei den Hummeln ist das meistens ein Mausnest.“ Dann trägt die Hummelkönigin Pollen und Nektar in das Mausnest und baut die ersten Brutzellen. Die ersten sechs bis zehn Larven zieht die Königin alleine groß: „Dann schlüpfen die Nachkommen aber nach eineinhalb Wochen Verpuppung und die Töchter sind die ersten Arbeiterinnen. Ab dann hat man im Hummelstaat wie bei den Bienen, nur kleiner und einfacher.“ Im Herbst werden Männchen und neue Königinnen produziert, das Nest sterbe ab. Nur die befruchteten Königinnen überwintern.

Mausnester als trockene Plätzchen

Da Hummeln auch in kälteren Gebieten leben und schon bei niedrigen Temperaturen aktiv sind, brauchen sie sehr spezielle Nistplätze: „Sie können effizient Wärme erzeugen, aber wenn man in warmen Klimaten ein warmes Nest haben will, brauche man Isolierung. Die Hummeln nutzen das wärmste und trockenste, was es in der Natur gibt, das sind Kleinsäuernester. Ein frisch gebautes Mausnest unter dem Wurzelteller eines Baumes ist relativ trocken und warm.“

Wenn die Hummelkönigin ein Mausnest gefunden hat, läuft sie die Gänge entlang um zu sehen, ob sie das Nest erst erobern müsse. Die Maus werde es ja nicht freiwillig hergeben, Hummeln können brummen und stechen und die Maus vertreiben. Hummeln können aber auch in Vogelnestern, Baumhöhlen oder Nistkästen leben, so Neumayer. Sie können durchaus Vögel vertreiben, manchmal gewinne aber auch der Vogel.

Hummeln brüten wie Vögel

Nachdem die Hummelkönigin ein Nest eroberte, scheidet sie Wachs aus: „Sie macht eine Wachsbasis, trägt Pollen ein, den sie mit Nektar anfeuchtet, machte eine Klumpen, den sie mit Wachs überzieht und sechs bis zehn Eier drauflegt.“ Das Ganze wird noch einmal mit Wachs überzogen. Parallel dazu baut die Königin einen Honigbecher: „Der ist ganz schön groß, hauchzart aus Wachs, und enthält Nektar oder Honig für die Eigenversorgung. Sie setzt sich dann auf den Brutballen hinauf und erzeugt Wärme. Das schaut aus wie ein brütender Vogel.“

Das Aufziehen der ersten Brut ist für die Hummelkönig sehr anstrengend, da sie ja noch alleine ist und zwischen Pollen und Nektar sammeln und Brüten hin und her fliegen muss.