Buchhandlung Heyn in Klagenfurt
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Wirtschaft

Durchwachsener Sonntag-Einkaufstag

Erstmals nach mehr als 60 Jahren haben Geschäfte an einem Sonntag vor Weihnachten öffnen dürfen. Alle, die im Lockdown zusperren mussten, durften offenhalten, um die Verluste ein bisschen kompensieren zu können. Doch nicht für jeden rechnete sich der Aufwand, sie hielten geschlossen.

Das Personal wurde doppelt bezahlt und bekommt einen extra Tag frei. Die Wiener Gasse in der Klagenfurter Innenstadt war am Sonntagvormittag gut besucht. Ein Großteil der Händler machte von der Ausnahmerregelung zur Öffnung am Sonntag Gebrauch, wohl auch aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus und zur Schadensbegrenzung.

Buchhändler Helmut Zechner sagte, man habe zuerst nicht aufsperren wollen, aber von 6. bis 11. Dezember – wo es letztes Jahr keinen Lockdown mehr gegeben habe – habe sich gezeigt, dass der Umsatzrückgang doch so eklatant gewesen sei, dass man anders entschieden habe. Man wolle das Weihnachtsgeschäft teilweise retten.

Für manche rechnet es sich nicht

Neben dem Buchhandel war es auch der Möbel- oder der Modehandel, die von der österreichweiten Ausnahmeregelung profitieren sollten, als Ausgleich für den Lockdown. Doch einige Händler ließen ihre Türen angesichts der hohen Personalkosten geschlossen. Viele Kunden hatten außerdem ihre Weihnachtseinkäufe längst erledigt und gingen am Sonntag in kein Geschäft.

Recht gut war das Besucheraufkommen in Einkaufszentren wie dem Atrio in Villach. Man sei über den zusätzlichen Öffnungstag froh, sagte Centermananger Richard Oswald. Rund 95 Prozent der Geschäfte, die öffnen dürfen, hätten auch offen und nutzten den Verkaufstag. In den letzten zwei Jahren habe der Handel sehr gelitten, da zähle jeder Tag. Es gehe aber vor allem um Schadensbegrenzung. Er halte die Sonntagsöffnung aber für eine einmalige Aktion, Erfahrungen gebe es da ja keine, so Oswald.

Villacher Hauptplatz beim Sonntagseinkauf
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Villacher Innenstadt am Sonntag

Adventmarkt fehlt für Frequenz

In der Villacher Innenstadt waren vor allem Familien unterwegs. Von einem Besucheransturm konnte aber hier, wohl auch wegen des geschlossenen Christkindlmarktes, keine Rede sein. Der Villacher Modehändler Oliver Hönlein sagte, er kämpfe seit Jahren dafür, im Advent sonntags öffnen zu dürfen. Es gebe im Weihnachtsgeschäft noch ein bisschen Aufholbedarf. Das Wochenende liege etwas hinter den Erwartungen, er sei aber doch zufrieden. Die Kosten für das Personal kenne man ja vom 8. Dezember, das sei so schon in Ordnung.

Unsicherheit wegen Omikron

Der Branchensprecher in der Wirtschaftskammer, Raimund Haberl, sagte, in den städtischen Bereichen hätten die Händler früher zugesperrt, aus Villach habe er gehört, ohne Adventmarkt fehle die Frequenz. Einkaufszentren hätten aber positive Rückmeldungen gegeben, so Haberl. Er hält aber auch fest, dass das Weihnachtsgeschäft nicht mehr aufgeholt werden könne.

Groß sei auch die Ungewissheit in der Branche, viele bangen wegen der neuen Omikron-Variante und um das Geschäft nach Weihnachten, wo traditionell viele Gutscheine eingetauscht werden: „Viele schließen schon Wetten ab, ob es zu einem einen Lockdown wegen der neuen Virusvariante kommt. Die Händler stehen mit dem Rücken zur Wand. Offenhalten ist besser als jede staatliche Unterstützung.“