100 Jahre Stromversorgung Güssing
ORF
ORF
Chronik

Klagenfurt auf Blackout vorbereitet

Auf dem Land haben noch etliche Häuser einen Sparherd oder Ofen. Damit bleibt es bei einem Stromausfall zumindest warm. Auch die Wasserversorgung ist außerhalb der Städte etwas leichter aufrechtzuerhalten. In Klagenfurt gibt es ein ausgefeiltes Konzept zur Deckung der Wasser-, Strom- und Treibstoffversorgung.

Alexander Lubas beschäftigt sich in Klagenfurt mit den Fragen zum Thema Blackout. Er ist der Leiter des behördlichen Krisenstabes. Eine der Fragen, die wohl die meisten Klagenfurter interessieren dürfte: Wie lange kommt bei Stromausfall noch Wasser aus den Leitungen? Lubas sagt, das 90 Prozent des Stadtgebietes auch im Fall eines Blackouts noch mit Wasser versorgt werden könne: „Klagenfurt ist über Hochbehälter mit Wasser versorgt. Dort ist Wasser gespeichert. Bei einem normalen Verbrauch hält der Vorrat auf jeden Fall für ein bis zwei Tage. Im Winter ist der Verbrauch generell geringer als im Sommer.“

Pumpstationen schaffen im Notfall Abhilfe

Die Quellen seien auch mit Pumpstationen und einer Notstromversorgung versehen. „Das heißt, solange wir eine Treibstoffversorgung für die Notstromversorgung haben können wir die Wasserversorgung aufrecht erhalten.“

Wenn die Bevölkerung im Ernstfall Wasser – zum Beispiel in der Badewanne – „hamstere“, verringere sich das Volumen der Reserve: „Wir müssten dann früher diese Notstromversorgung durch die Pumpstationen durchführen.“ Im Falle eines Blackouts würde es aber öffentliche Aufrufe und Informationen geben, mit dem Wasser generell sparsam umzugehen, um für deinen längeren Zeitraum die Trinkwasserversorgung sicherstellen zu können.

Je höher Gebäude liegen desto weniger Wasserdruck

Der größte Hochbehälter der Landeshauptstadt ist jener am Spitalberg. Darin befinden sich 25.000 Kubikmeter Wasser. 90 Prozent, also jeder zehnte Klagenfurter, würde bei längeren Ausfällen der Wasserversorgung im trockenen stehen. Der artesische Druck ist schuld daran. Je höher oder höher gelegen ein Gebäude ist, desto weniger Wasser kommt an. Laut Lubas könne nicht gewährleistet werden, dass die Wasserversorgung bis in den zehnten Stock gewährleistet bleibe: „Es gibt aber zumindest die Möglichkeit, dass die Bewohner zum Beispiel zum Nachbarn in das Parterre geht, um sich Wasser zu holen. Dort ist die Versorgung mit Trinkwasser eigentlich gewährleistet.“

Kläranlage
ORF
Abwasserbehälter in Kläranlage

Auch Abwässer können weiter entsorgt werden

Die Abwässer und Fäkalien der Stadt werden durch die Schwerkraft zur Kläranlage gebracht. Allerdings nicht alles, so der Experte: „Auch im Bereich der Schmutzwasserentsorgung haben wir Vorkehrungen getroffen. An gewissen Punkten wurden Pumpstationen eingerichtet, die notstromversorgt sind. Es gilt also auch für die Wasserentsorgung das Gleiche wie für die -versorgung.“

Ein bis zwei Tage ohne Strom sollten, was diese Infrastruktur betrifft, kein Problem sein. In den Häusern bleibt es meist dunkel, bis auf Taschenlampen und Kerzen. Um für einen großen Stromausfall gerüstet zu sein sollte man laut Zivilschutzverband Folgendes zu Hause haben: Ein Radio, das ohne Strom funktioniert, Lebensmittel Mineralwasser, Hygieneartikel und Medikamente. Doch was passiert, wenn – im Winter – mehrere Tage lang die Heizungen stillstehen? Man braucht weitere Energie, Notstrom – und dafür braucht man, wenn der Stromausfall länger dauert, Treibstoff. Aber ist bei einem Blackout genügend davon verfügbar?

