Freiwillig in die Schule gehen dürfen, aber nicht müssen. Was beim ersten hinhören vielleicht ganz „cool“ klingen mag, wird auf den zweiten Blick nicht selten zur Belastung. Das ergab die am Samstag zu Ende gegangene Umfrage unter den Kärntner Schülerinnen und Schülern. Innerhalb von zwei Wochen haben 4.335 junge Menschen teilgenommen.
Zwei Drittel fühlen sich überfordert
Deutlich mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie die Coronavirus-Situation massiv überfordert, sagte die Landesschulsprecherin für berufsbildende höhere Schulen, Judith Zedrosser. Vor allem beim freiwilligen Distance Learning gebe es Probleme.
Zedrosser: „44 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage haben das Angebot, zu Hause zu bleiben, in Anspruch genommen. Bei 61 Prozent davon wurde nur selten gestreamt, was es natürlich schwierig macht, dem Unterricht zu folgen.“
Viele Hürden beim Distance Learning
Das Streaming, also die Video-Live-Übertragung aus der Klasse, ist für Schulen nicht verpflichtend. Doch auch andere Hürden machen den Schülerinnen und Schülern im Distance Learning Sorgen, sagte Zedrosser: „Immer wieder wurden von Lehrpersonen negative Äußerungen bezüglich der Abwesenheit getätigt. Oder die Schülerinnen und Schüler mussten sich dafür rechtfertigen, weil sie zu Hause geblieben sind.“
Was aber sehr positiv zu bewerten sei, ist, dass die meisten Lehrer für Rückfragen zu Arbeitspaketen erreichbar gewesen seien „und da die Kommunikation sehr wohl möglich war“.
Belastender Leistungsdruck seit Pandemie
Drei Viertel aller befragten Schülerinnen und Schüler beklagen einen belastenden Leistungsdruck in der Schule, seit die Coronavirus-Pandemie den Alltag beherrscht, sagte Zedrosser: „Dabei ist auch heraus gekommen, dass 66 Prozent keine Lust mehr zu Lernen haben. Mehr als der Hälfte fällt es schwer, morgens aufzustehen und sie fühlen sich allgemein gestresster. 36 Prozent fällt es schwerer, mit dem Druck umzugehen und 57 Prozent geben an, dass ihnen alles über den Kopf wächst.“
Die Ergebnisse der Umfrage würden klar aufzeigen, wo die Probleme liegen, hieß es von der Landesschülervertretung. Nun wollen sie gemeinsam mit den Entscheidungsträgern im Land Lösungen im Sinne der Schülerinnen und Schüler erarbeiten.
Team Kärnten fordert mehr psychosoziale Unterstützung
Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Reaktion auf die Umfrage der Landesschülervertretung, in Kärnten sei der Ausbau der psychosozialer Unterstützungsleistungen in allen Schulformen nötig: „Hier muss die Politik dringend tätig werden. Wir dürfen keine Generation Corona heraufbeschwören.“
Schulstreiks ab Dienstag
Nachdem zu den Forderungen nach Erleichterungen bei der Matura, stärkeren CoV-Sicherheitskonzepten und Maßnahmen für psychische Gesundheit keine Reaktion gekommen sei, werde es morgen an mehreren Schulen zu Streikmaßnahmen der Schüler kommen, wurde angekündigt. In einem offenen Brief von Schulsprechern an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP)hieß ,es: „Wenn sich nicht grundlegend etwas an der Politik ändert, halten wir nicht mehr lange durch“ – mehr dazu in „Nicht mit uns!“ Schulstreiks wurden heute beschlossen (fm4.ORF.at).