Blick durch das Fernrohrt
Astronomische Vereinigung
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Wissenschaft

Sternwarte Klagenfurt mit seltenem Gerät

Die Sternwarte auf dem Klagenfurter Kreuzbergl hat die Saison etwas später als sonst eröffnet. Grund waren Reparaturarbeiten an einem seltenen Gerät: Das Fernrohr ist ein Coude-Refraktor, das die Beobachtung ohne Positionswechsel des Beobachtenden erlaubt. Ein Einzelstück, das vor 60 Jahren für Klagenfurt gebaut wurde.

Die Sternwarte Klagenfurt startete heuer erst Anfang Mai in die neue Führungssaison, einen Monat später als üblich. Kurt Anetzhuber von der Astronomischen Vereinigung Kärnten sagte dazu, die Vorbereitungsarbeiten seien diesmal etwas umfangreicher gewesen: „Wir hatten ein Problem mit unserer Fernrohrsteuerung, die wurde über den Winter erneuert. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten hat sich das alles um vier Wochen verzögert. Jetzt ist aber alles fertig.“

Teleskop der Klagenfurter Sternwarte
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Das Einzelstück in Klagenfurt

Die Steuerung sei nötig, weil es ja nicht reiche, einfach auf den Himmel zu schauen, so Anetzhuber: „Der Himmel ist nicht statisch und ruhig, sondern er bewegt sich. Das merkt man nur über einen längeren Zeitraum, aber im Fernrohr sieht man es sofort. Wir müssen die Drehung des Planeten mit dem Fernrohr ausgleichen, es muss sich entgegengesetzt zur Erdrotation bewegen, damit die Objekte immer im Gesichtsfeld sind.“

Als Volkssternwarte konzipiert

Der Coude-Refraktor ist ein sehr spezielles Gerät, es gebe davon nur drei Stück, so Anetzhuber. Eines steht in Klagenfurt, eines in einem deutschen Gymnasium und eines sei in der Zwischenzeit verschrottet worden: „Die Geräte sind jetzt um die 60 Jahre alt. Es war eine belgische Firma, die sie gebaut hat und das in Klagenfurt war eine Einzelanfertigung.“

Es gebe dafür mehrere Gründe, dass so ein seltenes Stück in Klagenfurt stehe. So sei die Klagenfurter als Volkssternwarte konzipiert. Vom Konzept her stehe sie der Öffentlichkeit zur Beobachtung des Himmels zur Verfügung, vor allem mit dem freien Auge. Man habe hier immer denselben Platz, wo man reinschaue. „Bei einem normalen Fernrohr, wie es heute gängig ist, muss man auf eine Leiter steigen, wenn das Fernrohr zum Horizont schaut. Wenn es zum Zenit schaut, muss man sich drunter hineinlegen und das ist unbequem.“

Sternwarte in Klagenfurt

Optisch aufwendiges System

Das Coude-System erlaube es hingegen, immer an derselben Stelle hineinzuschauen. Der Nachteil sei, dass es ein optisch aufwendiges System sei. Das Licht, das über die Linse hinein scheine, werde dreimal über Spiegel gelenkt. Außerdem könne man mit einem Coude-Refraktor keine Astrofotographie betreiben. Wenn man einen Fotoapparat mit einer Belichtungszeit von drei Stunden anhänge, würde sich das Bild im Okular drehen und man hätte nur noch Striche, so Anetzhuber.

Welche Hilfsmittel bei den Führungen noch zum Einsatz kommen hängt von mehreren Faktoren ab: Von der Uhrzeit der Führung, der Anzahl der Besucher und von dem Objekt am Himmel, das man beobachten möchte: "Wir haben einen Binokular oben, einen Riesenfeldstecher, den man nicht mit der Hand halten kann, weil er so schwer ist, er hat eine eigene Halterung. Es gebe auch noch mehrere Fernrohre und Teleskope, die bei mehreren Besuchern auf der Plattform aufgebaut werden.

Sternwarte in Klagenfurt

„Aschgraues“ Mondlicht ist Doppelreflexion

Das Programm der Sternwarte wird von den Sternen und Planeten vorgegeben. Denn man will auf der Sternwarte keine Filme oder Bilder zeigen, sondern nur, was man live am Himmel sehen kann, ob mit oder ohne Hilfsmittel, sagte Anetzhuber. Die erste Führung am 4. Mai im heurigen Jahr beschäftigt sich mit Merkur und Mond. Man werde an diesem Tag das aschgraue Mondlicht sehen, das heißt, neben der Mondsichel sehe man ein schemenhaftes Gebilde.

"Woher kommt das: „Es ist eine Doppelreflexion. Der Mond leuchtet ja nicht selbst, sondern wird von der Sonne beschienen. Auch die Erde wird von der Sonne beschienen. Wenn nun der Mond eine ganz schmale Sichel ist, sieht man das Licht, das von der Sonne zur Erde, von der Erde zum Mond und vom Mond zurück zur Erde reflektiert wird.“

Merkur erscheint Ende April

Den Merkur kann man ab Ende April bis etwa zum 8. oder 10. Mai sehen. Er ist kurz nach Sonnenuntergang das hellste sternförmige Objekt im Westen. Anetzhuber hat Tipps, wie man ihn finden kann: „Sie brauchen im Westen einen tiefen, freien Horizont. Aus dem Stadtgebiet geht es gar nicht, da sind die Häuserschluchten im Weg. Auf dem Kreuzbergl sieht man ihn Anfang Mai, wenn der Himmel klar ist.“

Im Mai beschäftigen sich die Führungen unter anderem noch mit den Mondkratern und Mondmeeren, den Tierkreiszeichen, dem Polarstern und dem großen Wagen, Galaxien im Sternbild Löwe, Chaos und Ordnung am Sternenhimmel und den Entfernungen im Kosmos. In nächster Zukunft werden sich etliche der Hauptakteure im Sommer leider etwas rar machen: "Jupiter und Saturn verabschieden sich zunehmend und tauchen erst in acht Jahren wieder in günstiger Position im Sommer auf.

Führung auf der Sternwarte
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Warum schließt die Sternwart im Winter: Die Sternwarte könne nicht geheizt werden, denn dann sehe man wegen der Turbulenzen der warmen Luft nichts mehr, so Kurt Anetzhuber.