Ermittler halten Drogen in Händen
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Chronik

Kärnten hat gravierendes Drogenproblem

Kärnten hat ein gravierendes Drogenproblem. Kiloweise werden auch harte Drogen vom Balkan ins Land geschmuggelt. Vieles wird sicher gestellt, Banden geschnappt – die Zahl der Drogenprozesse am Landesgericht steigt eklatant an. Die Übergabe der Drogen erfolgt immer öfter in Privatwohnungen, das erschwert die Ermittlungen.

Wenn Heroin und Kokain auf dem Balkan in Mengen abgepackt werden, die selbst erfahrene Ermittler sprachlos machen, wenn mit der Fahrt über die Grenze das Problem in Kärnten erst so richtig beginnt, stellt man sich die Frage, warum nicht mehr kontrolliert wird. Von Seiten der Polizei heißt es, das sei an den Grenzübergängen logistisch unmöglich.

Christian Liebhauser Karl
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Gerichtssprecher und Richter Christian Liebhauser Karl

„Mengen im Kilobereich“

In den Gerichtssälen am Landesgericht Klagenfurt zeigt sich das Dilemma am Deutlichsten. Nicht nur die Akten, sondern auch die Suchtgiftprozesse häufen sich in einem eklatanten Ausmaß, wie es Christian Liebhauser-Karl vom Landesgericht formuliert: „Diese Verfahren haben sich auch inhaltlich verändert, denn die Mengen der jeweiligen Suchtmittel sind extrem hoch geworden. Wir haben früher von Gramm gesprochen, heute sprechen wir auch bei harten Drogen wie Kokain oder Heroin vom Kilobereich.“

Karl Schnitzer
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Karl Schnitzer vom Landeskriminalamt

„Schulen keine drogenfreien Zonen“

Die Übergabeorte veränderten sich ebenso, was auch die Arbeit der Kriminalisten deutlich erschwert. Die Deals hätten sich in Wohnungen oder Häuser verlagert, die Abnehmer werden immer jünger, sagte Karl Schnitzer vom Landeskriminalamt: „Schulen sind keinesfalls drogenfreie Zonen, daher muss in den Schulen Aufklärung geleistet werden. Wenn eine größere Menge Suchtgift nach Klagenfurt kommt wird das aufgeteilt, das dauert nicht lange und je nach Abnehmerkreis ist das in kurzer Zeit vergeben.“

Drogenproblem in Kärnten

Wer einmal mit Drogen in Kontakt und mit dem Gesetz in Konflikt kommt, der hat laut Gesetzbuch zu Beginn noch die Möglichkeit, anstatt einer Strafe zu verbüßen eine Therapie zu beginnen. Sie kann unter anderem in der Drogenambulanz in Klagenfurt absolviert werden, unter Auflagen, die das Gericht festlegt. Allerdings geschieht das oft, ohne das gewünschte Ziel zu erreichen, kritisiert Liebhauser-Karl: „Die Erfolgsquote, die Zahlen die wir bekommen haben, lässt noch etwas Luft nach oben. Man könnte versuchen, dieses Institut etwas erfolgreicher zu gestalten.“

Therapie dauert oft länger als zwei Jahre

Die langjährige ärztliche Leiterin der Drogenambulanz sieht das anders. Oft seien zwei Jahre Therapie für langjährige Drogenabhängige unzureichend, so Claudia Scheiber: „Die Patienten sind zum Großteil längere Zeit hier, weil sie die Behandlung und Begleitung länger brauchen. Das endet oft nicht, wenn ‚Therapie statt Strafe‘ ausläuft. Die Bestätigungen für das Gericht dauern zwei Jahre.“ Die Zahl der Drogenkonsumenten steigt, aber auch die Zahl derer, die sich Hilfe suchend an die Drogenambulanzen wenden.