Helfer von Concordia an der Moldawischen Grenze
Bernhard Drumel
Bernhard Drumel
Soziales

Kärntner hilft Ukrainern in Moldawien

Der Kärntner Bernhard Drumel ist internationaler Leiter der Hilfsorganisation Concordia und mit einer Ukrainerin verheiratet. Er hilft Flüchtlingen aus der Ukraine, die in Moldawien gelandet sind, es dürften bisher rund 90.000 sein. Rund 100 Schlafplätze sind derzeit verfügbar, neue werden mit viel Unterstützung vor Ort geschaffen.

Drumel sagt, es kämen viele Menschen in das klassische Durchzugsland Moldau bzw. Moldawien. Erstaunlicherweise bleiben aber viele Familien hier. Das liege wohl auch daran, dass die Männer in der Ukraine blieben, um zu kämpfen. So kämen vor allem Frauen und Kinder, viele erschüttert und verzweifelt. Die ukrainische Millionenstadt Odessa ist nur etwas mehr als 50 Kilometer vom Grenzübergang Palanca entfernt und liegt am Schwarzen Meer, so Drumel.

Auch Moldau/Moldawien könnte geschluckt werden

Man nehme an, dass Menschen, die keine Familie in anderen Ländern haben, vorerst in Moldawien bleiben. Das Kriegsgeschehen sei so nahe an der Grenze, dass es deutlich spürbar sei: „Bei unserem Zentrum hat man die Bomben gehört, es hat einen großen Einschlag in Odessa gegeben, die Scheiben haben geklirrt. Man hört auch die Kampfflugzeuge. Dieses kleine Land ist ja auch in Gefahr, geschluckt zu werden. Dafür ist man unheimlich freundlich, ich nenne das immer Flower Power, ein pazifistisches Willkommenheißen der Flüchtlinge.“

Häuser werden bereit gestellt

Bereits an der Grenze stehen Autos für Menschen, die zu Fuß kommen. Ihnen wird angeboten, dass man sie in die Stadt bringt, sagte Drumel. In der Stadt gebe es Restaurants, die gleich aufmachen und Essen zur Verfügung stellen. Es gebe auch Organisationen, die für ein Dach über dem Kopf sorgen. Derzeit sei Concordia die größte Organisation und man habe einige Häuser leer geräumt.

Concordia hilft an der moldawischen Grenze

Bernhard Drumel hilft mit der NGO Concordia an der Grenze zur Ukraine.

Ungefähr 100 Menschen kann die Nicht-Regierungsorganisation Concordia derzeit in Moldawien unterbringen. Außerdem wird mit anderen NGOs zusammengearbeitet, die noch mehr Menschen versorgen können. Das wichtigste sei auch eine psychologische Unterstützung für die Kinder und Mütter. Die Geflüchteten stehen unter Schock, wenn sie in Moldawien ankommen, aber seien auch sehr dankbar, sagte Drumel.

„Verzweiflung kommt später“

„An der Grenze ist die Verzweiflung noch nicht so da, die bricht dann aus, wenn man in einem Haus angekommen ist und sich einmal hinsetzt. Das ist so ein Schock oder ein Aktionszustand einmal wegzukommen, viele sind ja Tage unterwegs und haben versucht, ihre Kinder zu schützen. Dafür war es an der Grenze sehr ruhig, das war für uns überraschend. Jeder einzelne, der Tee oder etwas zu Essen bekommen hat, hat sich sehr bedankt.“

Viele kommen zu Fuß, manche mit Autos. Die Kolonne reicht kilometerweit zurück und es ist momentan vor Ort kälter als in Österreich. Da der Andrang an der Grenze von Palanca so groß ist, müssen die Flüchtlinge lange warten. Die moldawischen und ukrainischen Grenzbehörden sind laut Drumel sehr freundlich. Aber sie müssen die Menschen abfertigen und manche warten schon um die zehn Stunden. Man habe aber nichts von Aggression mitbekommen.

„Moldau wird nicht kämpfen“

Man statte jetzt einige leer stehende Häuser mit Betten und Matratzen aus, sagte Drumel. Von den 100 seien rund 80 voll. Man kooperiere gut mit den Ministerien und anderen Organisationen. Normalerweise hilft die NGO Concordia Kindern und älteren Menschen. In Moldawien ist die Hilfsorganisation an 50 Standorten mit 200 Mitarbeitern vertreten. 15 Personen wurden nun für die Flüchtlingshilfe abgestellt.

Bernhard Drumel mit Flüchtlingen
Bernhard Drumel
Bernhard Drumel und die Helferinnen von Concordia statten die Flüchtlinge, vor allem Mütter und Kinder, mit dem Nötigsten aus.

Die Befürchtung, dass der Krieg von der Ukraine nach Moldawien überschwappen könnte, sei überall spürbar: „Die Angst ist allgegenwärtig. Jeder hat es im Kopf. Die Moldauische Regierung hat klar gesagt, sie will nicht kämpfen, sie haben auch nur eine kleine Armee. Die Präsidentin hat gesagt, wir sind ein pazifistisches Land, wir werden nicht kämpfen.“ Aber keiner wisse, was passiert.

Um nicht lange über mögliche Eventualitäten nachdenken zu müssen, werde man aktiv und viele helfen mit. Vieles wird im Moment für die Flüchtlinge aus der Ukraine gebraucht: Wohnungseinrichtung, Lebensmittel, Decken und Kleidung. Auf der Webseite von Concordia könne man spenden, auch Hilfslieferungen werden angeboten. Man könne jeden Cent brauchen, so Drumel.

Schwiegereltern sitzen fest

Der Kärntner, der in Wien lebt, ist auch privat mit der Ukraine eng verbunden. Seine Frau kommt ursprünglich aus diesem Land. Die Schwiegereltern seien in der ostukrainischen Stadt Charkiw, die derzeit beschossen werde. Sie sitzen in ihrer Wohnung, weil sie dachte, es sei bald vorbei. Nun komme der Krieg näher. Seine Frau ist derzeit zwar in Wien, sie unterstützt aber im Rahmen eines humanitären Projekts leukämiekranke Kinder in den beiden Krankenhäusern von Charkiw.