Gaby Größing mit Schützling Mia
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Soziales

Krisenpflegeeltern mit großem Herz

In den letzten zehn Jahren hat Krisenpflegemutter Gaby Größing aus dem Lavanttal 73 Kinder betreut. Manche nur kurz, andere über Monate. Das Alter reicht vom Säugling bis zum Volksschulalter. Viele lernen erst bei der Krisenpflegefamilie Geborgenheit und Sicherheit kennen. Das Land sucht noch mehr Krisenpflegeeltern.

Meist sind es Schicksalsschläge, die ein Familienfundament ins Wanken bringen Gaby Größing und ihr Mann bieten Kindern vorübergehend ein sicheres Nest. Vor zwölf Jahren fing alles an: „Ich habe damals den Aufruf in einer Zeitung gelesen, dass Krisenpflegeeltern gesucht werden. Ich habe damals als Tagesmutter gearbeitet und mir überlegt, das zusätzlich zu machen. Das war aber nicht möglich, denn man muss voll und ganz als Krisenpflegemutter arbeiten. Nach der Ausbildung haben wir 2010 dann damit begonnen.“

Krisenpflegemutter Gaby Größing
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Gaby Größing kümmert sich seit zwölf Jahren um Kinder in Not

Von einigen Tagen bis Monaten

Es gebe bestimmte Auflagen, so Größing: „Die Wohnsituation, die finanzielle Situation der Familie, man braucht eine spezielle Ausbildung, dann kann man beginnen.“ Krisenpflege solle laut Konzept des SOS-Kinderdorfs acht bis zwölf Wochen dauern. Die Realität sei aber eine andere: „Die kürzeste Unterbringung, die ich gehabt habe waren vier Tage, die längste 18 Monate. Es kommt immer auf die Hintergrundgeschichte an, wenn Familiengerichte involviert sind, dauert das einfach Zeit, bis Entscheidungen getroffen werden, oft müssen auch Gutachter bestellt werden.“

Für die Kinder sei es eine totale Ausnahmesituation, so die Krisenpflegemutter. Doch sie beruhigen sich recht schnell, das dauere ein paar Tage. Manche brauchen auch etwas länger. Es komme auch auf das Alter an und aus welcher Situation die Kinder herauskommen. Es gehe darum, ihnen Ruhe und Stabilität zu geben und sich als Anker anzubieten.

Verschiedenste Hintergründe für Fremdunterbringung

Manchmal seien Familien betroffen, die in schwierigen Verhältnissen seien, manche werden schon lange vom Jugendamt betreut. Manchmal seien es auch krasse Ausnahmesituationen für die Eltern verschiedenster Hintergründe. Sie müssen dann ihr eigenes Leben wieder in den Griff bekommen, damit sie für die Kinder wieder da sein können. Die Hauptgründe seien laut Größing: „Psychische Erkrankungen der Eltern, Suchterkrankungen, Überforderungen, daraus resultierend auch Vernachlässigung der Kinder und auch Gewalt in der Familie. Es gibt eine große Bandbreite.“

Mit den leiblichen Eltern sei man in Kontakt, es gebe regelmäßigen Besuchskontakt, der begleitet werde. Sie habe keine Angst, zu scheitern, aber es sei ein Job rund um die Uhr, die Kinder benötigen viel Struktur, Regelmäßigkeit und gutem Alltag. Das eigene Leben gestalte sich dann natürlich auch anders, so die Krisenpflegemutter. Sie teile sich die Betreuung mit ihrem Mann. Wenn er von der Arbeit komme verbringe er Zeit mit den Kindern. Die Größeren bringe er auch ins Bett samt Gute-Nacht-Geschichte.

Gabi Größing räumt Spielzeug auf
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Das Wohn- und Spielzimmer

Trauer beim Abschied gehört dazu

Wenn sie ein Kind wieder aus der Obhut entlassen müsse, sei sie traurig, so Größnig. Wenn sie sehr klein seien, baue man ja auch gegenseitige Bindung auf, zur Trennung gehöre auch die Trauer darüber. Was es leichter mache sei, wenn man wisse, wie es mit dem Kind weitergehe. Diese Woche war es für ein Kind wieder soweit, hier wisse sie, dass die Kleine in einer Pflegefamilie bestens aufgehoben sei. „Das gehört zur Arbeit dazu.“ Für die Krisenpflegeeltern gibt es regelmäßige Supervision und wöchentliche Verlaufsgespräche mit der Psychologin, wo man das alles gut besprechen könne. „Bearbeiten muss man es aber für sich selbst. Im Lauf der Jahre lernt man, damit umzugehen.“

Was ihr viel gebe sei die Entwicklung der Kinder von Ankommen bis dahin, wo sie zur Ruhe kommen. Ob es sprachliche oder motorische Entwicklung sei, man könne viel erreichen, wenn man sich intensiv mit den Kindern beschäftige. „Was gibt es Schöneres als bei einem Kind, das viel erlebt hat, ein unbeschwertes Kinderlachen zu hören.“ Nach einer gewissen Zeit vertrauen sich die Kinder den Krisenpflegeeltern an und fragen auch, warum es Zuhause anders sei.

Gaby Größing mit Schützling Mia
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Gaby Größing und Mia, die nach ihrer Zeit bei der Krisenpflegemutter in eine Pflegefamilie kommt

Krisenpflegeeltern weiterhin gesucht

Wenn Kinder zu leiblichen Eltern zurückkommen gebe es meistens keinen Kontakt, da habe sie nur eine Mutter, die sich noch melde, so Größing. Kommen die Kinder aber in Pflegefamilien habe man auch weiterhin regelmäßigen Kontakt: „Wir kriegen Bilder und Videos von den Kindern, man sieht sie vielleicht auch bei den Pflegeelternfortbildungen, wenn sie die Kinder mitbringen.“ Mit den leiblichen Eltern sei sie nicht mehr im Austausch, wenn die Kinder zurück kommen. Das Wichtigste sei, Zeit mit Kindern zu verbringen, sie Ernst zu nehmen, sie wahrzunehmen, das sei ihr Rat für Familien.

Christine Gaschler Andreasch
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Christine Gaschler-Andreasch leitet den Krisendienst

Land sucht noch Krisenpflegeeltern

Kärntenweit gibt es aktuell acht Krisenpflegefamilien mit 22 Betreuungsplätzen. Der Bedarf steigt, das Land sucht weitere Unterbringungsmöglichkeiten. Christine Gaschler-Andreasch, die Leiterin der Krisenpflege, sagte, um sich zu bewerben müsse man zwischen 30 und 50 Jahre alt sein, idealerweise haben man einen Garten, man sollte auch einen Führerschein haben. Man biete dafür einen Anstellung mit zehn Wochenstunden und einer Aufwandsentschädigung, wenn man ein Kind betreue.