Gasflamme in Raffinerie
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Wirtschaft

Industrie warnt erneut vor Gasembargo

Mit dem Gaslieferstopp Russlands gegen Polen und Bulgarien erreicht Russland auf jeden Fall Nervosität in Europa. Der Energieregulator E-Control beruhigte, die Gasflüsse nach Österreich seien stabil. Die Industriellenvereinigung warnte vor Millionenverlusten bei einem Lieferstopp.

Die Regierungen der EU-Staaten weigern sich derzeit, Gas in Rubel zu zahlen, wie es Russland verlangt. Bundeskanzler Karl Nehammer sagte am Mittwoch, Österreich bezahle weiterhin in Euro. IV-Präsident Timo Springer empfiehlt derzeit, besonders drauf zu achten, wer in der EU ein Gas-Embargo verlange, denn oft stecken handfeste wirtschaftliche Interessen von Ländern dahinter, die wenig bis gar nicht von russischem Gas abhängig seien.

80 Prozent kommt aus Russland

Für Kärnten wäre ein Embargo sehr problematisch, immerhin beziehe man 80 Prozent des Gases aus Russland, so Springer: „Das kann kurzfristig nicht ersetzt werden. Das größte Problem in Kärnten besteht bei der Grundstoffindustrie wo Hochtemperaturprozesse mit Gas ausgeführt werden. Wenn die Unternehmen kein Gas mehr bekommen, stehen sie still.“

Volkswirtin Anna Kleissner vom Wirtschaftsforschungsinstitut econmove errechnete die Konsequenzen im Falle eines Gasembargos für die Kärntner Wirtschaft. Wenn Prozesse mit über 200 Grad nicht mehr durchgeführt werden, wären vier Sektoren mit rund 11.000 Arbeitsplätzen betroffen. Für jede Woche ohne Arbeit bedeute das einen Rückgang der Wertschöpfung von 21,2 Millionen Euro in den Betrieben, dazu kommen Zulieferer und Vorleister mit Rückgängen im Wert von acht Millionen Euro.

Ersatzenergie jahrelanger Prozess

Das große zukünftige Ziel der Industrie sei es natürlich, so autark wie möglich von Umfeldlieferanten zu werden, sei es über Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft oder Wasserstoffanlagen, so Springer. Bis die Kärntner Industrie von Gas unabhängig sei, würde das schon jetzt drei bis fünf Jahre dauern. Bei Genehmigungsverfahren von aktuell bis zu acht Jahren im industriellen Bereich, sei man aber noch während der Fertigstellung einer Anlage schon gar nicht mehr am neuesten Stand der Technik.