Landwirtschaftskammer Präsident Siegfried Huber mit Moderator Bernd Radler
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Wirtschaft

Huber: „Schweinemastskandal ist Einzelfall“

In den vergangenen Tagen wurden mehrere Schweinemastbetriebe entdeckt, bei denen verletzte und kranke Schweine gefunden wurden. Dadurch wurden die Rufe nach Änderungen laut. Das sei aber nicht der Standard, betonte Landwirtschaftskammer Präsident Siegfried Huber am Freitag im Kärnten Heute Gespräch mit Moderator Bernd Radler.

„Wirklich von einem Skandal kann man da nicht reden“, sagte Landwirtschaftskammer Präsident Siegfried Huber. Die Aktivisten seien in den Stall rechtswidrig eingebrochen. Die Bilder könne man zwar nicht entschuldigen, bei einem Einzelbetrieb könne man die Zustände allerdings nie wirklich in den Griff bekommen, betonte Huber.

„Aktion der Aktivisten nicht geduldet“

Huber sagte auch, dass Aktivisten in zwei weitere Betriebe eingebrochen seien. „Kein Mensch würde auf die Idee kommen bei ihnen zuhause einzubrechen und schauen, ob die Kinder und das Haus in Ordnung ist“, sagte Huber. Solche Aktionen könne man nicht dulden aber auch die Bilder wolle man so nicht entschuldigen. Als Landwirtschaftskammer sei man da, um zu beraten und um Mitglieder zu unterstützen. Man müsse auch besser werden, um solche Situationen zu vermeiden.

Konsumenten setzen immer mehr auf heimisches Fleisch mit dem AMA Gütesiegel nach diesem Skandal stellen sich viele die Frage, wie die Situation in dem jeweiligen Stall sei. Man habe aber tausende Betriebe, die ordnungsgemäß arbeiten und deshalb solle man das beste Gütesiegel nicht in Misskredit bringen, sagte Huber.

Landwirtschaftskammer Präsident Siegfried Huber
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Schweinehaltung schwer zu ändern

Landes-Tierschutzreferentin Beate Prettner forderte ein gesetzliches Verbot der umstrittenen Vollspaltenböden, die für Schweine eine Qual sein sollen. Man könne diese gesetzliche Forderung zwar stellen, sollte aber aus Vergangenen Beispielen lernen. „Die Käfighaltung der Hühner haben wir national verboten. Was ist passiert? 600 Millionen Eier werden jährlich aus Käfighaltung nach Österreich importiert“, sagte Huber.

Man müsse das Thema größer anschauen. „Sollte jemals eine andere Tierhaltung bei Schweinen kommen, dann geht das nur europaweit“, so Huber. Ansonsten werde billiges Fleisch aus dem Ausland importiert und die heimischen Bauern können dann nicht mehr produzieren.

Direktvermarkter weiterhin gefragt

Viele Menschen setzen seit der Coronakrise auf Direktvermarkter, mehr dazu in Kontakt zu Direktvermarktern gefragt. Huber sagte, dass man alles daransetzen werden, dass weiterhin zu promoten und den Bauern zu unterstützen. Man wisse auch aus einer Studie, dass jedes Prozent mehr an heimischen Lebensmitteln den Kärntner Bauern 3,6 Millionen Euro mehr an Einnahmen und dem Land Kärnten acht Millionen Euro bringt. Zusätzlich würden dadurch 300 Arbeitsplätze geschaffen werden und die Regionalität müsse das Ziel sein, sagte Huber.

„Handel muss großzügiger sein“

Mittlerweile springen auch große Konzerne auf diesen Zug auf und haben Regale mit regionalem Lebensmittel. Huber sehe das aber nicht als Konkurrenz, denn der Preis werde direkt mit den Bauern verhandelt und der Bauer liefere nur, wenn der Preis gut ist.

Man müsse den Handel aber auch ein wenig in die Pflicht nehmen. „Wenn 100 Euro in die Lebensmittel ausgegeben werden, dann kommen 3,67 Euro bei den Landwirten an“, sagte Huber. Das sei zu wenig und da könnte der Einzelhandel auch etwas großzügiger sein, so Huber.

VGT: Kein Einbruch

Mit seinem Auftreten bei Kärnten heute habe Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber mehr als bestätigt, dass der Verein gegen Tierfabriken mit seiner Kritik an der Landwirtschaftskammer exakt richtig liege, so David Richter vom VGT in einem Schreiben an den ORF Kärnten.

Die Tierschützer stellten ebenso klar, dass es sich bei dem Fall nicht um einen Einbruch gehandelt habe, sondern maximal um Besitzstörung. Sie würden von der Landwirtschaftskammer kriminalisiert, weil sie sich für ein Verbot der Beton-Vollspaltenböden einsetzen.