Ohne Stahl aus der Ukraine geht auch in Kärntner Industriebetrieben wenig. 70 Prozent des Stahls, den Stahlbau Haslinger benötigt, kommen aus der Ukraine. Der Stahl wird in Italien gewalzt und in Österreich oder Deutschland weiter verarbeitet. Die Lieferungen aus dem durch den Angriff Russlands schwer getroffenen Land können nicht so rasch ersetzt werden, sagte Arno Sorger von Stahlbau Haslinger in Feldkirchen. Hier wird von Usbekistan bis in die Schweiz geliefert.
Es gebe zwar andere Hochöfen in Deutschland oder auch in China, aber sie produzieren derzeit ja etwas anderes: „Die Nachfrage nach allem ist sehr hoch und die Werke haben keine Veranlassung, etwas umzustellen, wenn sie ohnehin voll ausgelastet sind.“
Nachschub für acht Wochen
Für die nächsten sechs Wochen lagern in Feldkirchen noch Stahl und Bleche, zum Beispiel für eine 2.000-Tonnen-Brücke in Düsseldorf oder auch für ein Parkhaus in Berlin. Teile, die millimetergenau zusammengeschweißt und zu den Baustellen geliefert werden. Anhand eines Konstruktionsmodells werden die Platten bestellt, genau in der Menge und Dimension, die nötig seien, so Sorger. „Das haben wir auf Lager, nach eineinhalb Monaten wird es aber hie und da zu Engpässen kommen.“ Man werde nicht untätig warten, man schaue, welche Alternativen es gebe, so Sorger. Aber das gehe nicht von heute auf morgen, weil die Werke nicht auf diese Produktion eingestellt seien.
Nachschub aus Italien
Es könne noch Nachschub aus Italien geben, für maximal weitere acht Wochen und zu höheren Preisen: „Wir können nur schauen und hoffen, dass es schnell vorbei ist.“ An zwei Standorten in Feldkirchen und in Ungarn sind 460 Mitarbeiter beschäftigt. Dass beim Kauf des Stahls noch kein Vertrag in Rubel abgeschlossen wurde, verhindert kurzfristige Preissprünge, der Kursverfall des Rubel wirkt sich erst später aus.
Betriebe werden Kriegsfolgen spüren
Europa und damit auch Kärnten sind in mehrfacher Hinsicht vom Wirtschaftspartner Ukraine abhängig. Es geht um Erdgas, mit dem Industriebetriebe Werkshallen heizen und auch Rohstoffe, die in einigen Wochen zum Teil aufgebraucht sein können.
Lagerhaus: Preise werden steigen
Den Vorteil, mit anderen Konzernen gemeinsam einzukaufen, nutzten die Lagerhäuser in Kärnten schon während der Pandemie. Die Verkaufsräume sind noch voll. Man habe in den Zeiten der Pandemie schon gelernt, nicht alles zu jeder Zeit zu bekommen. Trotzdem werden den Krieg nun indirekt alle spüren, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Hubert Schenk vom Lagerhaus.
Die Preise werden steigen, auch die Inflation werde steigen, damit werde man sich auseinandersetzen müssen. Viel schlimmer sei aber das Menschliche, das in der Ukraine passiere, sagte Schenk. Die Wirtschaft werde lernen, die neuen Aufgaben zu schultern, die der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in alle Länder Europas bringt.