Aufgeplustertes Amselweibchen
Tiere

Die Winterstrategien der Vögel

Auch heimische Vögel wie Amsel und Meise fallen im Winter in den Torpor, eine Starre, um ihre Lebensfunktionen zurückzufahren, wenn es zu wenig Nahrung gibt. Die Jungen der Zugvögel hingegen verfallen in diese Starre, sobald ein Kälteeinbruch im Frühjahr ihr Leben bedroht.

Andreas Kleewein, Geschäftsführer von BirdLife Kärnten, sagte, im Torpor senke der Körper seinen Stoffwechsel herab, die Atmung reduziere sich und das Herz schlage nur einige Male pro Minute. Leicht sei es für die Vögel jedoch nicht, aus dieser Starre zu erwachen. Es brauche dann höhere Temperaturen, damit die Tiere wieder aktiv werden.

Um den Fressfeinden nicht völlig ausgeliefert zu sein, verstecken sich Vögel, die in den Torpor fallen, so Kleewein: „Solche Rückzugsräume für diese Zeit können Mauernischen oder Sträucher sein, wo sie für Fressfeinde nicht leicht sichtbar sind.“ So ein Winterlager wird in der Zoologie als Hibernarium oder Hibernaculum bezeichnet. Kleewein sagte, man kenne es eher von den Säugetieren wie vom Bären oder auch Igeln. Bei Vögeln sei diese Rückzugszeit nur sehr kurz.

Schwalben am Nest
Bird Life Johannes Hohenegger
Schwalben im Nest

„Verhaltung von Zugvögeln besser erforscht“

Grund für die heimischen Vögel, in die Winterstarre zu fallen, ist die Futterknappheit, die von Schnee und Kälte verursacht wird. Auch heimische Singvögel können kurz in den Torpor verfallen. Dieser Bereich sei aber noch nicht gut wissenschaftlich untersucht. Bei Zugvögeln hingegen seien die Forschungen weiter fortgeschritten, wie bei den Mauerschwalben, Ziegenmelkern oder Mehlschwalben, sagte Kleewein. „Das sind alles Zugvögel, bei denen ist das Verhalten am besten untersucht.“

Der Mauersegler kommt im April aus seinem Überwinterungsgebiet nach Kärnten. Er beginnt sogleich mit der Balz und legt dann die Eier ab. Wenn die Jungen geschlüpft sind, kann es vorkommen, dass es zu einem Kälteeinbruch kommt: „Die älteren Vögel fliegen dann mehrere hundert Kilometer von den Schlüpflingen weg und lassen sie alleine. Sie fressen sich mit Insekten an und fliegen wieder zurück, wenn das Wetter besser ist.“ Währenddessen verfallen die jungen Mauersegler im Nest in den Torpor. Mehrere Wochen können die Jungvögel in diesem Zustand der Starre und Hungerruhe überleben.

Die Jungvögel können die Atmung auf 50 bis 90 Prozent reduzieren, um Energie zu speichern, so Kleewein. Außerdem bilden die Jungen der Mehlschwalben eine Wärmepyramide, um Energie zu sparen. Damit werde auch weniger Wärme abgegeben.

Zu viel Fettverbrennung gefährlich

Während bei den Mauerseglern nur die Jungvögel in eine Starre fallen, können sich bei den Mehlschwalben auch die erwachsenen Tiere in diesen Zustand versetzen: „Auch wieder abhängig von niedrigen Temperaturen und kaum Nahrung. Dadurch verbrennt die Schwalbe sehr viel Fett. Sinkt das Körpergewicht von 18 bis 20 Gramm auf 15 Gramm, ist das für die Mehlschwalbe das Zeichen, in den Torpor zu fallen.“

Auch der Ziegenmelker kann bei Kälte und Regen in den Torpor fallen, er hat jedoch einen Vorteil, so Kleewein, er sei ein Bodenbrüter. Die Bodenwärme sei etwas besser als die Nester, die höher liegen.

Amselmännchen im Schnee
Amselmännchen im Winter

Überwinternde Vögel legen Vorräte an

Gerade Schnee, Eis und Kälte erschweren den heimischen Vögeln das Leben. Abseits der Winterstarre haben sie noch andere Strategien, um die kalte Jahreszeit zu überleben, sagte Kleewein: „Die Vögel, die das ganze Jahr hier leben, haben gelernt, Nahrungsvorräte anzulegen. Der Eichelhäher versteckt Eicheln, um sie im Winter herauszuholen.“ Insektenfressende Arten suchen hinter Baumrinden nach Nahrung, wie zum Beispiel der Specht. Andere stellen auch die Nahrung um: „Die Amsel, die sich im Sommer von Würmern, Weichtieren und Insekten ernährt, steigt auf Früchte von Sträuchern und Bäumen um sowie auf Samen und Körner.“

Nicht angewiesen sind Vögel auf den Menschen: „Sie kommen auch ohne Fütterung zurecht. Es ist aber von den Menschen eine angenehme Aktion, die den Vögeln weiterhilft.“