Landesmuseum rudolfinum
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Chronik

Säule der Wissenschaft in Kärnten

Der Naturwissenschaftliche Verein und der Geschichtsverein sind gemeinsam mit dem Kärntner Landesmuseum im Bereich der Naturwissenschaften eine Institution in Kärnten. Die Nazis erzwangen eine Schenkung des Museums, später ging es in Besitz des Landes über. Das Vereinsleben geht aber bis heute intensiv weiter.

Der Naturwissenschaftliche Verein für Kärnten ist nicht nur Anlaufstelle für Wissenschaftler, sondern auch für Naturliebhaber. Hier wird gelehrt, geforscht und die Natur bei Exkursionen genossen. Gegründet wurde der Naturwissenschaftliche Verein 1848. Im Laufe dieser vielen Jahre entwickelte sich der Verein ständig weiter.

Eng verknüpft ist die Geschichte des Naturwissenschaftlichen Vereins auch mit der Entwicklung des Kärntner Landesmuseums und des Geschichtsvereins. Beide Vereine publizieren nach wie vor in der Zeitschrift „Carinthia II“, die heuer 210 Jahre alt wurde. Daran konnten auch die beiden Weltkriege nichts ändern.

Helmut Zwander vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten
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Helmut Zwander

Einschränkungen in den beiden Kriegen

Helmut Zwander, Präsident des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten, sagte, im Ersten Weltkrieg sei die „Carinthia“ reduziert erschienen, weil es ja auch Papiermangel gegeben habe. Aber es seien noch Bände aus der Zeit erhalten. Auch in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs erschienen Carinthia-Bände, doch innerhalb des Vereins veränderte sich Einiges nachhaltig, so Zwander. „Es war der Krieg aber auch die Ideologie dahinter. Der Vereinspräsident durfte nicht mehr Präsident, sondern Führer heißen. Der Geschichtsverein und wir als Vereine mussten das Museum dem Gau Kärnten schenken unter Androhung der Vereinsauflösung, ohne Gegenleistung. So wurde aus dem Vereinsmuseum ein Gaumuseum.“

Aufbau für Verein nicht zu stemmen

Gegen Ende des 2. Weltkriegs bekam das Vereinsmuseum einen Bombentreffer ab, bei dem das Dachgeschoß zerstört wurde: „Es war am gleichen Platz wie heute, zwischen Landesregierung und Landwirtschaftskammer. Man hat ja, ähnlich wie in Wien, auch in Klagenfurt Ringe gemacht. Die Idee war es, repräsentative Gebäude entlang der Ringe zu bauen mit Konzerthaus, Regierung, Kammern etc.“ Der 2. Weltkrieg ging zu Ende und zurück blieb das von einem Bombentreffer verwüstete Museum: „Da gab es ein Restitutionsgesetz, das dafür gesorgt hat, dass die Dinge, die während des Krieges und der Naziterrorherrschaft enteignet wurden, zurückerstattet wurden.“

Landesmuseum Rudolfinum außen
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Landesmuseum für Kärnten Rudolfinum

Museum wurde Land Kärnten geschenkt

Die beiden Vereine hätten daher das Museum eigentlich zurückbekommen müssen. Der Naturwissenschaftliche und der Geschichtsverein sahen aber ein, dass die Wiederherstellung des Gebäudes finanziell nicht zu schaffen war. Laut Zwander war ja kein Geld da und als Verein ein Museum zu renovieren, zu erhalten und Mitarbeiter zu bezahlen wäre sehr schwierig gewesen: „So haben unsere Vorgänger auf die Rückerstattung verzichtet. Sie haben das Museum dem Land Kärnten geschenkt.“

Der Naturwissenschaftliche Verein durfte aber weiterhin im Landesmuseum arbeiten. Beide Vereine hätten dort Büros, neue Fachgruppen seien gegründet worden, so Zwander, das sehe man an den Carinthia-Bänden aus dieser Zeit. Es habe aber keine verbriefte, rechtssichere Vereinbarung gegeben für dieses Geschenk. Man habe nicht gewusst, ob man im Museum bleiben durfte, wo das Geld herkommen sollte.

Naturschutz wurde wichtiger

Schon damals erstellte man wissenschaftliche Expertisen für Naturschutzgebiete, das sei dringend nötig gewesen, so Zwander. Exkursionen ins Ausland habe es nicht gegeben aber doch in die Berge und Nachbarregionen. Der Naturschutz sei immer bedeutender geworden, man habe die Wichtigkeit erkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es sehr abstruse Ideen gegeben, wie die Ableitung der Gail nach Pontebba, um unten Strom zu erzeugen. Da habe es Proteste gegeben und man habe auf das Projekt verzichtet.

Erst 1974 fixe Lösung

Fast 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erst eine fixe Lösung für den Naturwissenschaftlichen Verein und den Geschichtsverein, so Zwander. 1974 habe es wohl eine besondere Stimmung gegeben, denn es sei ein Vertrag unterzeichnet worden, das sei wertvoll – denn für die Existenz gebe es Rechtssicherheit. In diesem Vertrag steht, dass die beiden Vereine für immer ein Quartier im Landesmuseum haben.

Das Land zahle für beide Vereine eine halbe Sekretariatsstelle und jedes Jahr bekomme man eine Subvention für 50 Druckbögen für die Publikationen, das sind 800 Seiten. Zwander ist dafür sehr dankbar, denn bis jetzt wurden diese 800 Seiten immer verwendet, um interessante Inhalte in der Zeitschrift „Carinthia“ zu publizieren.