Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung bei Frauen. Damit verbunden ist nicht nur die Angst vor der Krankheit selbst, sondern auch die Angst davor, die eigene Identität zu verlieren und nicht mehr als „richtige Frau“ gesehen zu werden. In Kärnten erkranken pro Jahr etwa 500 Frauen an Brustkrebs. Rund 80 Prozent davon können durch diverse medikamentöse Therapien die Brust behalten.
Bis zu 150 Entfernungen pro Jahr
Bei 20 Prozent müsse die Brust aber entfernt werden, sagte Primarius Klaus Unterrieder, Leiter der Abteilung für Gynäkologie in der Privatklinik Villach: „Wenn man davon ausgeht, dass – auf Kärnten umgemünzt – im Rahmen von Brustkrebserkrankungen ca. hundert bis 150 Brustentfernungen notwendig sind, so schätze ich, dass ungefähr 50 Prozent der Frauen den Wunsch äußern, sie wieder aufgebaut zu bekommen.“
Der Experte kennt aus Erfahrung den psychologischen Wert dieses Schritts: „Ich denke, das ist etwas für Selbstbild und Selbstbewusstsein. Wenn man sich vorstellt, dass man sich jeden Tag in der Früh nach dem Duschen im Spiegel ansieht, gehört das eigentlich zur Integrität der Frau dazu, dass sie zwei ansehbare Brüste hat, wenn sie schon von so einer Erkrankung betroffen war.“
Rekonstruktion von Brustwarze und Warzenhof möglich
Wenn es onkologisch notwendig ist wird die Haut mit dem gesamten Drüsengewebe entfernt. Dann ist es möglich, auch Brustwarze und Warzenhof wieder herzustellen, so Unterrieder: „Die Brustwarze kann man rekonstruieren, indem man einen kleinen Hautlappen von der Haut vor Ort verwendet oder die Hälfte der Brustwarze der anderen Seite, wenn die Brustwarze entsprechend groß ist.“ Es könne auch Haut der Labien, der Schamlippen der Frau, dafür herangezogen werden. Für die Rekonstruktion des Warzenhofes werde Farbe verwendet, die entweder durch Permanet Make Up oder eine Tätowierung aufgetragen werde.
In enger Abstimmung mit Kundin
Elisabeth Leopold beschäftigt sich seit 15 Jahren in ihrem Schönheitssalon in Klagenfurt mit Permanent Make Up im medizinischen Bereich: „Nach der Vorzeichnung wird die Erstpigmentation gemacht. Das dauert ca. eine Stunde. Vier Wochen später gibt es eine Kontrollbehandlung und man schaut, ob die Farbe so gehalten hat, wie wir uns das vorstellt haben oder ob wir noch dunkler oder größer werden können.“
Ihre Mitarbeiterin Denise Devich-Krenz sagte, sie führe vor der Besprechung ein Gespräch mit der Kundin, um ihre Vorgeschichte zu erfahren: „Wir arbeiten immer gemeinsam mit den Patientinnen. Man muss auch ein Grundvertrauen aufbauen. Gerade wenn man ein medizinisches Permanent Make Up macht, spielt Vertrauen eine große Rolle.“ Gemeinsam mit der Kundin werden auch die Farben durchgegangen und ausgewählt, so die Expertin: „Die Untertöne sind ganz wichtig und sie haben auch das Gefühl, aktiv mitgestalten zu können. Das finde ich ganz wichtig.“
Pigmentierung unter oberflächlicher Betäubung
Bevor es mit dem Permanent Make Up losgehe werde die Haut im Bereich der betroffenen Stelle betäubt, erklärte Elisabeth Leopold: „Es wird ein Oberflächenanästhetikum verwendet, also verschiedene Cremen. Die Frauen berichten, dass es sehr gut auszuhalten ist. Nach Operationen ist das Gewebe gewöhnlich ohnehin etwas weniger schmerzempfindlich.“
Bei der Mamillen-Pigmentierung werde die Farbe direkt in die Brustwarze eingeschleust: „Das ist wie in einem Kanal, durch den die Farbe in die Haut gleitet. Durch die schnellen Auf- und Abbewegungen der Nadel wird die Farbe richtig in die Haut hineingearbeitet. Das passiert am Ende sehr sanft.“
Natürlichkeit bis ins kleinste Detail
Wichtig sei, dass alles so natürlich wie möglich aussehe. „Die Brustwarze ist nicht einfach nur ein unterschiedlich gefärbter Hautklecks, sondern man sieht auch die Adern, kleine Wölbungen und dergleichen. All das baue ich mit der Maschine und ein bisschen künstlerischer Freiheit ein, sodass man nicht sieht, dass da etwas gemacht wurde“, so Devich-Krenz.
Farbauffrischung jederzeit möglich
Entscheiden sich Frauen für ein Permanent Make Up nach einer Brust-Operation, müssen sie davon ausgehen, dass die Pigmentierung irgendwann wiederholt werden muss: „Das ist sehr individuell – je nachdem, wie der Kunde das empfindet. Wenn es wieder zu hell ist kann man es nacharbeiten. Es gibt keine genaue Zeitangabe, wann es wieder nötig ist.“
Auch wenn die Farben mit der Zeit verblassen und erneuert werden müssen, gehe es letztendlich um die Kunst, sich mit diesem Kunstwerk wieder voll und ganz als Frau fühlen zu können. Laut Denise Devich-Krenz bleiche die Permanent Make-Up-Farbe, die durch die Kleidung ja verdeckt sei, nicht so schnell aus wie Pigmentierungen im Gesicht: „Sie ist von der Haltbarkeit am Körper her ähnlich wie eine Tätowierung. Prinzipiell sticht man beide Arten in der Dermis, also in der zweiten Hautschicht.“ Es hänge viel von den Pigmenten ab, wie lange das Permanent Make Up sichtbar bleibe.
Arbeit zum Selbstkostenpreis schenkt Lebensqualität
Letztendlich seien die meisten Frauen glücklich über die Resultate: „Viele tun sich davor sehr schwer, sich im Spiegel zu betrachten. Viele erfahren durch Freundinnen, dass es so etwas gibt, dass man sich die Brustwarze permanent pigmentieren lassen kann. Danach hörst du Sätze wie: ‚Ich komme aus dem Schlafzimmer gar nicht mehr heraus.‘ Auch ihre Männer sind begeistert von dem Resultat. Der Kern der Aussage ist immer, dass man Lebensqualität geschenkt hat.“
Die Arbeit erfolge zum Selbstkostenpreis, so Leopold: „Es ist ein Geschenk und uns eine Freude zu sehen, wie sie sich dann im Spiegel betrachten können und wieder glücklich sind.“