Blaulicht auf Notarztwagen
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Chronik

Notärztemangel: Kritik an Aufnahmesystem

Es fehlt – immer noch – an Notärzten, die vor allem ab den Nachmittagsstunden die Nachtdienste übernehmen. In mehreren Bezirken gibt es deswegen Lücken im Dienstplan. Tagsüber können Ärzte schon nach drei Jahren mit Notarztdiplom bei Einsätzen dabei sein, den Nachtdienst dürfen sie aber freiberuflich erst nach sechs Jahren übernehmen.

Was jetzt schon manchmal Realität ist: Man ruft nach einem schweren Unfall die Rettungskräfte – Polizei, Feuerwehr und Rettung rücken an, nur der Notarzt nicht, weil für den Dienst keiner gefunden werden konnte. Das sei Realität in manchen Bezirken, sagte Roland Steiner, Sprecher der Notärzte in Kärnten. Derzeit gebe es zum Beispiel massive Probleme im Bezirk St. Veit, wo die Anästhesie stark unterbesetzt sei und dadurch weniger Notärzte für den Dienst eingeteilt werden können. Auch in Hermagor gebe es Probleme.

Roland Steiner Sprecher Notärzte Kärnten
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Roland Steiner, Sprecher der Notärzte in Kärnten

Zusätzliche Hubschrauber verschärfen Personalengpass

Steiner kritisiert, dass zum Beispiel im Winter mehr Hubschrauber eingesetzt würden, was nicht notwendig sei: „Mit zwei Hubschraubern in Kärnten kommen wir komplett aus. Wenn man zum Beispiel zwei Notarzthubschrauber mehr hat, dann sind das 60 Notarzttage, die dann wieder wo anders abgehen.“

Notarzthubschrauber der ARA Flugrettung in der Luft Winter
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Von Seiten der ARA Flugrettung heißt es, dass man auch Notärzte aus anderen Bundesländern im Einsatz habe. Man sei bereit, dort, wo möglich, auch mit bodengebundenen Stützpunkten zusammenzuarbeiten, um die Notarztsituation zu entschärfen.

Notärztin im Krankenhaus
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Neues Ausbildungssystem sorgt für Probleme in der Praxis

Ein weiterer Aspekt, warum es zum Engpass bei Notärzten komme, sei das geänderte Ausbildungssystem. Ursprünglich konnten Ärzte schon nach drei Jahren Ausbildung den Notarztdienst absolvieren, jetzt erst nach sechs Jahren samt Prüfung.

Katrin Linscheid, seit zehn Jahren Notärztin am Krankenhaus Spittal/Drau, kennt die Problematik auch in ihrem Haus: „Unsere Kollegen würden gerne fahren. Sie sind motiviert, jung, aber sie dürfen nicht. Sie wären nach der neuen Notarztausbildung sicher fähig dazu und verfügen auch über drei Jahre Praxis. Es würde schon hinhauen.“

Katrin Linscheid Notärtin Krankenhaus Spittal an der Drau
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Notärztin Katrin Linscheid

Land: Kostenübernahme nur bei fünfjähriger Verpflichtung

Das Land sieht wenig Spielraum, will aber die Kosten für die Notarztausbildung übernehmen. Nicht alle Krankenhäuser würden diese 1.000 Euro den angehenden Notärzten zahlen.

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, das Land finanziere unter der Voraussetzung, dass die Ärzte und Ärztinnen, die an der Ausbildung teilnehmen, auch in das hiesige Notarztsystem aufgenommen werden: „Dann übernehmen wir die Kosten zur Gänze.“ Fünf Jahre müssten sich Notärzte dann nach Ende der Facharzt-Ausbildung verpflichten, in Kärnten Notarztdienste zu machen.

Beate Prettner Gesundheitsreferentin SPÖ
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Gesundheitsreferentin Beate Prettner

Höherer Verdienst als Impfärzte

Dass einige Ärzte, die vorher als Notärzte tätig waren, seit zwei Jahren lieber als Impfärzte arbeiten, trage auch zur Spannung bei. Sie verdienen dabei pro Stunde 150 Euro, als fast viermal so viel, kritisieren die Notärzte.

Notärztemangel: Kritik an Aufnahmesystem

Es fehlt – immer noch – an Notärzten, die vor allem ab den Nachmittagsstunden die Nachtdienste übernehmen. In mehreren Bezirken gibt es deswegen Lücken im Dienstplan. Tagsüber können Ärzte schon nach drei Jahren mit Notarztdiplom bei Einsätzen dabei sein, den Nachtdienst dürfen sie aber freiberuflich erst nach sechs Jahren übernehmen.

Team Kärnten: Zugangshürden für Studium senken

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung am Freitag, wenn sich die Entwicklung in dieser Art und Weise fortsetze, sei die medizinische Versorgung im Ernstfall in erheblicher Gefahr. Die Dauer der notwendigen Ausbildung erscheine für viele Interessenten zu hoch. Zudem müsse es gelingen, mehr Allgemeinmediziner als Notärzte zu gewinnen. Im Interesse der gesamten Gesellschaft gelte es auch allgemein, die Zugangshürden für das Medizinstudium zu senken und mehr Medizinstudienplätze in Österreich zu schaffen. Kein Verständnis hat Köfer dafür, dass Impfärzte im Vergleich zu Notärzten ein wesentlich höheres Stundenhonorar erhalten. Außerdem sollten Notfallsanitätern mehr Kompetenzen zuerkannt werden, so Köfer.

FPÖ: Kein Teilzeitbetrieb

FPÖ-Gesundheitssprecher Harald Trettenbrein und Landtagsabgeordneter Christoph Staudacher sagten in einer Aussendung, das Notarztwesen dürfe nicht zu Teilzeit-Betrieb werden. Vor allem Oberkärnten sei besonders betroffen, weil die Notarztdienste in Spittal in Hermagor die größten Lücken aufweisen.
Trettenbrein und Staudacher drängen auf eine Ersatzlösung, wenn kein Notarzt zur Verfügung steht, um mit dem Noteinsatzfahrzeug zu einem Notfall auszurücken. Es müsse ein Rendezvous-System greifen. Ein Sanitäter solle mit dem NEF zum Unglücksort fahren und ein ausgebildeter Arzt, der nicht unbedingt das Notarztdiplom besitzen müsse, werde alarmiert und fahre eigenständig hin.