Coronavirus

Long Covid kann auch Kinder treffen

Am Verzicht auf Masken an den Sitzplätzen in den Schulklassen wird vom Bildungsminister festgehalten, bis Ostern bleiben die Tests wie gewohnt aufrecht. Die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen beträgt laut AGES rund 4.500, die höchste aller Altersgruppen. Zwei bis fünf Prozent der infizierten Kinder entwickeln Long Covid.

Kinder erkranken an Covid-19 zwar meistens weniger intensiv als Erwachsene, aber mittlerweile werden auch immer mehr Fälle von Long Covid bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert – auch nach leichten Verläufen. Die Symptome sind bei Kindern ähnlich wie bei Erwachsenen. Es sei aber nicht die einzige mögliche Folge einer Covid-19-Infektion, erklärt der Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Villach, Robert Birnbacher.

PIMS oder MIS-C

„Es gibt zwei Folgeerkrankungen des Coronavirus. PIMS oder MIS-C kann auch ohne Zusammenhang mit einer Akutinfektion auftreten und ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf ein Virus, meist zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion. Sie betrifft mehrere Organe und kann auch schwere Herz-Kreislaufprobleme auslösen.“ Sie sei bei rascher Diagnose gut zu behandeln. Betroffen seien davon aber nur rund 0,2 Prozent, so Birnbacher.

Das zweite sei die Long-Covid-Erscheinung wie bei Erwachsenen mit zahlreichen Symptomen wie Kopfweh, Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Muskel- und Gelenkschmerzen, Engegefühl in der Brust, Veränderungen beim Riechen und Appetitverlust. „Also eine Breite an Symptomen, die SARS-Cov-2 zugeschrieben werden.“

Noch zu wenige Studien

Derzeit habe man das Problem, dass die bestehenden Studien ohne Kontrollgruppe durchgeführt worden seien oder nur mit einer geringen Zahl von Patienten und daher sei eine genaue wissenschaftliche Bewertung noch nicht möglich, sagte Birnbacher. Zwei bis fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen könnten betroffen sein, werde vermutet. Birnbacher sagte, von der Definition her beschreiben die meisten Studien Long Covid bei Kindern als Symptome, die nicht länger als zwölf Wochen andauern.

Was man aufgrund der Studienlage vermute, sei, dass die Symptomatik nicht so stark ausgeprägt sei und auch nicht so lange andauere, wie bei Erwachsenen. Man vermutet, dass die Impfung einen gewissen Schutz auch vor Long Covid darstellen könne, das müsse aber weiter und präziser untersucht werden.

Pandemie verursacht auch psychische Folgen

Eine Folge der Pandemie sei aber auch, dass viele Kinder und Jugendliche an Angstzuständen, depressiven Verstimmungen und Depressionen leiden, manche psychischen Belastungen äußern sich auch körperlich. Andererseits können die sehr unspezifischen Symptome auch auf andere körperliche, unter Umständen auch schwere, Erkrankungen hinweisen. Kinder- und Jugendärzte müssen dies sorgfältig abklären. Nicht alles dürfe als Long Covid bezeichnet werden. Differenzialdiagnosen seien sehr wichtig, da Long Covid eben nicht klar abgrenzbar sei, sagte Birnbacher.

Verschiedenste Therapieansätze

Sei aber erst einmal Long Covid diagnostiziert, gehe es darum, eine maßgeschneiderte Therapie zu entwickeln: „Hier muss man die Symptome zunächst ganz genau definieren, dann gibt es meist eine multimodale Therapie. In Abhängigkeit davon, wo es zu Krankheitserscheinungen kommt, ist die Frage, ist eine psychotherapeutische oder psychologische Unterstützung nötig oder eine funktionelle Therapie wie Ergotherapie oder eine Therapie gegen Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit.“ Wenn es um Herz- oder Atemprobleme gehe, wie sie Kinder mit Asthma haben können, gebe es dafür wieder eigene Therapien, so Birnbacher.

Man könne die Patienten auch auf Rehabilitation schicken, sagte Birnbacher, es gebe einige Zentren in Österreich, die sich auf Long Covid vorbereiten.

Mehr Forschung nötig

In Deutschland wird nun an Long Covid bei Kindern und Jugendlichen verstärkt geforscht, weil es nur wenige Daten gibt. Zudem sind die Symptome komplex. In Wien-Ottakring wurde eine eigene Long-Covid-Ambulanz für Kinder und Jugendliche eingerichtet.