Außenstecker für Stromausfall
ORF/Mat´ha

Notstromaggregat auch für Wärmeversorgung

Die gute Nachricht: Die Fernwärme in Klagenfurt funktioniere auch bei einem Stromausfall, sagt Alexander Lubas. Die schlechte Nachricht: Heißes Wasser kommt erst einmal nur bis zur sogenannten Übergabestelle im Haus. „Diese Schnittstelle braucht Strom, damit das Haus mit Wärme versorgt werden kann. Das ist bei den meisten Häusern nicht der Fall.“ Vereinfacht gesagt heißt das, dass die Wärme beim Haus ansteht, sie aber nicht in die Wohnungen gebracht werden kann.

Mit einem Notstromaggregat könne aber dafür Sorge getragen werden, dass die Umwälzpumpen die Wärme weiterleiten. Das sei als Blackoutvorsorge für ein Einfamilienhaus oder die Wohnungen in einem Mehrparteienhauses eines Wohnbauträgers geeignet.

Radio mit Kurbel und Solarpaneel
ORF
Radio mit Kurbel und Solarpaneel

Tankstellen halten Treibstoffversorgung aufrecht

Der Treibstoff, um ein Notstromaggregat und Pumpen zu betreiben könne bei Tankstellen bezogen werden. Im Falle eines Blackouts sei die Tankstelle der Klagenfurt Mobil GmbH, die ehemalige Magistratstankstelle, oder die Landestankstelle der Asfinag, mit Notstrom versorgt. Auch die Berufsfeuerwehr betreibt eine Tankstelle, die notstromversorgt ist. „Bei diesen Entnahmestellen kann man – koordiniert durch den behördlichen Krisenstab – der Treibstoff verteilt werden. Auch die Polizei und die Feuerwehr braucht für ihre Einsatzfahrzeuge Treibstoff. Sie können dort betankt werden.“

Alleine das Pumpen von Wasser in die Hochbehälter braucht 2.000 Liter Sprit pro Tag. Wie viele Tage würde da der Treibstoff reichen, der in den Tanks der privaten Tankstellen steckt? Man gehe Schritt für Schritt, sagt der Klagenfurter Krisenstabschef: „Es muss nicht nur ein Notstromaggregat zur Verfügung gestellt werden, sondern ich brauche technisch eine Einspeisstelle, sodass diese Anlage autark in Betrieb gehen kann. Das bedingt einiges an Vorbereitung.“

Feuerwehrmann vor Überwachungsmonitor Stromverbrauch
FF St. Ruprecht
Auch die Feuerwehr führt regelmäßig Blackout-Übungen durch, um für den Ernstfall gerüstet zu sein

„Leuchttürme“ als Anlaufstellen im Ernstfall

Derzeit werden gerade fünf sogenannte Leuchttürme geschaffen. Es handelt sich dabei um Orte, zu denen die Klagenfurter – im Fall des Falles – kommen können. Laut Lubas handle es sich um den Kindergarten in der Feldkirchnerstraße, die Volksschule in Welzenegg, die Mittelschule in Viktring, jene in Wölfnitz und das Gemeindezentrum in Annabichl: „Wir haben die Leuchttürme so gelegt, dass sie im Umkreis von zwei Kilometern auch fußläufig von der Bevölkerung erreicht werden und dass wir nahezu das gesamte Stadtgebiet damit abdecken können.“

Was im Fall eines Blackouts wirklich passiert, kann man nur in Szenarien durchspielen. Ob tatsächlich alles reibungslos funktioniert müsste oder wird die Praxis zeigen.