Ambulanzräumlichkeit im Spittaler Krankenhaus
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Coronavirus

Tausende infiziert, wenige im Spital

Obwohl die Zahl der täglichen Neuinfektionen mehr als 1.000 beträgt, überlastet Omikron die Spitäler bisher nicht. Allerdings fehlt wegen der vielen Infektionsfälle zunehmend Personal in den Krankenhäusern. Infizierte ohne Symptome, die nicht infektiös sind, dürfen in Schlüsselpositionen weiter arbeiten.

Derzeit werden 14 Personen auf Intensivstationen wegen Covid-19 behandelt, vor Weihnachten waren es fast 50. Omikron ist nicht nur die vierte Mutation des Coronavirus nach Delta, Alpha und dem Wildtyp, es läuft auch viel schneller durch die Bevölkerung, weil es erfolgreich die Immunabwehr unterläuft.

Die vielen Infektionen schlagen sich aber nicht auf die Intensivstationen durch, sagte Primarius Rudolf Likar vom Klinikum Klagenfurt: „Bei uns haben wir noch drei Patienten, einer ist ein neuer Fall, zwei sind mit Delta infiziert und liegen noch auf der Intensivstation. Es ist deutlich zu einem Rückgang gekommen.“

Delta sorgte noch für volle Spitäler

Dass sich die Lage verändert hat, zeigt auch folgender Vergleich: Noch vor etwas mehr als einem Monat, Mitte Dezember, war die Delta-Variante in Kärnten dominant. Am 19. Dezember, dem Tag der ersten bestätigten Omikron-Infektion, gab es 177 Neuinfektionen. 180 Menschen lagen im Spital, 43 davon auf einer Intensivstation. Am 26. Jänner gibt es mit 1.049 knapp sechs Mal so viele Neuinfektionen, aber um knapp 60 Spitalspatienten weniger (aktuell: 121). Hinzu käme, so Likar, dass bis zu zwei Drittel der Spitalspatienten wegen anderer Krankheiten eingeliefert würden und eine Infektion quasi nebenher festgestellt werde.

Primarius Rudolf Likar
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Rudolf Likar

Mehr als 9.900 Infizierte – viele fehlen am Arbeitsplatz

Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man die Anzahl der aktuell Infizierten damals und heute vergleicht: Am 19. Dezember waren etwas mehr als 3.000 Menschen in Quarantäne, derzeit gibt es mehr als 9.900 aktuell Infizierte. Die Menschen fehlen natürlich auch an ihren Arbeitsplätzen, darunter den Krankenhäusern.

„Brauchen das Personal“

Deswegen arbeitet Personal in Schlüsselpositionen auch CoV-positiv unter bestimmten Bedingungen, so Likar. Er betont, dass für Patienten bei entsprechendem CT-Wert keine Gefahr bestehe, sehr wohl aber für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems mangels Personal: „Ich denke, das ist wichtig, wir brauchend das Personal und es ist auch dazu bereit weiterzuarbeiten, wenn es in Schlüsselpostionen arbeitet, keine Symptome hat und nicht infektiös ist.“

CT-Wert

Der Ct-Wert steht für cycle threshold. Es ist eine variierende theoretische Größe bei der Quantifizierung von DNA-Molekülen während einer Real Time Quantitative PCR (Polymerase Chain Reaction). Je niedriger der CT-Wert, desto ansteckender kann der Infizierte sein.

Viele Tote: „Impfpflicht kommt zu spät“

Die Impfpflicht kommt laut Likar zu spät, sie hätte schon vor eineinhalb Jahren eingeführt werden müssen, um viele Todesfälle auch unter jungen Menschen zu verhindern. Viele hätten keine Vorerkrankungen gehabt, so Likar, sie seien zuvor gesund gewesen. Jetzt laufe Omikron mit vielen relativ leichten Verläufen durch. Die große Frage sei, ob es nicht im Herbst eine Impfpflicht samt Auffrischungsimpfung brauche, wenn möglicherweise wieder ein neuer Virustyp auftaucht.

Kein Genesener brauchte Intensivbetreuung

Wer bei der Einschätzung der pandemischen Lage bisher völlig vernachlässigt werde, seien die Genesenen: Allein in Kärnten sind es derzeit über 90.000 Personen. Kein einziger davon sei jemals auf seiner Intensivstation gelandet.