Elf Hektar Boden werden österreichweit pro Tag verbaut. Der World Wide Fund For Nature (WWF) empfiehlt maximal einen Hektar täglich, doch alleine in Kärnten wird diese Fläche pro Tag für Bauarbeiten abgegraben, mit Asphalt bzw. mit Beton zugedeckt und somit versiegelt.
Bodenkundlerin Gerlinde Krawanja-Ortner vom Geopark Karawanken sagte, Kärnten habe einen doppelt so hohen Pro-Kopf-Verbrauch an Boden wie der österreichische Durchschnitt. Und der liegt schon weit über dem europäischen Durchschnitt, zum Beispiel in Bayern." Mache man so weiter, hätte man in gut 170 Jahren den letzten Acker verbaut, so Krawanja-Ortner: „Ich würde das schon als bedenklich und besorgniserregend bezeichnen.“

Nicht in Breite, sondern in Höhe bauen
Nur nicht versiegelter Boden speichert Wasser, ist Lebensraum und sorgt für Ernteflächen: „Böden haben einen recht geringen Stellenwert in der Umweltpolitik, das kann man so sagen. Es ist aber nicht so, dass man immer auf die Politik warten muss, jeder kann etwas ändern. Mein Ratschlag ist immer, wenn man ein Haus baut, soll man in die Höhe und nicht in die Fläche bauen. Bungalows sollte man vermeiden.“
Das gilt auch für Betriebe: Man könnte beispielsweise ein Büro oberhalb eines Geschäfts oder eine Werkstätte bauen und somit keine neuen Flächen verbauen. Dann könne man Blumengärten anlegen, Sträucher pflanzen. Könne man Einfahrten nicht offen lassen, müsse man sie pflastern, fragt sich Krawanja-Ortner. Denn Boden nehme Wasser auf und schütze so vor Hochwasser.

Letzte Qualitätserhebung vor 20 Jahren
Hinzu kommt, dass schon lange keine Erhebungen durchgeführt wurden, in welchem Zustand Kärntens Böden sind. Etwa, ob sie ob sie verschmutzt oder überdüngt sind: „Die letzte Erhebung, die gemacht wurde ist die Bodenzustandsinventur, die liegt aber schon 20 Jahre zurück. Da wurde stark auf die Schadstoffe geschaut und die Überdüngung. Da gab es ein paar Hotspots wie Arnoldstein oder Treibach-Althofen von den Schadstoffen her. Von Überdüngung war damals nichts zu sehen.“
„Geringer Stellenwert der Böden“
Trotzdem stellt man sich die Frage, warum man die Böden lange nicht mehr untersuchte. Das kritisiert auch die Expertin. Böden seien so wichtig, warum werde hier nicht mehr erhoben, frage sie sich. „Es wird nicht gemacht. Der Stellenwert von Böden im Vergleich zu Wasser und Luft ist viel zu gering.“
Wie Böden beschaffen sind sieht man bei Grabungen: „Man muss nicht weit graben. So wie die Böden in Kärnten beschaffen sind, sind selten mehr als einen Meter mächtig, dann stößt man schon auf Gestein. Die Schicht zwischen Gestein und Wiese ist dann der Boden.“

Regenwürmer stabilisieren Böden
Bei diesen Grabungen erkenne man gut, dass der Boden aus mehreren Schichten bestehe. Diese Schichten werden von den Experten als Horizonte bezeichnet: „Den obersten Horizont, der Humushorizont, kennen die meisten vom Garten. Dieser Humushorizont ist braun-schwarz.“ Darunter liegt der Mineralboden, der oft eine rostbraune Farbe hat. Sie kommt meist von Eisenoxyd.
Aus diesen beiden Schichten ergeben sich dann die Bodenteilchen Humus und Bodenminerale. Humus entsteht aus Resten von Pflanzen und Tieren. Wichtige Arbeit macht dabei der Regenwurm: „Er frisst den Boden und vermischt Humus und Mineralien in seinem Körper. Durch die Verbindung schafft er stabile Strukturen, der Boden wird dadurch weniger erosionsanfällig.“

Boden bindet Nähr- und Schadstoffe
Humus und Bodenminerale haben wichtige Funktionen. So binden sie an der Oberfläche Schadstoffe, sagte Krawanja-Ortner: „Dadurch bleiben diese Stoffe im Wurzelraum, in der Nähe von Pflanzen. Diese Teilchen verhindern, dass die Nährstoffe nach unten ausgewaschen werden.“ Nährstoffe sind beispielsweise Magnesium, Kalium oder Kalzium, die wichtig für die Pflanzen sind. „Schadstoffe können sein Pestizide oder Schwermetalle. Bei den Schadstoffen ist es eine wesentliche Eigenschaft des Bodens, dass er sie hält und sie nicht ins Grundwasser gelangen.“
Mindestens ebenso wichtig ist es, dass zwischen den Bodenteilchen Platz für Hohlräume bleibt. Diese Bodenporen nehmen Wasser auf, damit es nur langsam versickert und den Pflanzen zur Verfügung steht.