Schweine mit abgeschnittenen Schwänzen
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Wirtschaft

Verletzte Tiere in Schweinemastbetrieben

Erst vergangene Woche haben verstörende Bilder aus einem Kärntner Schweinemastbetrieb für Aufregung gesorgt. Nun gerieten neuerlich zwei Kärntner Betriebe mit AMA-Gütesiegel in das Visier des Vereins gegen Tierfabriken. Auch die SPÖ fordert erneut ein Ende der Vollspaltenböden.

Dem Verein gegen Tierfabriken wurden Videos aus den beiden betroffenen Schweinemastbetrieben in den Gemeinden St. Andrä und Poggersdorf zugespielt, die verletzte Tiere wieder einmal auf Vollspaltenböden zeigen. In beiden Betrieben werden über tausend Tiere gehalten.

Schwänze schon im Ferkelalter abgeschnitten

David Richter vom Verein gegen Tierfabriken sagte gegenüber dem ORF Kärnten, man sehe auf den Videos Betriebe, wo die Schweine sehr dicht gedrängt gehalten werden. „Allen Schweinen wurden schon im Ferkelalter die Schwänze abgeschnitten, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen sollen. Das passiert trotzdem. Unserer Ansicht nach ist das genauso Tierquälerei. Diese Haltungsform sollte verboten werden.“

Laut Richter würden die Tiere außerdem in reizarmer Umgebung leben. Sie hätten auch keinen Auslauf ins Freie. Kurzfristig wünscht sich der Verein, dass die Betriebe den Tieren mehr sogenanntes Beschäftigungsmaterial, also Holzstücke oder Stroh, zur Verfügung stellt, damit sich die Schweine nicht gegenseitig verletzen.

Verordnung für Vollspaltenböden falsch ausgelegt?

Viele Bauern wollen wohl etwas an der Haltung ändern, also vom Vollspaltenboden wegkommen. Laut Richter stehen sich aber Gesetz und eine dazu erlassene Verordnung im Weg. Von der burgenländischen Landesregierung wurde laut Richter vor einiger Zeit eine Normen-Feststellungsklage eingebracht: „Sie liegt schon beim Tierschutzminister am Tisch. Vom Verfassungsgerichtshof wird geprüft, ob diese Verordnung dem Gesetz entspricht. Ziel dieser Prüfung könnte sein, dass man feststellt, dass das Gesetz eigentlich falsch ausgelegt wurde und die Vollspaltenböden zu tierfreundlicheren Haltungsformen umgebaut werden müssen.“

Laut dem Verein gegen Tierfabriken leben in Österreich zwischen 60 und 80 Prozent der Schweine auf Vollspaltenboden, dicht gedrängt, ohne Auslauf und ohne Stroheinstreu. Die beiden neuen Fälle beschreiben laut Richter eigentlich nur die übliche Situation.

LWK sieht Verantwortung bei Konsumenten

Laut der Landwirtschaftskammer Kärnten sei es nicht möglich, die Zuordnung der online gestellten Videos zu zwei Kärntner Betrieben zu verifizieren. Die gezeigten Bilder seien auch nicht mit jenen aus der Vorwoche aus einem anderen Betrieb vergleichbar. Laut Kammer sei es der Konsument, der die Entscheidung in der Hand habe. Wenn Mehrinvestitionen für mehr Tierwohl auch bei den Erzeugerpreisen abgegolten werde, werde sich kein Landwirt dagegen verwehren, diese umzusetzen.

Prettner fordert Verbot von Vollspaltenböden

Tierschutzreferentin Beate Prettner (SPÖ) reagierte am Dienstag in einer Aussendung auf die neuerlichen Vorwürfe: „Solange sich die gesetzlichen Grundlagen nicht ändern, werden wir immer wieder mit Situationen konfrontiert werden, wo Schweine dicht an dicht auf Vollspaltenböden zusammengepfercht sind.“ Seit Jahren forderte sie ein Verbot von Vollspaltenböden. Sie hätten nichts mit Tierschutz zu tun. Auch das Platzangebot sei dringend zu erhöhen. Ein Quadratmeter pro Schwein wäre das Minimum, besser wären 1,2 Quadratmeter. Das Gesetz sieht aktuell 0,7 Quadratmeter vor, das sei eindeutig zu wenig und inakzeptabel.

Ebenso habe sie bereits im Vorjahr einen Antrag auf ein generelles Verbot des Schwanzkupierens eingebracht. „Doch auch dieser Antrag wurde auf die lange Bank geschoben.“ Prettner wendet sich nun mit einer schriftlichen Anfrage an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und den für Tierschutz zuständigen Minister Johannes Rauch (Grüne).