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Wirtschaft

Privatkonkurs neu auch für Unternehmer

Am Donnerstag ist bekannt geworden, dass ein ehemaliger Geschäftsführer aus der Stahl- und Industriebaubranche mit fast acht Millionen Euro Schulden in den Konkurs schlitterte. Geht sein Zahlungsplan auf, könnte er sich mit einer Quote von 0,2 Prozent entschulden. Mit knapp 15.600 Euro wäre die Millionenschuld vom Tisch.

Mit Schulen von fast acht Millionen Euro musste der Mann aus Bad St. Leonhard Privatkonkurs anmelden. Der Großteil der Schulden stammt aus seiner Zeit als Geschäftsführer dreier mittlerweile ebenfalls insolventer deutscher Firmen in der Stahl- und Industriebaubranche. Nun möchte sich der Mann mit einer Quote von 0,2 Prozent entschulden. Mit knapp 15.600 Euro wäre er also die Millionenschuld los. Der ORF fragte nach, wie das möglich ist: So ist es seit der letzten Insolvenzrechtsreform im Vorjahr auch Unternehmern möglich, sich innerhalb von drei Jahren zu entschulden, wie das bereits für Privatpersonen galt.

540 Privatkonkurse im Vorjahr

Im letzten Jahr gab es 540 Privatkonkurse mit einer durchschnittlichen Verschuldung von 160.000 Euro. Ein Viertel davon, etwa 135, waren Insolvenzen ehemaliger Unternehmer. Überwiegend handle es sich bei diesen Schuldnern um redliche Geschäftsleute, die sich verkalkuliert hätten, sagte Barbara Wiesler-Hofer vom Kreditschutzverband von 1870: „Es geht um diese sogenannte zweite Chance eines ehemaligen Unternehmers, der soll genauso die Chance haben sich zu entschulden und zwar innerhalb dieser drei Jahre.“

Gläubiger gehen oft fast leer aus

Mit der kürzeren Entschuldungszeit sollen sie die Chance bekommen, wieder am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Gläubiger des insolventen Unternehmers bekommen meist sehr wenig zurück und geraten so selbst in wirtschaftliche Nöte. Ein unternehmerisches Risiko, dass es zu minimieren gelte, sagte Wiesler Hofer: „Grundsätzlich sag ich immer wieder bevor ich als Lieferant oder Vertragspartner ein neues Geschäft anbahne dann ist es immer gut, wenn man sich über das Unternehmen informiert und eine Bonitätsabfrage macht.“

Insolvenzursachen seien nur sehr selten strafbare Handlungen, laut Einschätzung der Kreditschützerin würden die meisten Unternehmer nur zu langsam auf Veränderungen reagieren.