Viele Türen blieben zu, als das ORF_Team kam, nur ein paar trauten sich, vor der Kamera zu sprechen, zu tief sitzt der Schmerz. Was in der Heimat passiert, können viele noch gar nicht fassen, fast alle mussten sich von Brüdern, Vätern und Ehemännern verabschieden, als ihre Flucht Richtung Österreich begann.

Jetzt ist Friesach ihr zu Hause. Viktoria, eine IT-Expertin aus Odessa am Schwarzen Meer, ist froh, in Sicherheit zu sein: „Wir versuchen zumindest, die Zeit zu genießen, obwohl jeder Tag beginnt mit dem Lesen der Nachrichten, weil wir wissen wollen, wie es unseren Familien geht und ob unsere Städte überhaupt noch existieren.“
Telefonate könnten abgehört werden
Viktoria und die anderen werden allerdings angehalten, am Telefon mit ihren Familien in der Ukraine nicht über zu viele Details zu sprechen, da die Gespräche abgehört werden könnten. „Wir werden aufgefordert, nicht über genaue Ortsangaben zu sprechen, wenn wir in den Nachrichten sehen, wo ein Gebäude getroffen oder gar zerstört worden ist. Meine Mutter gibt mir immer Hinweise, was passiert, ohne genaue Angaben zu machen“, so Viktoria.

Auch Janina und ihre Mutter Ina aus Schytomyr, einer heftig umkämpften Stadt westlich von Kiew, nahmen allen Mut zusammen und erzählten, dass ihr Vater und Ehemann, der vor drei Monaten noch als Unternehmer mit Autoteilen gehandelt hatte, jetzt an der Front kämpft. „Mein Mann hat jetzt keine Möglichkeit, an seine Arbeit zu denken, er hat sich freiwillig gemeldet, und verteidigt unser Land“, so Ina.

Ein Leben weit weg von zu Hause wurde ihnen von der Caritas in Friesach ermöglicht. Es ist das erste Grundversorgungsquartier, in dem die Versorgung, Unterbringung und medizinische Hilfestellung für alle 28 Kriegsflüchtlinge gewährleistet ist. Quartierbetreuerin Judith Till ist bemüht, allen Abwechselung zu bieten, und auch Friesach kennenzulernen. „Wir schauen, welche Ausbildungen da sind, welche Ressourcen haben sie, was bringen sie mit, das man auf das achtete, was man irgendwie stärken kann“, so Till. Der gemeinsame Wunsch, der 28 Kriegsflüchtlinge sei es, so schnell wie möglich, wieder in die Ukraine zurückzukehren, um ihre Heimat wieder aufzubauen.
Caritas-Quartier für Flüchtlinge
In Friesach wurde das erste Grundversorgungsquartier für Ukraine-Flüchtlinge eröffnet. 28 Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder, werden dort betreut.
Integration möglich machen
Der Start für die Flüchtlinge in dem Quartier sei laut Caritas sehr gut verlaufen. „Ich glaube, dass es so ist, dass die Hausgemeinschaft lebt, die Menschen fühlen sich vor Ort sehr wohl. Wir versuchen, eine gute Alltagsstruktur hineinzubringen. Wir werden Deutsch-Kurse anbieten, wir machen die ersten Gemeinschaftstätigkeiten. Wir planen, gemeinsame Kulturabende zu veranstalten oder gemeinsam zu kochen. Wir spüren, dass die Menschen etwas machen wollen, sie wollen arbeiten, ihre Kinder integrieren und sie fragen sehr stark wie es weitergeht“, so Christian Eile von der Caritas.