Eingang eines Clubs
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Soziales

Sexarbeiterinnen in der Krise

Etwa 300 Frauen gehen in Kärnten dem Sexgewerbe nach, wobei Schätzungen der Aidshilfe zufolge rund 80 bis 90 Prozent der Sexarbeiterinnen aus dem Ausland kommen. Sexarbeit ist zwar legal, durch CoV fehlen aber Einnahmen. Hilfeleistungen gibt es kaum, viele Frauen werden dadurch abhängig und erpressbar.

Mit der Pandemie wurden viele Sexarbeiterinnen in die Illegalität gedrängt. Deshalb gewinnt neben der wachsenden Armut nun auch das Thema HIV wieder an Brisanz, weil Freier die Frauen zu Sex ohne Kondom nötigen. Sieglinde Regittnig berät für das Land Kärnten in den Gesundheitsämtern legale und halblegale Sexarbeiterinnen. Viele wurden in die Armut gedrängt, den Absprung in Richtung normale Arbeitswelt schafft nur ein kleiner Prozentsatz.

Sexarbeiterinnen in Not

Not schafft Abhängigkeiten

Ohne Sozialversicherung, Steuernummer oder festen Wohnsitz gibt es auch kaum Möglichkeiten auf finanzielle Unterstützung, wenn alle Einnahmen wegen der Pandemie wegbrechen: „Die meisten Möglichkeiten einer Förderung sind nicht gegeben. Daher rutschen sie in Abhängigkeiten, müssen Geld aufnehmen von teilweise dubiosen Personen. Ein Teufelskreis, der nach unten zieht.“

Spendenaktion Aidshilfe

Spenden für Sexarbeiterinnen in Not erbeten auf das Konto der aids Hilfe Kärnten:

AT68 2070 6045 0058 7706
BIC KSPKAT2KXXX
Kennwort: Spende SW

Kaum legale Einkünfte

Hinzu kommt, dass viele Clubs und Laufhäuser pandemiebedingt schließen mussten. Legale Erwerbsmöglichkeiten werden weniger, was die Frauen nun auch wieder stärker in Bedrängnis bringt, was HIV betrifft. Freier fordern vermehrt Sex ohne Kondom und nötigen illegale Prostituierte mit angedrohten Anzeigen dazu. Aber auch legale Prostituierte seien durch den ökonomischen Druck dazu gezwungen, so Regittnig: „Dadurch, dass es eine so große Szene gibt, die illegal arbeitet, können sie diese Frauen erpressen und auch die, die legal arbeiten indem sie sagen, dann machst Du halt kein Geschäft, gehe ich wieder zur Illegalen.“

Sieglinde Regittnig
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Sieglinde Regittnig

Wenige schaffen den Ausstieg

Sissy (Name geändert) schaffte vor kurzem den Ausstieg und will auch nicht mehr zurück. Die letzten zwei Jahre waren auch für sie als Österreicherin und legale Sexarbeiterin besonders schwierig: „Es war schwer, wenn ich nicht jemanden gehabt hätte, der mir hie und da einmal einen Erlagschein eingezahlt hätte – aber ohne, dass ich was tun musste. Und wenn du arbeitest gefährdest Du Menschen oder die Polizei erwischt dich, da bekommst du eine Strafe, die du nicht zahlen kannst – mehrere tausend Euro.“ Manche, die den Absprung geschafft hatten, gingen wieder zurück, so Regittnig, weil dort scheinbar mehr Geld zu verdienen sei, zumindest kurzfristig.

Hilfe herzlich willkommen

Für Ausländerinnen ist es noch schwieriger, wie eine Frau dem ORF anonym schilderte: „Ich habe alle nötigen Papiere, alles, was ich brauche, um legal zu arbeiten. Ich wünschte, wir hätten mehr Unterstützung und Information, wo wir Hilfe bekommen.“

Wo es ging, halfen einander die Frauen zuletzt gegenseitig. Angesichts ihrer prekären Lage versucht nun aber auch die Aidshilfe Kärnten, Sexarbeiterinnen finanziell zu unterstützen und bittet um Spenden, so Regittnig. Spenden gebe man an die Frauen als Lebensmittelgutscheine weiter oder sie werden für Mietrückstände verwendet.