Spodumen von Darra-i-Pech in Afghanistan
Wissenschaft

Mineral des Jahres: Lithiumerz Spodumen

Spodumen, das Mineral des Jahres 2022, besteht aus den chemischen Elementen Aluminium, Sauerstoff, Silizium und Lithium. Besonders begehrt ist Lithium, das für Elektronikgeräte benötigt wird. In Kärnten kommt Spodumen in großem Ausmaß im Koralpengebiet vor.

Spodumen (Betonung auf letzter Silbe) ist eines der wichtigsten Lithiumerze. In der Glas- und Keramik-Industrie wird es als Zuschlagstoff zu Rohprodukten für die Herstellung von Glaskeramikkochfeldern, Faserglas oder Sanitärkeramik verwendet. Auch zu Schmuck lassen sich die Steine verarbeiten. Rosa-violetter Spodumen wird als Kunzit bezeichnet, die grünliche Varietät als Hiddenit.

Akkus und Spodumenquarz
Robert Krickl
Je mehr Akkus benötigt werden, desto mehr Lithium braucht man

„Welt kommt nicht ohne Lithium aus“

Der Erd- und Materialwissenschaftler Robert Krickl ist Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Mineral des Jahres“. Er sagte, Lithium werde immer interessanter, jedes Gerät, das Akkus verwende, habe Lithium in sich. Lithium liefere die Energie für mobile Geräte. Auf der ganzen Welt wurde und wird daher nach Lithium gesucht und der Bedarf wird in Zukunft wahrscheinlich noch massiv steigen, so Krickl. Die Welt komme nicht ohne Lithium aus: „Wenn wir wirklich die Grüne Wende durchziehen wollen, die wir machen müssen, um dem Klimawandel entgegen zu wirken, werden wir um ein Vielfaches mehr Lithium benötigen. Man denke an die E-Mobilität, an die Speicher vor Solaranlagen, Windkrafträder usw.“

Robert Krickl
Robert Krickl
Robert Krickl

Eines der größten Vorkommen

Es gebe mehrere Möglichkeiten, dieses Metall zu gewinnen, eine der interessantesten sei aber die, es aus dem Mineral Spodumen zu gewinnen, so Krickl. Spodumen ist zwar eher selten, es gibt aber einige Orte in der Welt, wo es so reichlich vorkommt, dass es abgebaut werden kann: „Da sind wir in Österreich in der außergewöhnlichen Lage, dass sich eines der größten europäischen Vorkommen an der Grenze von Kärnten zur Steiermark befindet.“ Auf der Koralpe in der Weinebene werde der künftige Abbau schon lange vorbereitet.

Spodumenader
Robert Krickl
Spodumenkristall

Klassischer Bergbau zur Gewinnung

Die Hauptabbaugebiete befinden sich jedoch in Südamerika und Australien: „Es ist nicht im Sinne des Klimafußabdruckes, die Erze um die ganze Welt zu verschiffen. Wir haben vor der Haustüre interessante Vorkommen, die, aus Spodumen gewonnen, einige Vorteile gegenüber denen aus Südamerika haben. Diese werden – einfach gesagt – aus Wasser gewonnen.“ Dort wird Wasser abgesaugt und es kann dadurch zu humanitären Problemen kommen. Insgesamt sei der lokale Abbau ein Zukunftsthema, so Krickl.

Die Spodumen- bzw. Lithium-Vorkommen befinden sich im Inneren der Koralpe untertage, so Krickl. Es werde ein Stollen in den Berg getrieben, man sehe an der Erdoberfläche nichts davon. Man könne den Bedarf für E-Mobilität mit dem derzeitigen Abbau nicht decken, man brauche neue Fundstätten.

Lila Kunzit im Achteck geschliffen und klarer Hiddenit im Antikschliff
Kunzit (links) im Achteck- und Hiddenit (rechts) im Antik-Schliff

Einsetzbar in vielen Bereichen

Spodumen sei sehr vielfältig, so Krickl: „Zur Herstellung von Schmiermitteln, Keramiken, im Kochbereich, auch in der Medizin spielt es eine Rolle.“ Spodumen sei auch für die Wissenschaft wichtig, so Krickl. Man könne durch die Minerale lernen, wie der Untergrund entstanden sei, das sei noch gar nicht so bekannt. Mit Spodumen werde in Österreich an der Geologischen Bundesanstalt wegweisende Forschung betrieben. In Kürze werde man publizieren, wie diese Lagerstätten entstanden seien. „Wenn man weiß, wie sie entstehen, kann man künftig besser danach suchen, um lokaler abzubauen.“ Andererseits habe der Mensch gelernt, die Kristalle künstlich nachzubauen: „Wir lernen von der Natur, auch da spielt Spodumen eine wichtige Rolle für Materialien.“

Außerdem wird Spodumen auch als Schmuck verwendet. Es gibt ihn in verschiedenen Farben. Rosa, grüne, gelbliche Varietäten seien seit über 100 Jahren beliebt.

Lilafarbener Spodumen
Robert Krickl
Lilafarbener Spodumenkristall

Größte Kristalle der Welt

Spodumen besteht aus den chemischen Elementen Aluminium, Sauerstoff, Silizium und Lithium, so Mineraloge Krickl. Die Kristalle können, im Gegensatz zu anderen, sehr groß werden, Zentimeter, sogar Dezimeter groß. Weltweit habe man auch schon Kristalle gefunden, die bis zu 15 Meter groß seien. Das Mineral des Jahres 2022 könnte man sogar selbst in Steinen finden. Es gebe von der Geologischen Bundesanstalt einen Exkursionsführer, der zu so genannten Aufschlüssen führt. Dort kann man sich in Steinen am Wegesrand Spodumene anschauen.