Im Mai sind die Ölkäfer häufig anzutreffen. Erste Sichtungen gab es heuer aber bereits Ende März. Die Funde gab es im Metnitztal, Helga Happ wurde verständigt. Sie ist allgemein beeidete, gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Gifttiere. Der flugunfähige Käfer sei dick, bis zu fünf Zentimeter groß und blau-schwarz. Sie habe die Menschen gewarnt, das Tier nicht anzufassen: „Das ist der giftigste Käfer, den wir in Österreich haben. Es kann zu Verätzungen und Blasen kommen, wenn man die Gifttröpfchen auf die Haut bekommt.“
Unter verschiedenen Namen bekannt
Das Gift befindet sich im Blut des Ölkäfers. Bei Gefahr können die Tier die Flüssigkeit aus den Poren an ihrem Beingelenk austreten lassen, so Happ: „Diese Tröpfchen glänzen ölig, daher heißt er Ölkäfer.“ Auch als Pflasterkäfer ist er bekannt, weil man früher Wunden zugepflastert habe. Er werde auch Blasenkäfer genannt, weil sich bei Giftkontakt die Blasen bilden, so Happ. Maiwurm sei ein weiterer Name, weil er im Mai auftrete und der Körper wurmähnlich sei.
Gift in Blutbahn ist tödlich
Das Gift Cantharidin schützt den Ölkäfer vor allem vor Ameisen und Laufkäfern: „Drei Hundertstel Gramm sind für den Menschen tödlich, wenn das Gift in die Blutbahn gerät. Wenn ein Mensch einen getrockneten oder ganzen Käfer isst, ist er tödlich.“ Trotzdem wurde das Cantharidin früher vielseitig verwendet. Bereits 1.550 vor Christus wurde das Gift von den Ägyptern beschrieben. Es wurde als Wehenpflaster eingesetzt, um Wehen zu erzeugen und zu verstärken: „Im antiken Griechenland wurde es zur Hinrichtung verwendet oder als Heilmittel bei Darmbeschwerden und bis in die Neuzeit als Mordwerkzeug.“
Gefährliche Liebestränke
In Honig zubereitet gehörte das Gift des Ölkäfers zu den Liebestränken, um die Potenz zu steigern, oft aber mit fatalen Folgen. Dasselbe Gift ist bekannt aus der Spanischen Fliege, die ebenfalls als Potenzmittel verwendet wurde. Männchen und Weibchen des Ölkäfers könne man gut unterscheiden, so Happ, das Männchen sei schlanker, rund fünf Zentimeter lang. Es habe auch längere Fühler mit einem Knick.
Nicht nur für den Menschen ist das Gift des Ölkäfers schädlich oder auch tödlich, sondern auch für Tiere: „Besonders gefürchtet ist er bei den Bauern im Mittelmeerraum. Denn wenn der Käfer tot im Heu liegt und gefressen wird, stirbt das Vieh, besonders Schafe oder Ziegen.“ Der Igel oder viele Vogelarten sind immun gegen das Gift.
Verschiedene Käferarten profitieren sogar davon. Sie setzen sich auf den Ölkäfer und trinken die Tröpfchen, um selbst giftig zu werden, sagte Happ.
Larven ernähren sich von Bieneneiern
Ölkäfer sind Pflanzenfresser, die sich von Blättern und Blüten ernähren. Im Frühling sind es Buschwindröschen und Frühblüher. Ein Schädling sei er nur dann, wenn er vermehrt auftrete und Kartoffelblüten fresse. Das komme aber selten vor, sagte Happ. Als Larve ist der Ölkäfer ein Parasit: „Die Larven haben drei Klauen, die sitzen in einer Blüte und warten auf eine Biene.“ Dann klammern sie sich an die Biene an und lassen sich so in die Behausung der Wildbienen tragen, weil sie die erste Zeit ihres Lebens Bieneneier fressen.
Wenn die Made dann geschlüpft ist, ernährt sie sich von Honig. Nach zweimaligem Häuten fresse die Made nicht mehr, sondern überwintere in einer Art Puppe. Im Frühling schlüpfe dann der Käfer. Die Entwicklung dauere zwei Jahre, der Käfer lebe aber nur einen Monat lang. Das Ölkäferweibchen legt 2.000 bis 10.000 Eier, doch nur wenige kommen durch, so Happ, weil die Entwicklung lange dauere und sehr speziell sei. Ihr Rat für alle, die so einen Käfer sehen: Nicht anfassen.