Rund 900 Jugendliche brechen in Kärnten pro Jahr eine Ausbildung ab oder tun sich schwer, eine Lehrstelle zu finden. Sie aufzufangen, wird im Berufsförderungsinstitut (BFI) versucht, indem eine überbetriebliche Lehre gestartet werden kann. Das Ziel ist es, die Jugendlichen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ausbildungspflicht greift nicht immer
In Österreich gilt eine Ausbildungspflicht für alle Jugendlichen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. In der Praxis greift diese Pflicht aber auch in Kärnten in rund 200 Fällen pro Jahr nicht.
„Kein Lehrling gleicht dem anderen“
In sechs von zehn Fällen gelingt das. Viele von ihnen müssen aber auch sehr intensiv betreut werden. „Das können familiäre Probleme sein, wo wir dann auch mit offiziellen Stellen zusammenarbeiten, um Problematiken zu lösen. Ich kann eines aus Erfahrung sagen, kein Jugendlicher gleicht dem anderen und jeder einzige Lehrling ist eine eigene Herausforderung, die wir sehr gerne angehen und mit unserer Erfahrung weiterentwickeln“, so Robert Miklin von der Lehrlingsvermittlung des BFI.

Wedenig: „Ausbildung macht Sinn“
Aber es gibt auch 200 Jugendliche pro Jahr in Kärnten, die gar keine Ausbildung beginnen. Sie werden vom Arbeitsmarktservice kontaktiert. „Hier filtern wir jene Jugendlichen heraus, die sozusagen im System verschwinden. Diese schreiben wir an, wir schreiben auch die Eltern an“, so AMS-Chef Peter Wedenig.

Manchmal sind zwei bis drei Schreiben notwendig, dann werden die Jugendlichen und deren Eltern persönlich aufgesucht. Sanktionen in Form von Verwaltungsstrafen gäbe es, diese werden aber nicht oft ausgesprochen. „Die Geldstrafen für die Eltern halten sich wirklich in Grenzen. Wir reden hier von bis maximal 20 Fällen, die in den letzten Jahren angefallen sind, weil wir versuchen, die Eltern und vor allem die Jugendlichen davon zu überzeugen, dass Ausbildung Sinn macht“, so Wedenig.
Viele bleiben in höheren Schulen
Im Fall von Manuel Starc ist das gelungen, er hat die Ausbildung in einer höheren Schule abgebrochen und eine Lehre im IT-Bereich begonnen. „Ich wollte nicht Nichts machen, deshalb bin ich dahin gegangen, um herauszufinden, was ich wirklich machen will. Durch das BFI im Lakeside Park bin ich dann zum Unternehmen Softwaregutachten in Klagenfurt gekommen. Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, so Starc.
Die Zahlen zeigen: Ein Hilfsarbeiter ist viermal öfter von Jobverlust betroffen als jemand, der eine Lehre oder eine weiterführende Schulausbildung abgeschlossen hat. Dennoch gelingt es nicht, alle Jugendlichen aufzufangen. Die CoV-Pandemie hat laut AMS auch gezeigt, dass viel mehr Schülerinnen und Schüler in höheren Schulen bleiben, weil das Aufsteigen dort leichter geworden sei. Aber auch das werde sich wieder ändern, sind die Experten überzeugt.