Junger Graureiher steht auf einem moosbedeckten Felsen
Roland Rauter
Roland Rauter
Umwelt

Graureiher: Schutz oder Abschuss

Das zweite Jahr in Folge dürfen die streng geschützten Graureiher in Kärnten nicht mehr bejagt werden. Die Vogelschutzorganisation Birdlife bekämpfte die Bejagung, weil die Reiherbestände schon seit Jahren rückläufig seien. Die Fischer drängen hingegen auf Abschüsse. Das jährliche Monitoring des Landes soll Klarheit bringen.

Er ist ein Gast, der von Naturschützern als zu selten angesehen wird und von Fischern als zu häufig. Als Zug- und Standvogel kommt der Graureiher bereits das ganze Jahr über in Kärnten vor und zieht hier auch seine Jungen groß, etwa an der Drau im Rosental. Gleich mehrere Vögel haben sich hier zu einer Brutkolonie zusammen geschlossen. Es ist eine von acht Kolonien, die in Kärnten bisher nachgewiesen wurden.

Monitoring der Graureiher

Das jährliche Graureiher-Monitoring des Landes soll Klarheit bringen, ob sich die Bestände der streng geschützten Graureiher in Kärnten erholt haben.

Zählung von der Luft aus

Die Anzahl die Brutpaare wird von Wildbiologen jährlich erhoben. Mittels Drohne werden von der Luft aus die Zählungen vorgenommen. Im Frühjahr, wenn die Graureiher beginnen, ihre Eier zu legen, beginnt das Monitoring, sagt Roman Kirnbauer, der Wildbiologe des Landes.

Kirnbauer: „Es geht darum, den besten Zeitpunkt für die Befliegung herauszubekommen. Wenn die Jungtiere schon größer sind, stört sie die Befliegung nicht so sehr. Meist beginnen wir damit Mitte bis Ende Mai.“

Graureiherkolonie an der Drau
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Eine von acht Brutkolonien des Graureihers befindet sich an der Drau

Birdlife: Immer weniger Brutpaare

Noch liegen keine Ergebnisse von den aktuellen Zählungen vor. Was allerdings auch hier auffällt ist, dass die Zahl der Brutpaare seit einigen Jahren rückläufig ist. Ein Trend, den man bei Birdlife mit Sorge verfolgt. Daher wurde mittels Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht eine weitere Bejagung gestoppt.

„Ideal wäre es, wenn man wieder auf den Bestand von vor zehn Jahren kommen würde“, sagte Andreas Kleewein von Birdlife Kärnten: „Damals hatten wir noch 130 bis 140 Brutpaare in Kärnten, heute sind wir froh, wenn es über 100 sind.“

Fischzucht mehrere Becken
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Der Reiher holt sich auch Nahrung aus den Fischzuchten

Zu wenig Fische in den Bächen

Von niedrigen Reiherbeständen bemerken die heimischen Fischzüchter wenig. Die Fischbestände in den Gewässern sind bereits durch den Fischotter stark reduziert. Das bedeutet auch, dass die Nahrung, die der Fischreiher normalerweise aus den Bächen nehmen würde, kaum mehr vorhanden ist. Markus Payr vom Verein der Kärntner Fischzüchter: „Das heißt, der Fischreiher ist gezwungen, in die Anlagen zu kommen und sich über die Fische her zu machen.“

Bisher durfte der Vogel mit Ausnahmebescheid bejagt werden, nach der Beschwerde von Birdlife wird nun die Bestandserhebung abgewartet. Ende nächster Woche sollten die ersten Ergebnisse vorliegen. Zeitgleich werde an einer rechtlichen Lösung für eine mögliche weitere Bejagung gearbeitet, heißt es vom Land.