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Kultur

Größte Merian-Ausstellung Österreichs

Gmünd ist ein Fixstern am Himmel des Kärntner Kultursommers, sein Zentrum ist der Stadtturm. Heuer ist er Maria Sibylla Merian gewidmet, einer der bedeutendsten Künstlerinnen des frühen 18. Jahrhunderts. Merian bildete vor allem Flora und Fauna ab und erwarb auch wissenschaftlich einen ausgezeichneten Ruf.

Henri Matisse, William Turner, Pablo Picasso: Mit diesen großen Namen lockte die Stadtturmgalerie in der Künstlerstadt Zehntausende Besucher an. Heuer gibt es etwas ganz anderes, aber auch sehr Spektakuläres: Kupferstiche von Maria Sibylla Merian aus Anlass ihres 375. Geburtstages. Merian war die Tochter des großen Meisters Matthäus Merian, der viele Städte europaweit sichtbar machte, unter anderem auch Spittal an der Drau und Villach.

Maria Sibylla Merian
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Maria Sibylla Merian lebte vor über 300 Jahren

In Männerwelt behauptet

Merian wurde zur Blumenmalerin und Kupferstecherin ausgebildet und zeigte schon als Kind eine Faszination für die kleinen Lebewesen – vor allem für die geheimnisvolle Metamorphose der Schmetterlinge, die ihr Lebenswerk prägten. 1679 erschien ihr „Raupenbuch“, dessen erster Band 51 Stiche zeigt. Fasziniert war Merian auch vom Zusammenleben verschiedener Arten mit Wirtspflanzen. Da etwa die Ölmalerei sowie generell wissenschaftliche Forschungen zu dieser Zeit ausschließlich Männern vorbehalten waren, kann man die künstlerischen wie naturwissenschaftlichen Leistungen Merians nicht hoch genug einschätzen.

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Bananenpflanze mit Echse
Kunstkabinett Strehler
Banane mit Echse in Surinam
Pampelmuse mit Raupen
GuidoSonnenberg
Pampelmuse
Bananenstaude
Kunstkabinett Strehler
Bananenstaude
Papaya mit Raupe
Kunstkabinett Strehler
Papaya in Surinam
Zitrone in Surinam
Kunstkabinett Strehler
Zitrone mit Käfer
Vanillepflanze
Kunstkabinett Strehler
Vanillepflanze in Surinam
Krokodil mit Korallenschlange
Guido Sonnenberg
Krokodil mit Korallenschlange
Junge Ananas in Surinam
Kunstkabinett Strehler/Guido Sonnenberg
Ananaspflanze
Echse in Surinam
Guido Sonnenberg
Echse in Surinam

„Sie ist eine revolutionäre, starke und ungewöhnliche Frau gewesen“, sagte Erika Schuster von der Kulturinitiative Gmünd. Sie sprengte alle Konventionen ihrer Zeit und lebte vor über 300 Jahren ein durchaus modernes Leben, so Schuster.

Merian Bild Pflanzen Tiere
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Merian war Künstlerin und Naturwissenschaftlerin

Die Biotopbilder aus Merians Hauptwerk „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“, auf denen sie die Schmetterlinge samt ihren Eiern, Raupen und Verpuppungen auf ihren jeweiligen Wirtspflanzen abbildete und das 1705 erschien, zählen bis heute zum Schönsten, was es an Tier- und Pflanzendarstellungen in der Kunstgeschichte zu sehen gibt.

Merian gab Vogelspinne ihren Namen

Dass Merian für zwei Jahre nach Surinam in Südamerika reiste, um Studien zu betreiben, war damals ebenfalls höchst bemerkenswert. Ihr Bild von einer Spinne, die einen Vogelkadaver verspeist, führte zum Namen Vogelspinne.

Merian Bild Vogelspinne
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Merian gab der Vogelspinne sozusagen ihren Namen

Maria Sibylla Merian ist in der ganzen Welt bekannt und hat einen ausgezeichneten künstlerischen und naturwissenschaftlichen Ruf. Neben Angelika Kaufmann gilt sie als eine der wenigen Frauen, die sich nachhaltig in die Kunstgeschichte eingeschrieben haben. In Österreich wolle man sie jetzt auch bekannter machen, sagte Schuster.

Jacob Marrel Bildnis der Maria Sibylla Merian 1679
Kunstmuseum Basel- Geschenk von Louise Bachofen-Burckhardt
Maria Sibylla Merian, Ölbild von Jacob Marrel, 1679

Echte und gemalte Schmetterlinge

Die Ausstellung in Gmünd sei die bisher umfangreichste Merian-Ausstellung in Österreich, sie erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Kunstkabinett Strehler Sindelfingen, und dem Kunsthistorischen Museum Wien. Gezeigt wird eine umfassende Auswahl an Kupferstichen, Umdrucken und Aquarellen von Merian. Das Landesmuseum Kärnten steuerte Schmetterlinge bei, um dem Werk Merians die echten Tiere gegenüberzustellen. Besucht werden kann sie bis 2. Oktober in der Stadtturmgalerie in Gmünd.