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Teure Energie: Unterstützung gefordert

Die Treibstoffpreise haben sich fast verdoppelt. Von explodierenden Energiepreisen, die durch den Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland ausgelöst wurden, ist auch Kärntens Industrie massiv betroffen. Mittlerweile ist von existenzbedrohenden Zuständen die Rede, der Ruf nach staatlicher Unterstützung wird laut.

Der volle Tank beim Auto kostete im Sommer bei vielen noch 50 Euro, jetzt liegt der Preis schon im dreistelligen Bereich bei etwa 100 Euro. Massiv betroffen ist auch Kärntens Industrie, die Öl, Gas oder Strom in enormen Mengen verbraucht. So schön die Landschaft in Kärnten ist. Es ist nicht der Tourismus, sondern die Industrie der Wirtschaftsfaktor Nummer Eins im Land. Interviewanfragen des ORF lehnten Kärntner Industriebetriebe zwar ab, doch mit ihrer Branchenvertretung, der Industriellenvereinigung (IV), reden die Betroffenen Unternehmen dann doch.

IV: Verzehnfachung der Energiepreise

Es zeige sich quer durchs Land eine dramatische Entwicklung, sagte IV-Geschäftsführerin Claudia Mischensky: „Wir haben hier Durchschnittswerte und müssen davon ausgehen, dass wir derzeit eine Verzehnfachung der Energiepreise haben und das wirkt sich massiv auf die Unternehmen aus. Wir sehen jetzt auch schon bei den Frühwarnungen an das Arbietsmarktservice, dass steigende Energiekosten auch als Gründe angeführt werden, um zukünftig auf Schwierigkeiten hinzuweisen.“

Schuld an den explodierenden Gas- und Strompreisen sei der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen, aber auch die drohende Gas-Knappheit. Betroffen seien derzeit beinahe alle Betriebe in Kärnten, je nachdem, welche Verträge sie mit ihren Lieferanten im Vorfeld ausverhandelt haben, sagte Mischensky. Der Kärntner Industrie drohe die Luft sehr schnell auszugehen, hieß es, und immerhin sei die Industrie der stärkste Wirtschaftszweig in Kärnten.

Produktionsstillstände drohen

Mischensky: „Durch die massiv gestiegenen Energiepreise drohen zum Teil Produktionsstillstände, weil die Kosten für die Unternehmer einfach nicht mehr zu schaffen sind.“ Und in weiterer Folge seien dann auch Insolvenzen mit dem Verlust von hunderten Arbeitsplätzen möglich, befürchtet die Industriellenvereinigung.

Deshalb forderte die IV-Geschäftsführerin sehr rasche Hilfsmaßnahmen durch die Politik: „Diese Unterstützungsmaßnahmen können in Richtung eines Umsatzersatzes oder in Abfederung von Fixkosten gehen.“ Es seien aber auch Instrumente, wie etwa die aus Covid-Maßnahmen bekannte Kurzarbeit zu überlegen, sagte Mischansky, „jedenfalls braucht es Unterstützungspakete für betroffene Unternehmen“.

Alpacem: Hohe Baukostensteigerungen drohen

In Klein St. Paul fand am Freitag ein Spatenstich für ein sechs Millionen teures Bürogebäude bei der Firma Alpacem statt. Alpacem ist die Zementsparte der Wietersdorfer und wie alle Industriebetriebe von der Explosion der Energiepreise betroffen. Aktuell, sagte Geschäftsführer Bernhard Auer, laufe der Markt noch gut, der Beton werde auf den Baustellen für den Koralm- oder den Karawankentunnel eingesetzt: „Auch für Eisenbahntrassen in Slowenien zum Beispiel ist Beton einfach ein Grundprodukt.“

Die enormen Baukostensteigerungen der letzten Jahre – von zehn bis 20 Prozent – dürften laut Auer aber nur ein Vorgeschmack gewesen sein, auf das, was jetzt noch kommt: „Mit dem Krieg in der Ukraine dürfte sich das rasch verdoppeln.“