Chronik

Weiter Wirbel um Raika Althofen

Die Raiffeisenbank Althofen-Guttaring will sich vom Bankgeschäft trennen und nur noch als Fördergenossenschaft tätig sein. Bei der Generalversammlung am Dienstag ging es turbulent zu. Die getroffenen Beschlüsse seien nichtig, soll der Verwalter der Finanzmarktaufsicht gesagt haben.

Das Ziel soll sein, dass das Bankgeschäft von einem anderen Geldinstitut übernommen wird. Die Genossenschaft soll sich künftig nur noch auf Immobiliengeschäfte konzentrieren und sich damit der Kontrolle durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) entziehen. Die FMA setzte der Raika Althofen-Guttaring vergangene Woche einen Verwalter vor – mehr dazu in Verwalter für Raiffeisenbank Althofen-Guttaring.

Hintergrund des FMA-Schritts dürfte ein länger schwelender Zwist zwischen Führungs- und Aufsichtsorganen der Bank sein, die zu Geschäftsführer-Rochaden führten. Innerhalb des Raiffeisensektors gilt die Bank Althofen-Guttaring als „Rebell“, andere sagen „widerspenstig“. Die Bank trat auch nicht der Einlagensicherung des Raiffeisensektors bei. Das heißt, die Landesbank haftet nicht im Verbund für mögliche Ausfälle. Sie muss auch kein frisches Eigenkapital zuschießen.

Hitzige Generalversammlung

„Höchst emotional“, „unangenehm“, „wie im Wilden Westen“, so beschreiben einige Teilnehmer die Generalversammlung am Dienstag im Kulturhaus Althofen. Rednern sei das Wort entzogen, Diskussionen vor der offenen Abstimmung abgewürgt worden, etwa zu einem umstrittenen Grundstücksverkauf in St. Salvator, heißt es. „Unrichtig“, sagte dazu der Obmann der Genossenschaft, Michael Kalmann, es habe zahlreiche Stellungnahmen gegeben, von einer durchgepeitschten Abstimmung könne keine Rede sein.

Landesbank nicht interessiert

Fest steht, dass die Mehrheit der Genossenschaftsmitglieder dafür stimmte, die Trennung vom zuletzt verlustreichen Bankgeschäft in die Wege zu leiten. Demnach gibt es bis Anfang Februar ein Angebot zur Übernahme an die Raiffeisen Landesbank um einen symbolischen Euro. Die teilte schon am Dienstag mit, die regionalen Bankgeschäfte nicht übernehmen zu wollen.

Die Marchfelder Bank, eine Regionalbank mit Filialen bisher ausschließlich in Niederösterreich, bestätigte hingegen gegenüber dem ORF Interesse an der Raika Althofen-Guttaring. Man überlege, damit Ergebnis und Kapitalstärke zu verbessern und sei für Gespräche offen, so Vorstandsmitglied Robert Wallner.

FMA-Verwalter: Beschluss nichtig

Zuvor muss aber die Finanzmarktaufsicht die gefassten Beschlüsse rechtlich prüfen. Wie Teilnehmer der Generalversammlung bestätigten, habe der von der FMA eingesetzte Verwalter am Dienstag nach jeder Abstimmung erklärt, diese sei nichtig. Der Sprecher der Finanzmarktaufsicht, Klaus Grubelnik, sagte gegenüber dem ORF am Mittwoch nur, man könne und werde das laufende behördliche Verfahren mit Verweis auf die Amtsverschwiegenheit nicht kommentieren.

Mittwochnachmittag erreichte den ORF eine schriftliche Stellungnahme des vorläufigen Verwalters, Michael Spitzer, in der es heißt: „Zu den strategischen Beschlüssen in der a.o. Generalversammlung der RB Althofen-Guttaring am 25.1.2022 wurde Nichtigkeit gem. BWG vom vorläufigen Verwalter eingewandt und es gab auch Widersprüche zu den Beschlüssen von mehreren Mitgliedern.“

Kunden standen Schlange

Eine Abspaltung beziehungsweise ein Verkauf des Bankbetriebes sind genehmigungspflichtig. Das heißt, ohne Zustimmung der Finanzmarktaufsicht geht im Fall der Raiffeisenbank Althofen-Guttaring praktisch nichts.

Alle betonen, dass für die Kunden und ihr Geld keine Gefahr bestehe, für sie ändere sich vorerst nichts. Die Debatten der vergangenen Tage dürften dennoch für Verunsicherung sorgen. Am Mittwochvormittag standen einige Kunden vor der Bank in Althofen Schlange.