Hoke Fresko Ostseite Hauptbahnhof Klagenfurt
„Kennst Du Kärnten“

„Museum“ Hauptbahnhof Klagenfurt

Bahnhöfe werden nicht unbedingt als Museen betrachtet, doch viele alte und neue Bauwerke sind Denkmäler der Architektur und der Kunst. Der Klagenfurter Hauptbahnhof ist ein besonders Beispiel dafür mit seinen Fresken von Giselbert Hoke.

An kaum einem anderen Ort treffen so viele verschiedene Menschen und Emotionen aufeinander wie in Bahnhöfen. Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Wie viel Trauer gibt es da beim Verabschieden, wie viel ungeduldiges Warten auf die Ankunft, wie viele freudige Begrüßung.“ Der Künstler Giselbert Hoke versuchte, diese Emotionen in seinen damals viel diskutierten Fresken darzustellen und auszudrücken. Jungbauer sagte, die Fresken seien in den 1950er Jahren nach dem Neubau des Bahnhofs entstanden. Er sei notwendig geworden, weil der alte Bahnhof durch Bomben zerstört worden war.

Figuren direkt auf Putz aufgetragen

Er gewann damals den ausgeschriebenen Wettbewerb und machte sich gemeinsam mit einem Maurer an die Arbeit, so Jungbauer: „Die Arbeit war nicht leicht. Die Fresken haben jeweils eine Größe von 22 mal fünf Metern. Es war nicht möglich, entsprechende Vorzeichnungen zu machen. Der Künstler musste seine Figuren also gleich in voller Größe auf den feuchten Putz auftragen. Außerdem war die neue Halle noch gar nicht fertig gestellt, er hat deswegen immer in der Nacht gearbeitet.“

Mit viel Einsatz stellte der Künstler sein Werk aber fertig. Und es zeigt heute noch sowohl auf der linken als auch der rechten Seite der Halle den Menschen, seine Welt und seine Zeit.
Auf der linken Seite der Halle sieht man den Mensch als Individuum dargestellt. „Überdimensional große Figuren stehen, in farblich unterschiedlichen Feldern, entweder in kleinen Gruppen oder alleine. Sie sind Symbole für Mütterlichkeit, Freude und Liebe.“

Symbole für Liebe und Unbeschwertheit

In einem Feld sieht man einen Knaben zwischen zwei jungen Frauen stehen: „Er steht körperlich zwischen den beiden Frauen, aber auch im abstrakten Sinn. Er schwärmt für die eine wie für die andere, kann sich aber nicht entscheiden." Jungbauer führte aus, ein weitere Feld zeige ein kleines Kind, das einem Schmetterling nachjagt, ein Symbol für Unbekümmertheit und Unbeschwertheit.“

Während auf einem anderen Feld eine Mutter neben ihrem Neugeborenen liegt. Eine andere Frau streicht währenddessen das Kopfkissen gerade. Für Jungbauer ein Symbol der Hilfsbereitschaft.

Wand der Kläger Hauptbahnhof Klagenfurt
Wand der Angeklagten an der Westseite im Stil von Pablo Picasso

Auf der gegenüberliegenden Seite ist hingegen das Kollektivschicksal dargestellt: „Das ist sozusagen das Gegenstück, die negative Seite. Es geht hier um Trauer und Schmerz.“ Allerdings habe Giselbert Hoke auch versucht, in das düstere Bild einen „Hoffnungsschimmer“ einzubauen. In Form einer männlichen Lichtgestalt, die Hoffnung geben soll, über Angst und Schrecken hinwegzukommen, so Jungbauer.

Heftige Ablehnung der Fresken

Der Künstler macht es aber dem Betrachter nicht leicht, die Idee dieser Fresken zu verstehen. Darum gab es schon kurz nach der Enthüllung heftige Proteste: „Weil die Menschen die künstlerische Arbeit als unpassend angesehen haben. Es wurde sogar ein Verein gegründet, der Geld dafür gesammelt hat, das Abnehmen der Fresken zu bezahlen.“ Die Stadt Klagenfurt entschied sich damals aber dagegen. Heute stehen die Fresken sogar unter Denkmalschutz.

Jungbauer sagte, wenn man die Fresken genauer anschaue, erkenne man so manche Situation aus dem eigenen Leben und der eigenen Welt.