Gesundheit

Probleme im Primärversorgungszentrum

Mehr Arbeit aber weniger Geld als in Einzelordinationen lautet das Dilemma, mit dem die Ärzte im ersten Primärversorgungszentrum zu kämpfen haben. Ein Jahr nach der Eröffnung können sie verstehen, warum niemand sonst bereit ist, ein Zentrum zu eröffnen. Von Politik und Ärztekammer fühlen sie sich im Stich gelassen.

Das Medineum in der Klagenfurter St. Veiter Straße ist das erste und bsiher einzige Primärversorgungszentrum in Kärnten. Etwa 300 Patienten werden hier jeden Tag von drei Allgemeinmedizinern behandelt, von 7.00 bis 19.00 Uhr. Es hätte ein Vorbild für ganz Kärnten werden sollen, doch es sei mittlerweile auch eine gewisse Abschreckung anderen Ärzten gegenüber.

„Mehr Geld nötig“

Es müsse 30 Prozent mehr geleistet werden als in einer Einzelordination, dafür gebe es aber um 25 Prozent weniger Einkommen, sagte einer der Ärzte, Manuel Treven: „Es bräuchte 25 bis 30 Prozent mehr Geld und Ressourcen, um den Betrieb abzudecken. Es brauche ja auch mehr Personal bei den Assistentinnen. Wir vertreten einander auch gegenseitig im Urlaub, das muss man auch berücksichtigen.“

Von Politik und Ärztekammer fühlt er sich im Stich gelassen. Das überrascht Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), die auf eine Anschubfinanzierung in den ersten zwei Jahren für das Medineum als Vorbildmodell in Kärnten verwies: „Das Medineum erhält in den ersten 24 Monaten 1,1 Millionen Euro vom Kärntner Gesundheitsfonds.“

„Nicht für jeden geeignet“

Der Klagenfurter Orthopäde Wilhelm Kerber ist in der Ärztekammer für die niedergelassenen Ärzte zuständig. Der Kurienobmann verwies auf den Pilotbetrieb des ersten Primärversorgungszentrums. Dementsprechend sei man auch in ständigen Gesprächen, worauf auch Prettner hinwies. Die Rahmenbedingungen müssten jedenfalls neu angepasst werden, sagte Kerber. Aber es gebe mehr Gründe, warum sich Ärzte nicht um ein Primärversorgungszentrum reißen: „Ich glaube, viele Kollegen schauen sich das einmal hin, ob das für sie tauglich wäre.“ Viele fühlen sich in einer Einzelpraxis wohler, man unterliege da weniger Zwängen als in den größeren Konstrukten.

Das Land wollte eigentlich bis Ende des Jahres fünf Primärversorgungszentren im Land. Das Ziel bleibe gleich, nur der Zeithorizont habe sich nicht zuletzt wegen der Pandemie ausgedehnt, sagte Prettner.

ÖGK: Zeitnahe Ausschreibung für Villach

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) teilte in einer Aussendung mit, dass der Ausbau von Primärversorgungseinheiten weiterhin einen großen Stellenwert einnehme. Die Erfahrung würde zeigen, dass diese Versorgungsform sowohl für Patientinnen und Patienten, als auch für Vertragspartnerinnen und Vertragspartner sehr zufriedenstellen sei. In Kärnten gebe es bis dato eine Privatversorgungseinheit in Klagenfurt, vier weitere sind bis 2025 geplant. Das sei im Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) mit dem Land Kärnten vereinbart. Die Finanzierung sei gesichert. Man sei zuversichtlich, zeitnah mit der Ausschreibung für Villach starten zu können, so die ÖGK.