Historikerin Alexandra Bleyer
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Chronik

Propaganda als Mittel des Krieges

Menschliches Leid, Zerstörung und Tod prägen derzeit das Geschehen in der Ukraine. Doch Krieg ist nicht nur auf Kampfhandlungen beschränkt. Immer ist es auch ein Informationskrieg, in dem beide Parteien unterschiedliche Ziele verfolgen, erklärt die Kärntner Historikerin und Propaganda-Expertin Alexandra Bleyer.

Propaganda war – ist und wird auch immer ein Krieg der Worte und Welt-Anschauungen sein ist sich die Historikerin Alexandra Bleyer sicher. Auch in der Ukraine werde das einmal mehr deutlich. Der russische Präsident Wladimir Putin handle wie aus einem Lehrbuch für den Informationskrieg: „Mit diesen ganzen Argumenten, es ist ein Manöver von russischer Seite, dem fingierten Rückzug von Truppen bis hin zum Angriff. Auch im Krieg selbst ist Propaganda ein wichtiges Kampfmittel.“

Bücher von Historikerin Alexandra Bleyer
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Bücher von Alexandra Bleyer

Man sehe, wie Putin dieses einsetze, etwa mit der Zensur im Inneren, mit der Informationskontrolle und der Legitimation des Krieges als vermeintliches Selbstverteidigungsmittel. „Sehr wenige Menschen – schon gar nicht im Westen, wo man andere Informationen hat – glauben das. Im Inneren Russlands hilft ihm das aber, seinen Krieg zu legitimieren“, so Bleyer.

Die Kriegswaffe namens Propaganda

Krieg ist nicht nur auf Kampfhandlungen beschränkt. Dieser wird meist lange vorbereitet und auch während des Krieges gibt es den Kampf der Worte. Die Kärntner Historikerin Alexandra Bleyer erklärt die Kriegswaffe namens Propaganda.

Kriegsparteien rittern um Deutungshoheit

Propaganda sei aber nicht nur ein Kampfwerkzeug der Angreifer, sondern aller Kriegsparteien, sagte die Expertin. Auch die Ukraine setze derzeit stark auf das Wortgefecht, beispielsweise mit der Verbreitung von Bildern samt Informationen einer bombardierten Kinderklinik: „Selbstverständlich versucht die Ukraine zu zeigen, was an Leid passiert. Man sieht aber auch die Reaktion der Russen auf diesen Vorwurf, diesen sofort als Fake-News hinzustellen.“ Es heiße von ihrer Seite, niemand habe sich in dem Gebäude befunden oder nur Feinde oder die Ukrainer hätten es selbst beschossen.

„Es wird immer versucht, die Darstellung der Gegenseite mit Worten und Kriegspropaganda zu bombardieren, um die selbst die Deutungshoheit zu erlangen.“

Historikerin Alexandra Bleyer  vor dem Computer
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Die Expertin analysiert Kriegspropaganda

Möglichst ohne Emotionen Informationen hinterfragen

Wenn Informationen bewusst gesteuert, verschleiert oder wie derzeit in Russland schlichtweg verboten werden ist es für die Beobachter schwierig, die Grenze zwischen Wahr und Falsch zu ziehen. Alexandra Bleyer ist es mit ihren Büchern, die unter anderem im Reclam-Verlag erschienen, wichtig, gängige Strategien erkennbar zu machen: „Wichtig ist, dass Propaganda uns beeinflussen soll und eine politische Zielsetzung verfolgt.“

Es gehe darum, kritisch zu hinterfragen, ob Informationen stimmen oder nicht. „Sobald die Emotionen hochkochen – wenn es zum Beispiel Bilder von verletzten Frauen oder Kindern, also den Unschuldigsten des Krieges, gibt – sollte man versuchen, sich nicht in Reaktionen hineintheatern zu lassen, die man später bereut.“

Historikerin Alexandra Bleyer
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Alexandra Bleyer

Donnerstagabend hält Alexandra Bleyer einen Volkshochschul-Online-Vortrag zur Kriegsführung mit Propaganda. Ihr Honorar und der Erlös der Veranstaltung wird an SOS-Nothilfe-Ukraine gespendet.