Gewaltschutzzentrum
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Chronik

Caritas: Häusliche Gewalt nimmt zu

Am Wochenende ist es vermehrt zu Gewalt an Frauen gekommen. Drei Männer misshandelten ihre Partnerinnen und mussten von der Polizei mit einem Betretungs- und Annäherungsverbot belegt werden. Laut Caritas gab es um 30 Prozent mehr Beratungen, die dabei helfen sollen, Aggressionen unter Kontrolle zu bringen.

Seit einem halben Jahr betreut die Caritas im Rahmen der Beratungsstelle für Gewaltprävention Gefährder, also Männer, aber auch Frauen, die gewalttätig wurden und von der Polizei mit ihrer Anzeige auch eine behördliche Wegweisung erhielten. Statistiken zufolge geht Gewalt in 90 Prozent der Fälle von Männern aus.

Häusliche Gewalt nimmt zu

Am Wochenende ist es vermehrt zu Gewalt an Frauen gekommen. Drei Männer misshandelten ihre Partnerinnen und mussten von der Polizei mit einem Betretungs- und Annäherungsverbot belegt werden. Laut Caritas gab es um 30 Prozent mehr Beratungen, die dabei helfen sollen, Aggressionen unter Kontrolle zu bringen.

Ursula Luschnig ist Bereichsleiterin für Menschen in Krisen. Sie arbeitet derzeit an der Statistik für das Jahr 2021. Die Zahlen werden noch diese Woche an das Innenministerium übermittelt. Das Ergebnis überrascht auch die Expertin bei der Caritas: Es gab um 30 Prozent mehr Fälle, und damit Beratungen, als ursprünglich angenommen. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen von Beratungsstellen in anderen Bundesländern habe gezeigt, dass es überall zu einer Zunahme gekommen sei.

Ursula Luschnig Caritas-Bereichsleitung „Menschen in Krisen“
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Ursula Luschnig

Mehr Druck und Stress in Familien

Die genauen Ursachen werden noch eruiert. Einerseits sei die Steigerung wohl auf eine vermehrte Sensibilisierung zurückzuführen. Auch die Pandemie habe laut Luschnig aber dazu beigetragen, dass es zu mehr Druck und Stress innerhalb der Familien gekommen sei.

In Summe gab es von 1. September bis 31. Dezember 235 Wegweisungen und Betretungsverbote, die Beratungen nach sich zogen. Fünf Fälle davon wurden aus anderen Bundesländern nach Kärnten überwiesen. Warum es ausgerechnet am vergangenen Wochenende zu einer Häufung der Fälle kam, lasse sich nicht sagen. Die Caritas bekommt von der Polizei alle aktuellen Fälle übermittelt und nimmt dann Kontakt mit dem Gefährder bzw. der Gefährderin auf. Die Beratung muss dann binnen eines halben Jahres absolviert werden.

App stiller Notrof
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Handy-App für stillen Notruf

Verantwortungsübernahme als großes Thema

In den seit 1. September vorgeschriebenen sechs Stunden könne sich zwar viel im Bewusstsein eines Gefährders tun. Am Anfang haben aber die Wenigsten ein Einsehen. Luschnigs Erfahrung zeigt, dass manche Betroffenen anrufen und sagen, dass sie nichts getan hätten und es sich um eine Verwechslung handle. Viele seien auch sehr betroffen, dass die Polizei einschreiten musste. Vielfach würden die eigenen Taten auch verharmlost. „Das ist eine große Strategie von Tätern. Wir versuchen, dass die Menschen die Verantwortung für das, was sie getan haben, übernehmen.“ Die Verantwortungsübernahme sei generell ein großes Thema bei den Beratungen.

Männerberatung Klagenfurt
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Bei der Männerberatung lernen die Betroffenen, ihre Gedanken und Emotionen zu benennen

Den Gefährdern werde dabei gezeigt, andere Lösungen und Auswege aus spannungsgeladenen Situationen zu finden. Erfolge zeigen sich daran, wenn eine Person nicht mehr bei der Beratung auftaucht. Rückfälle seien aber nicht auszuschließen, so die Experten.

Reaktion

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte in einer Aussendung verstärkte Gewaltschutz-Maßnahmen und mehr finanzielle Mittel dafür auch in Kärnten. Gewaltprävention müsse es bereits ab dem Kindergarten geben. Als positiven Schritt bezeichnete er die Einführung der Gewaltambulanzen.