Infusionsflasche mit Hand
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Gesundheit

Diagnose Dickdarmkrebs: „Ich war fertig“

Zehn Prozent aller Krebspatienten in Kärnten leiden an Dickdarmkrebs. Diese Diagnose zog auch Josef Müller zuerst einmal den Boden unter den Füßen weg, heute hat er drei Operationen hinter sich und rät anderen, mit der Vorsorge nicht zu lange zuzuwarten.

Am Weltkrebstag erinnern die Österreichische Gesundheitskasse, das Land Kärnten und viele medizinische Einrichtungen an Vorsorgeuntersuchungen, – die ja seit Pandemiebeginn vielfach vernachlässigt werden. Zum Nachteil der Patienten, denn es gilt weiterhin: Je früher ein Krebs entdeckt wird, desto kürzer und schonender ist die Therapie und umso höher sind die Heilungschancen.

Schmerzen und Blut im Stuhl ließen Böses erahnen

Etwa 25.000 Personen in Kärnten leben mit einer Krebserkrankung, und Jahr für Jahr erhalten 3.000 Patientinnen und Patienten eine Erstdiagnose. Bei zehn Prozent ist es Darmkrebs, wie bei Josef Müller aus Klein St. Paul, häufige Wege zur Toilette, Schmerzen und Blut im Stuhl ließen ihn Böses ahnen. Und als er dann aus dem Mund des Arztes das Wort Darmkrebs hört: „Dann habe ich den Boden unter den Füßen nicht mehr gespürt, ich war fertig.“

Darmkrebspatient mit Pflegerin
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Josef Müller mit Pflegerin

Josef Müller wird dreimal operiert, die Chemo hat er noch vor sich. Mehr als 8.000 Frauen und Männer gehen pro Jahr in Kärnten zur Koloskopie, zur Darmspiegelung. Es könnten mehr sein, denn bei dieser Untersuchung werden Mini Polypen entdeckt und sofort entfernt, das Risiko an Darmkrebs zu erkranken verringert sich um 90 Prozent.

Neuer Job häufig ein „Vorsorge- Hemmschuh“

Mancher Patient, der in den letzten Monaten auf einem OP-Tisch im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in St. Veit gelegen ist, hatte auf die Vorsorge verzichtet, sagt Primarius Jörg Tschmelitsch. Und die Antworten auf die Frage nach dem Warum? „Dass sie ihren Job verloren haben, einen neuen fanden aber dann nicht den Mut hatten, wegzubleiben oder sich behandeln bzw. untersuchen zu lassen. Es gab einige solche Schicksale.“

Ständiges Forschen der Krebsspezialisten bringt den Patienten Vorteile, nicht nur die neuesten Behandlungsmethoden und Medikamente, sagte Onkologe Harald Weiß: „Speziell beim Dickdarmkarzinom musste man vor einigen Jahren Chemotherapie für ausschließlich sechs Monate geben. Es gab hier große Untersuchungen, hier kann man jetzt bei manchen Patienten mit Sicherheit sagen, dass eine dreimonatige Therapie ausreichend ist, dass heißt die Zeit hat sich halbiert.“

„TÜV-geprüfte“ Onkologie in St. Veit

Onkologie und Chirurgie in St. Veit haben bereits zweimal eine Art TÜV, eine Prüfung der Deutschen Krebsgesellschaft bestanden und sie nehmen an internationalen Studien teil. Josef Müller sagt, man solle nicht so lange zuwarten, wie er: Ich hätte mir viel erspart. Morgen kann ich nach Hause gehen, für eine Wochen, damit ich wieder ein bisschen besser zu mir finde. Die ganze Familie ist da und: Daheim ist daheim, nicht?“.

Mediziner in MR Raum
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Radiologie-Raum

Laut der Österreichischen Gesundheitskasse wurden in Kärnten 2019 insgesamt 8.985 Koloskopien durchgeführt, 2020 waren es 8.480. Für das abgelaufene Jahr 2021 liegen nur die Zahlen für die Quartale 1 bis 3 vor, hier waren es bisher 6.704 Darmuntersuchungen. Durch den Fortschritt der Medizin überleben an die 70 Prozent der Patienten ihre Erkrankung an Darmkrebs.